DOI Heft:
Heft IX (September 1908)
DOI Artikel:Hahn, Robert: Dritter Internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0095
Heft IX
II. Jahrgang
September 1908
JUÜEN)
Jiiubtr. ZEITS(HRIIT-DE • Vffi^NDS :
SÜDDEUTSCHER ZEJfHENlEHRB^EREl^
□
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Vorsitzender: Zeichenlehrer H. Erhardt-Heidelberg
Schriftleiter: Zeichenlehrer G. Kolb-Göppingen ::::::
Verlag und Geschäftsstelle: Stuttgart, Langestr. 18, Tel. 4-02
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T TI Fl Q 1 F ’ ^r^er internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts. — Schattierübungen. —
J-JJ-Jd-Cbl 0 • Böcklin als Flugtheoretiker. — Besprechung. — Der Wahrheit die Ehre.
Dritter internationaler Kongress zur Förderung des
Zeichenunterrichts.
Am Morgen des 30. Juli vereinigten sich in Stuttgart drei reisefrohe
Schwaben zu gemeinsamer Fahrt nach London. Zunächst die bekannten heimat-
lichen Gefilde! Dann hinter Mainz das herrliche Rheintal bei allersonnigstem
Sonnenschein! Da hat man so Augenblicke, wo man seinem Schöpfer dankt —
unbeweibt zu sein, sonst farewell du schönes Reisen! In Köln wurde genächtigt-,
denn wir wollten die Gegenden auch sehen, durch die wir fuhren. In aller Frühe
ging’s dann weiter. Bald waren wir im langweiligen Holland mit seinen Weiden,
Dämmen, Kanälen und eintönigen Dörfern. Endlich Vlissingen! Alles aussteigen!
Erst jetzt werden wir gewahr, welch’ ungeheure Menschenmenge der Schnellzug
beherbergte. Wir haben aber auch über eine Stunde Verspätung. Zunächst zu den
Zollbaracken! Das übliche Schreien, Stossen, Drücken, Rennen! Dann zum Dampfer!
Ein feiner Regen rieselt hernieder, die Aussicht hemmend. Ein Berg von Post-
säcken liegt noch am Land. Wohl hundert geschäftige Hände schaffen sie in
ununterbrochener Kette an Bord und lassen sie in des Schiffes Bauch verschwinden.
Was für Charakterköpfe unter den Trägern sind! Endlich ertönt die Dampfpfeife.
Ketten rasseln, Taue fliegen; ein Zittern durchbebt den riesigen Leib des Schiffes
und langsam setzt sich der Koloss in Bewegung. Allmählich heitert sich das
Wetter auf und ein frischer Südost treibt uns vorwärts. Eine himmelhohe junge
Engländerin, anscheinend auf der Brautreise, beugt zuerst ihr stolzes Haupt über
die Brüstung. Dann die andern Weiber. Wie ihr das wohltut! Inzwischen ist die
Sonne durchgebrochen und breitet ihre Farbenwunder über die Wasser. Von der
langen Eisenbahnfahrt müde, legen wir uns platt auf den Boden —- die II. Klasse
ist sehr notdürftig eingerichtet — wie die Robben am Strand und schlafen im
II. Jahrgang
September 1908
JUÜEN)
Jiiubtr. ZEITS(HRIIT-DE • Vffi^NDS :
SÜDDEUTSCHER ZEJfHENlEHRB^EREl^
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Vorsitzender: Zeichenlehrer H. Erhardt-Heidelberg
Schriftleiter: Zeichenlehrer G. Kolb-Göppingen ::::::
Verlag und Geschäftsstelle: Stuttgart, Langestr. 18, Tel. 4-02
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T TI Fl Q 1 F ’ ^r^er internationaler Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts. — Schattierübungen. —
J-JJ-Jd-Cbl 0 • Böcklin als Flugtheoretiker. — Besprechung. — Der Wahrheit die Ehre.
Dritter internationaler Kongress zur Förderung des
Zeichenunterrichts.
Am Morgen des 30. Juli vereinigten sich in Stuttgart drei reisefrohe
Schwaben zu gemeinsamer Fahrt nach London. Zunächst die bekannten heimat-
lichen Gefilde! Dann hinter Mainz das herrliche Rheintal bei allersonnigstem
Sonnenschein! Da hat man so Augenblicke, wo man seinem Schöpfer dankt —
unbeweibt zu sein, sonst farewell du schönes Reisen! In Köln wurde genächtigt-,
denn wir wollten die Gegenden auch sehen, durch die wir fuhren. In aller Frühe
ging’s dann weiter. Bald waren wir im langweiligen Holland mit seinen Weiden,
Dämmen, Kanälen und eintönigen Dörfern. Endlich Vlissingen! Alles aussteigen!
Erst jetzt werden wir gewahr, welch’ ungeheure Menschenmenge der Schnellzug
beherbergte. Wir haben aber auch über eine Stunde Verspätung. Zunächst zu den
Zollbaracken! Das übliche Schreien, Stossen, Drücken, Rennen! Dann zum Dampfer!
Ein feiner Regen rieselt hernieder, die Aussicht hemmend. Ein Berg von Post-
säcken liegt noch am Land. Wohl hundert geschäftige Hände schaffen sie in
ununterbrochener Kette an Bord und lassen sie in des Schiffes Bauch verschwinden.
Was für Charakterköpfe unter den Trägern sind! Endlich ertönt die Dampfpfeife.
Ketten rasseln, Taue fliegen; ein Zittern durchbebt den riesigen Leib des Schiffes
und langsam setzt sich der Koloss in Bewegung. Allmählich heitert sich das
Wetter auf und ein frischer Südost treibt uns vorwärts. Eine himmelhohe junge
Engländerin, anscheinend auf der Brautreise, beugt zuerst ihr stolzes Haupt über
die Brüstung. Dann die andern Weiber. Wie ihr das wohltut! Inzwischen ist die
Sonne durchgebrochen und breitet ihre Farbenwunder über die Wasser. Von der
langen Eisenbahnfahrt müde, legen wir uns platt auf den Boden —- die II. Klasse
ist sehr notdürftig eingerichtet — wie die Robben am Strand und schlafen im