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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Amerling-Ausstellung in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0053

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Kunstlitteratur und Kunsthandel.

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läßt sich auf der Ausstellung ganz gut beurteilen,
welche etwa ein Dutzend Proben dieser Art aufweist.
Ein Beispiel aus der Frühzeit des Künstlers wird
allerdings vermißt. Amerlings Begabung für die
stilistische Landschaft beweist eine großartig gedachte
Skizze, in der eine stürmische Mondnacht in wilder
Gebirgsgegend dargestellt ist (Nr. 202). Bedeutend
sind auch noch Nr. 130 und 113. Z

Gewiß für viele werden die ausgestellten Zeich-
nungen von Jnteresse seiu, unter denen ich hier eine
Reihe von Studien aus dem Jahre 1831 uach Skulp- ^
turen italienischer Renaissaneemeister hervorheben
möchte. Bei den meisten sind die Beischriften durch
den pnWspg-rtout verdeckt, was ich unpraktisch finde,
da es das Studium dieser hier und da recht anspre-
chenden Blätter ungemein erschwert, ohne den ästhe- !
tischen Genuß im mindesten zu fördern.

Die historischen Kompositionen sind, der Richtung
des Malers entsprechend, auf der Ausstellung nur!
durch wenige Beispiele vertreten. Man sieht dvrt
u. a. eine Taufe Christi (Nr. 30). Die preisgekrönte !
Dido aus der akademischen Zeit, sowie deu Moses in
der Wüste 2) sucht man auf der Ausstellung vergebens,
die dafür reich an Bildnissen von Amerlings Zeit-
genosseu ist. Darunter seien noch ein skizzenhaster
Thorwaldseu, ferucr der Kopf Castelli's (wohl in den
fünfziger Jahren gemalt) und das Bildnis von N.
Stieglitz erwähnt.

Jm Ganzen bereitet die Ausstellung gewiß jedem
Kunstfreuude eine angenehme und lehrreiche Stunde.

1'b, §r.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Friedrich Iarncke, Kurzgefaßtes Verzeichnis
der Originalaufnahmen von Goethe's
Bildnis. Abhandlungen der philologisch-histo-
rischen Klasse der Kvnigl. Sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften. XI. Band, Nr. 1. Mit 15 Tafelu.
Leipzig, 1888. gr. 8°.

II. A. ll,. Es ist bekannt, daß Prvfessvr Zarncke
in Leipzig seit Jahren eine fast vollständige Samm-
lung von Goethebildnissen zusammengebracht und
sich auf dieseni Gebiete so gründlich umgesehen hat,
daß er gegenwärtig unbestritten als der erste Kenner
desselben gelten kann. Die Ergebnisse seiner ebenso
mühevollen und zeitraubenden als scharfsinnigen For-
schungen hat er teilweise in zahlreichen Artikeln der
„Allgemcinen Zeitung" allen Freunden des Dichters

1) Nr. 20 und 130 aus deni Rachlaß des Künstlers
— Nr. 113 im Besitz von Frau Marie v. Amerling.

2) Dido ist 1825 gemalt (vergl. d. Kunstblatt 1825)
und erhielt 1828 den Reichelschen Preis. Der Moses fällt
etwas später.

dargelegt. Nicht minder verdankt die bekannte Arbeit
von Hermann Rollett der Unterstützung Zarncke's
ihr Zustandekommen, da Zarncke zu den 76 größereu
Bildern, die das Buch enthält, mehr wie 20 Nummeru
aus seiner Sammlung beigesteuert und auch sonst dem
Verfasser mit Rat und That zur Seite gestanden hat.
Trotzdem kaundas WerkRolletts nicht als abschließendc
^ Arbeit gelten, denn der Text ist nach Zarncke's Ur-
teil „oft zu hastig gearbeitet und das Werk zu früh
dem Druck übergeben". Es scheint daher höchst
dankenswert, daß sich Zarncke entschlossen hat, daS
vorliegende Verzeichnis zu veröffentlichen. Dasselbc
beschränkt sich auf die Originalaufnahmen, seien es
nun Zeichnungen, Gemälde und Schattenrisse vder
Büsten, Statuetteu, Reliefs und Medailleu. Es um-
faßt im Gauzen 124 Nummeru und ist mit15, ver-
kleinerte Reproduktionen enthaltendeu, Tafeln ausge-
stattet, welche von der Verlagsanstalt für Kuust uud
Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann, in Mün-
chen in Lichtdruck vortrefflich ausgeführt worden sind.
Nach seiuer Erklärung wünscht Zarncke mit seiner
Arbeit die Grundlage für eine größere Publikation
von Goethebildnissen zu schaffen, welche er „über kurz
oder lang von Weimar erhofft." Dort soll eine Aus-
stellung sämtlicher Originalbildnisse, dereu gegen-
wärtige Besitzer Zarncke sämtlich namhaft macht, ver-
anstaltet werden. Kunstverständige sollen dann in
Verbindung mit philologisch geschulten Fachmänneru
die noch offen stehenden Fragen, ob die einzelnen
Bilder als Originale, Kopien oder Selbstwieder-
holungen des Meisters anzusehen siud, entscheideu,
worauf die Thätigkeit des Photographen und Licht-
druckers zu beginnen hätte. Zarncke wünscht das
Uuternehmen jedvch noch weiter ausgedehnt zu sehen.
Er schlägt vor, auch die Bildnisse von Goethe's Freun-
deu und Freundinnen, sowie diejenigeu aller derer, die
zu ihm in näherer Beziehung standen, in die Publi-
kation aufzunehmen.

Sicher darf er bei diesen Plänen auf die Uuter-
stützung aller Mitglieder der von Jcchr zu Jahr
wachsenden Goethegemeinde rechnen. Bereits heute
aber ist ihm dieselbe zu großem Dank verpflichtet, denn
wenn er selbst den Wunsch ausspricht, daß sein Verzeich-
nis „sich als zuverlässige Grundlage für die erste Ab-
teilung dieses großen Bildniswerkes bewähren möge",
so kann sich jeder selbst davon überzeugen, daß es
in der That als eine solche betrachtet werden kann.
Zarncke hat bei dieser Zusammenstellung auss neue
seine seltene Gabe, verborgene Schätze aufzuspüren,
glänzend dargelegt und zugleich den Beweis erbracht,
daß er die ganze über den Gegeustand haudelnde Lit-
teratur genau kennt. Auf diese Weise ist sein Ver-
zeichnis ein zuverlässiger Führer durch das vielfach
 
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