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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Frimmel, Theodor von: Ein Gang durch die Galerie Nostitz in Prag, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0362

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705

Bücherschau. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Vereine und Gesellschaften.

706

Müelich. (Nr. 206, das Brustbild einer jungen Frau
zeigt auf den Gliedern der emaillirten Goldkette
mehrmals die Worte: „VLI:^UOR^ und „IVL8"
vermutlich Teile des Wahlspruches der Dame.) Bei
den folgenden Bildern, die im Katalog gleichfalls dem
Holbein zugeschrieben sind, muß wenigstens an einen
Nachahmer des großen Bildnismalers gedacht werden.
Tausche ich mich nicht, so sind diese Bilder von der
Hand des Tobias Stimmer, dessen Bildniskunst man
im Baseler Museum kennen lernt. Hier in Prag
möchte ich auf Stimmer die solgendcn drei Gemälde
beziehen: Nr. 278, junge Frau, Kniestück, 215 und
255, die jedenfalls Gegenstücke bilden, obwohl sie so-
wohl in der Galerie als auch im Katalog sehr weit
von einander entfernt sind: Nr. 215 als „Unbekannt":
Bildnis eines Mannes in mittlerem Alter. Halbe
Figur fast Kniestück. Links obeu liest man: „VL.V8
VVO 1574 IHIi 81M8 ^.1/IMS 38 IVIi". Auf
dem Fingerringe gewahrt man ein undeutlichcs Wap-
pen mit gelber Querbinde in dunklem Felde. Niit
der Linken hält der Dargestellte ein Blatt Papier
auf dem sehr undeutlich etwas zu leseu ist wie:
„Christoff Pirkner — Matheus Fischer in — mberg"
Für diese Lesung überlasse ich die Verantwortung dem
Katalog. Das Gegenstück (Nr. 255) als Holbein im
Katalog, stellt osfenbar die Gattin und das Töchter-
chen des Patriziers vor, den man auf Nr. 215 kennen
gelerut hat. Denu unser Bild, auf dem eine junge
Frau und eiu kleines Mädchen dargestellt sind, stammt
aus demselben Jahre, zeigt dieselbe Malweise, die-
selben Abmessungen wie Nr. 215 und eine Jnschrift,
die im Duktus und in allem übrigen zur obeu mit-
geteilteu vollkommen paßt. Auf Nr. 255 liest man
rcchts oben: VVV8 VLO 1564 I^k IR8
28 IVK". Neben dem Kinde steht links unten: „IL8
L.llll'LIi8 4 IE».

Wien, im Juti 1889. vr. Tl>. Frimmel.

(Schluß folgt.)

Bücherschau.

C. v. Lützow, Die Kunst in Wien unter der Regierung
Seiner kaiserlich-königlich-apostolischcn Majestät Franz
Joseph I. Jubiläumshest der „Graphischen Künste" (her-
ausgegeben von der Gesellschaft für vervielfältigendeKunst,
redigirt von vr. Richard Graul). Wien 1889. 4.

C) Wir haben keinen Ueberfluß an zusammenfassenden
Darstellungen, welche die moderne österreichische Kunst zum
Gegenstande haben. Und doch ist dieselbe in mancher Be-
ziehung in führender Rolle aufgetreten. Ferstel, Hansen,
Schmidt haben eine Bedeutung erlangt, die weit über die
schwarzgelben Pfähle der Monarchie hinausreicht, und viele
Leistungen des Wiener Kunsthandwerkes genießen einen eu-
ropäischen Ruf. Die Keime von alldem liegen freilich im
Boden, im Volk; sie lageu dort auch schon im Vormärz; in-
dcs bedurften sie wirklich der vielen kräftigen Anregungen,
die sie während der Regierungszeit des jetzigen kunsisinniaen
Monarchen erfahren haben, um sich in bedeutungsvoller
Meise zu entwickeln. C. v. Lüpow weiß in dcm vorliegen-
dcn Heflc die großcn Kunslslrömungcn dcr vier Ictztcn Jahr-
z chnte mit sichercr Fcder z» zeichncn und cin lcbendiges

Bild von den Fortschritten der modernen Kunst in Oester-
reich zu entwerfen. Die wichtigste aller Förderungen, das
kaiserliche Machtwort vom 20. Dezember 1887, jenen Erlaß,
dem die alles beengenden Bastionen weichen mußten, stellt
der Autor gebührend voran. Daran knüpft er die Dar-
stellung der baulichen Entwickelung in der Hauptstadt, wo
bei neben der Alt - Lerchenfelder Kirche und dem Arsenal
hauptsächlich der Bau des Hosopernhauses als hochwichtiger
Faktor betont wird. Der Bau der neuen Oper wirkte auf
alles belebend ein, was irgend mit einem solchen Prachtwerk
zusammenhängt. Hier lag in der Zeit bis 1868 der Mittel-
puukt praktischer Kunstübung für ganz Wien. Theoretische
Anregungen gingen hauptsächlich von dem neugegründeten
Oesterreichischen Museum sür Kunst und Jndustrie aus,
dessen Leiter R. v. Citelberger im Verein mit Heider, Falke
und anderen mit Wort und That die neue Richtung sör-
derten. Der Uebergang von der vormärzlichen, bureaukrati-
schen Behandlungsweise großer Baufragen zu einer freien,
künstlerischen Aufsassung solcher Dinge, der sich damals voll-
zog, wird vom Autor ins gebllhrenoe Licht gestellt, wobei
eiiie ganze Reihe unserer Prachtbauten kurz besprochen und
zutressend charakterisirt werden. — Wie die Architekturgeschichte
des modernen Wien, so behandelt C. v. Lützow auch die
Wiener Plastik, mit den Zumbusch, Kundmann, Wehr,
Tilgner, Friedl als Führern, so auch die Malerei mit Makart
an der Spitze, so endlich das vielseitige Kunstgewerbe, alles
mit Klarheit und in Kürze, ohne dabei etwas Nennenswertes
zu übersehen. Auch auf die graphischen Künste und auf die
sür die moderne Kunstbewegung so wichtigen mechanijchen
Reproduktionsarten wird eiiigegangen, wobei die Gesellschast
für vervielfältigende Kunst jenen ehrenvollen Platz erhält,
der ihr seit Jahren gebührt. Eine Menge vorzüglicher Jllu-
strationen giebt für den Nicht-Wiener gute Anhaltspunkte,
sich von einigen bedeutenden Erscheinungen der modernen
österreichischen Kunst eine lebhaste Vorstellung zu bilden. Wer
aber den Wert des Lützowschen Textes beurteilen will, muß
selbst in Wien all das Schöne gesehen haben, das die Haupt-
stadt innen und außen ziert; noch besser, wenn er die wich-
tigen Phasen der Kunstblüte hier selbst miterlebt hat. Einem
solchem Beurteiler wird es klar, wie geschickt auf den wenigen
Druckseiten die Wiener Kunstgeschichte der letzten vierzig Jahre
zusammengedrängt ist.

x. — Der Katalog der akademischen Kunstausstellung
zu Berlin erschien bei Rud. Schuster in zwei Ausgaben,
einer kleinen in 12". sehr handlich ohne Abbildungen, Preis
1 Mark, einer größeren in 8". mit Zinkographien und Auto-
thpien für 2 Mark.

Aonkurrenzen.

Bei dem intcrnationalen Ausschreiben si'ir die Bau-
pläne einer protestantischen Kirche für Basel, wobei dem Ver-
fasser die Wahl des Stiles freigegeben ist, sind, wie der
„Franksurter Zeitung" geschrieben wird, unter einer Zahl
von über vierzig Bewerbern die sämtlichen Preisgekrönten
Deutsche und zwar die Herren: I. Felix Henry in Bres-
lau, 2. Architekt Pfeifer in München, 3. ArchitektDoflein
in Berlin, 4. Vollmer, Docent an der Technischen Schule
in Berlin.

--tt. Brcslan. Für den Ausbau des Helmes vom
Nordturme der biesigen Maria-Magdalenenkirche wurde ein
öfsentlicher Wettbewerb unter den deutschen Architekten aus-
geschrieben, wozu die Entwürfe bis zum 1. November d. I.
dem Magistrate einzureichen sind, der Preise von 800 , 400
und 300 Mark ausgesetzt hat.

P)ersonalnachrichten.

Dcm Maler August von Hcyden in Berlin, dem
Bildhauer Friedrich Küsthardt in Hildesheim und dem
Maler Hermann'Schaper in Hannorer ist das Prädikat
Professor beigelegt worden.

Vereine und Gesellschaften.

— s. Der Magdeburger Kunstgewerbeverein hat im Ver-
lause des letzten Jahres sich ganz besonders rührig gezeigt.
 
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