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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0021

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23

Kunstlitteralur und Kunsthandel. — Ausgrabungen und Funde. — Konkurrenzen.

21

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Die Schule Martin Schongauers am Oberrhein.

Jnauguraldissertation von Daniel Burckhardt.

Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. Basel 1888. 149 S. 8".

Mit dieser Abhandlung fuhrt sich ein jnngerer
Träger des kunstgeschichtlich hochberühmten Namens
Bnrckhardt auf hosfnungerweckende Art in die Wissen-
schaft ein. Wie der Titel andeuteh hat sich der Ver-
fasser namentlich die Untersuchung der Schongauerschen
Schulwerke zur Aufgabe gemacht, jener „namhaften
Reihe von Tafelbildern, die im letzten Viertel des
15. und Beginn des 16. Jahrhnnderts im Elsaß nnd
dessen Nachbarschaft entstanden sind und zum großen
Teil direkte Beeinflussuug Schongauers verraten."
Diese späten Schongauer-Werke im weiteren Sinne
des Wortes ergänzen deshalb in besonders willkom-
mener Weise das eigentliche Malerwerk des Meisters,
weil die authentischen Bilder von Martins Hand fast
sämtlich dessen Jugendzeit angehören und wir uns
in Betreff des Stils seiner ausgereiften Kunst daher
vorwiegend auf die Stiche angewiesen sahen.

Der Versasser beschäftigt sich nbrigens nicht aus-
schließlich nüt den Schicksalen der Schule nach Schon-
gauers Tode, sondern er bringt auch über das Leben
und die Werke des Meisters selbst manche dankens-
werten, von gründlicher Sachkenntnis und methodischer
Forschung zeugenden Details. Dazu gehört vor
aüem der Nachweis, daß Martin die letzten Jahre
seines Lebens in Breisach zugebracht hat und dort
1491 gestorben ist. Die Belege für diese nun
cndgültig gewonnene Fixirung des Todesjahres, Er-
mittelungen des vr. C. Stehlin in dcn Baseler Ge-
richtsarchiven, finden sich auf S. 67 u. ff. zusammen-
gestellt. Schongauer liegt also wahrscheiulich auch
nicht in Kolmar begrabeu, wie bisher angeuommeu
wurde, sondern in Breisach.

Sehreingehend beschästigt sich derVerfasser mit der
Einteilung und chronologischen Bestimmung der Schon-
gauerschen Stiche, welchc in letzter Zeit bekanntlich
insbesondere durch Wurzbach, Scheibler und W. v.
Seidlitz wiederholt in Untersuchung gezogen worden
sind. Er beknndet unseres Erachtens damit ein tref-
fendcs Urteil, daß er im wesentlichen den Anschau-
ungcn beipflichtet, welche W. v. Seidtitz in seiner
vorzüglichen Abhandlung über Schongauer als Kupfer- ^
stecher (Repertorium VII, 169 ff.) ebenso gelehrt wie
feinsinnig dargelegt hat. — Nach den Stilwandlungeu,
welche die Stiche darbieten, versucht Burckhardt so-
dann auch die Tafelbilder der Werkstatt und Schule
Schongauers zeitlich zu bestimmen und fälschlich ihr ^
Zugeschriebenes wieder ausznscheiden. Bis gegen das
Jahr 1485 ist nach seiner Auffassung Schongauer

die ganze mittlere Zeit seines Lebens hindurch vor-
zugsweise als Stecher thätig gewesen. Erst die letzten
in Breisach verlebten Jahre gehörten, wie er meint,
ausschließlich der Malerei an, und vielleicht schon
während dieser Zeit, sicher aber nach Martins Tode
ist sein Bruder Ludwig als der Hauptleiter der Kol-
marer Stecherwerkstatt zu betrachten.

Burckhardt unterzieht dieStiche LudwigSchon-
gauers einer sorgfältigen Prüfung, deren Ergeb-
nissen wir im allgemeinen beipflichten können. Nur
über das Hauptblatt, die „Kreuzabnahme", Unikum
der Albertina, sind wir ganz anderer Meinung. Das
Blatt bezeugt durchaus keinen „nachhaltigen Einfluß"
Martins auf des Bruders Kunstthätigkeit, wie Burck-
hardt sagt. Es ist von dem Stil und von der Be-
handlungsweise des großen Kolmarer Stechers ebenso
verschieden wie Ludwigs andere Arbeiten. Daß die
„Jakobsschlacht" (il. 53) nur ein Schulwerk ist, cr-
achten auch wir für ausgemacht und bchalten nns nur
noch das Recht des Zweifels an Burckhardts Hypo-
these vor, daß bei der Ausführung dieses großen
Blattes ebenfalls Ludwigs Hand im Spiele ge-
wesen sei.

Unter den Malern aus Schongauers Nachfolge
wird an erster Stelle der vielgenannte Hans Fries
eingehend gewürdigt. Sein Hauptwerk, die „Predigt
des Antouius" im Franziskanerkloster zu Freiburg
(1506), steht in nahem Zusammenhange mit Holbein
d. Ä. Die Beziehungen zu Schongauer müssen auf
ein Minimum reduzirt werden. Es folgen noch
der „Meister mit der Nelke" und der Züricher
Hans Leu, welcher in seinen späteren Werken, wie
fast sämtliche Schweizer Maler vom Anfange des
16. Jahrhunderts, völlig unter den Einfluß Dürers
geriet nnd auch deutliche Beziehungen zu Grünewald
bekundet. Die Werke dieser Meistcr nnd anderer in
Zusammenhang mit ihnen stehenden schweizerischen
und oberdeutschen Maler der Epoche erfahren durch
Burckhardt eine sorgfältige stilkritische Würdigung.

6. v. V.

Ausgrabungen und Funde.

x. Das Grab Alexandcrs dcs Großen bildet seit einiger
Zeit den Gegenstand der Suche archciologischer Schatzgräber.
Schliemann vermutete seine Lage in dem Fort Kom-el-Dik
bei Alexandrien, während kürzlich bei dem kleinen Orte
Jbrahemjeh ein steinerner Sarkophag zu Tage gefördert ist,
in welchem die Gebeine des großen Macedoniers gebettet
sein sollen. Der Direktor der Museen zu Bulak, Gröbaut,
hat sich zur llntersuchung des Fundstückes nach Alexandrieu
begeben.

Aoukurreuzen.

— tt. Ncuc evangelische Kirche zu Stuttgart. Aus dem
Wettbewerb um den Bau einer evangelischen Kirche in der
unteren Stadt, in Stöckach, ist der Architekt Christian
Schramm in Dresden als Sieger mit dem ersten 2000 M.
 
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