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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Boetticher, Ernst: Die Franzosen auf der Münchener Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0350

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2q> Iahrgang.

1888/89.

Aunstchronik

Nr. §2.

5. Leptember.

wochenschrift für Aunst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Uöln

Theresianumgasse 25. Aaiser-Wilhelmsrlng 24.

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. is. Berlin: w. H. Rühl, Iägerstr. rs.

Nr. 44 dcr Kunstchronik crschcint am 19. Septcmber.

tine -j-; Neuber ch; Varthelmeß f. — Ausgrabungen bei Neustadt a. D. — Genremaler Lriedländer; Grnft Roeber - töschke; A. Aamps.
— öojähriges gubiläum des 2<ölner Aunftvereins; Hauptversammlung der verbindung für historische Äunst. — Leipziger teihausftellung;
die Sulkowskische waffensammlung; weltrings Nymphengruppe; 6f. Ausstellung der königl. Akademie der Äünste in Berlin; Akademische
2lusstellung in Dresden. — Worsaae-Denkmal; Denkmal für Kurz in Reutlingen; für Or. v. Lrhardt in München. — Bilderdiebstahl;
wandgemälde im Lübecker Rathaus; Beschränkung der Schülerzahl an der Berliner Kunstakademie; A. Müllers Geniälde für die Bremer
Remigiuskirche. — Zeitschriften. — gnserate.

Die Lranzosen auf der Münchener Ausstellung.

Die Franzosen sind da, Fung-München ist selig,
seine Vorbilder prangen im Glaspalast. Wir können
die Vertreter des malerischen Zolaismus dort um so
besser studiren, als der Freilichtmalerei und dem ein-
drnckhaschenden Naturalismus auch in der eigens ge-
bildeten französischen Abteilung der breiteste nnd beste
Platz angewiesen ist, so daß in der That die ganze
Ausstellung wie eine Veranstaltnng derer vom „neuen
Stil" oder, wie die Franzosen sagen, von der „neuen
Formel" erscheint.

Die religiöse Malerei ist gar nicht, die
historische sehr schwach vertreten. Das beste hier
ausgestellte Historienbild ist das von L. Le Blant
„Aus dem Aufstand in der Bretagne": ein Priester
vereidigt die in hellen Haufen herbei geströmten
Streiter aus dem Volke, eine geschickte, dramatisch
bewegte, sehr ausdrucksvolle Komposition. Dagegen
erscheinen die großen Bilder „Raz'mouä VI. oowts
äo loulouso" (1215) von Räns Ravautund „Tempel-
herren vor dem geistlichen Gericht in Paris" (nach
Guillaume de Nougis' Chronik) von E. Lagien
(Marseille) nur als Mittelgut. Und nun gar A.
Blochs „Ilonri äs la Iloclis äaguslin!" Links rnht
lang ausgestreckt der tote Held auf dem Boden, neben
ihm hebt ein Bauer das Grab aus, und im Hinter-
grunde zieht ein Trupp Bewaffneter ab, deren Führer
zurückgeblieben ist und noch einmal umschant. Nichts
als eine leere, möglichst wörtliche Jllustration zu

Cretinau-Jolh, Ilistoirs äs la Vsnääs militairs t. II,
p. 140. Die erste beste Textstelle ebenso heraus-
greifen, wie jede beliebige Straßenscene, das nennen
die Naturalisten komponiren. Künstlerische Gesetze
erkennen sie nicht an, ihr Wesen ist die malerische
Willkür.

Die ausgestellten Landschaften gehören dnrch-
weg der neuen Formel an, freilich in sehr verschie-
dener Abstufnng. Einzelne, die schon bei Eröffnnng
der Ausstellung zur Stelle waren, sind bereits im
ersten Berichte erwähnt. Lncien Simonnet vereint
in „Ue Immsau äs lu kogustts (prä8 Iss ^Vnäsl^s)"
naturwahre Stimmung (nach Sonnenuntergang) mit
sorgfältiger Arbeit. Es ist noch etwas von der alten
Schule darin. I. Desbrosses wirkt bei kühnem
Vortrag durch großartige Perspektive und schöne Be-
leuchtung (Sonnenschein fällt durch zerrissene Wolken
in ein weitgestrecktes Thal). Das Motiv ist aus dem
Puy de Düme. Auch P. Psraire's „O'stanZ äu
granä vsnsur ü Llorts lontalns" bei Morgenstim-
mung ist eine recht bemerkenswerte Leistung gemäßigt
naturalistischer Art. L. Auguin, der „Vallse äu
Olaln (koitou)" und „Heide bei dem Kap Breton
(Gascogne)" ausgestellt hat, gehört zu den besten Jm-
pressionisten. Abend- bezw. Morgenstimmung ein-
samer Gebirgsgegenden hat hier trefflichen Ausdruck
gefunden. Mit den Einzelheiten nimmt auch er es nicht
genau, doch artet dies nicht in bloßes Haschen nach
Wirb'ng, nicht in Dekorationskunststücke aus. Auch
E. Jsenbart zeigt sich in „I-ss pins äu Ooslcsr g,
 
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