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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Hager, Georg: Wolf Traut und der Artelshofer Altar
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0310

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601

Nekrologe.

602

dieser Bischer bci Nacht nnter dem Schlitten zerstoßen
wcird." >)

Ein Maler Hans von Speier^) wird 1438 cr-
wahiit, ^) ein Hans Trant 1477/') 1486 ^) nnd 1505 ^)
Von letzterem ist eine Federzeichnnng, den heil. Seba-
stian darstellend, erhalten, die, einst im Besitze Albrecht
Dürers, jetzt in der Universitätsbibliothek zu Erlangen
bewahrt wird nnd nach Thausing, denMeister „als einen
gemäßigten Anhänger von Wolgemuts Richtung kenn-
zeichnet, weniger schroff von der Geschmacksrichtung der
älteren Nürnberger Schnle geschieden." ^) Hans Trant
soll 1488 erblindet sein, wie auf seinem von Georg
Fennitzer in Schwarzkunst ausgeführten Bildnis steht.

Murr^) erwähnt ein zweites Werk des Wolf
Trant. „Einer meiner Vorältern, Hanns Murr, ließ
1512 seine Familientafeln beh St. Jakob im Chvr
nnter dem Murrischen Familienfenster von ihm malen."
Nach Löschch hat diese Tafcl folgende Jnschrift:
„Dieses Lxütnpbinin ist von Hannß Murren 1512
gestiftet, Hieronymus Murr hat dieses Lpitg.xllinin
1570 erneuert. /i. 1693 bey rsnovgtion allhiesiger
Kirchen haben Johann Christoph und Johann Hiero-
nymus die Mnrren dieses üxitgxlnuin von neuem
mahlen lasscn." 'O)

Nagler") führt drei Blätter mit dem Mono-
gramm an, die er dem Wolf Traut zuschreibt.
Ein Holzschnitt mit der Darstellung des heil. Stephan
inmitten zweier heil. Bischöse und mit dem Wappen

um die Angabe Neudörfers, daß er 1502 die Altartafel für
St. Anna malte, in Zweifel zu ziehen.

1) Quellenschriften zur Kunstgeschichle X, S. 136. Der
Tod dieses Vischer fällt zwischen 2. Januar 1516 und 11. Febr.
1517. l. o. S. 32.

2) Lochner.Quellenschristenzur Kunstgeschichte X, S. 136:
„Die Traute warcn von Speier und werden daher öfters
auch mit Weglassung des Familiennamens blos von Speier
genannt."

3) Murr, Journal XV, S. 31; nach Stiaßuy (Lausers
Allg. Kunstchronik 1887, S. 814 ff.) wiirde in Murrs Jvurnal
auch 1407 und 1428 ein Hans von Speier genauut; ich konnte
das nicht finden.

4) I. Bader. Beiträge 1860, S. 2.

5) Murr, Journal XV, S. 42.

6) Quellenschriften zur Kunstgeschichte X, S. 136.

7) Dürer S.69; vgl.Woltmann-Wörmann, Geschichteder
Malerei II, S. 123.

8) Journal XV, S. 42.

9) Geschichte und Beschreibuug der Kirche zu St. Jakob
in Nürnberg 1828, S. 32. Die Tafel ist 5 Fuß hoch und
ä'/r Fuß breit.

10) A. Würfel, Aussührliche Beschreibung S. 198, giebt
statt 1570 das Jahr 1670 und statt 1693 das Jahr 1697 an;
letzteres Datum auch bei Murr, Beschreibung S. 324.
Welches das richtige ist, vermag ich nicht zu entscheiden, da
ich das Bild nicht gesehcn habe.

11) Die Monogrammistsn V, S. 180.

des Pcissauer Bischofs Wiguleus Fröschl von 1514
findet sich in einem zu Nürnberg gedruckten Passauer
Missale') und erinnert in der Zeichnung an Albrecht
Dürer.-) Ein zweites Blatt von 1516 stellt dcn
Heiland dar „wie er als Besieger des Todes der
Mutter erscheint" und cin drittes zeigt den heil. Petrus.
Nach dem „Puch der grossen todengelewt zu Sannd
Sebalt" starb Wolf Traut im Jahrc 1520. ch

Die Kunstrichtung unseres Meisters ist wesent-
lich von Albrecht Dürer beeinflußt, an den die Form-
gebnng, namentlich der Faltenwurf, erinnert. Auf
den großen Nürnberger Maler weist auch die präg-
nante Charakteristik der Köpfe. ?lber Wolf Trant ist
eine viel zu bedentende Künstlernatur, als daß er
nicht die von Dürer empfangenen Eindrücke selbständig
verarbeitet hätte. Charakteristisch für ihn sind die
langen gestreckten Gestalten mit den kleinen Köpfen,
eine Eigenheit, die wir etwas später bei Heinrich
Aldegrever noch in gesteigertem Maße bemerken. Das
Kolorit ist klar und lenchtend. Der Artelshofer Altar
zeigt den Wolf Traut als einen tüchtigen, weit über
gewöhnliche Leistungen erhabenen Meister, der in seiner
künstlerischen Bedeutung am besten mit Hans von
Kulmbach verglichen werden kann.

1) Nagler, Monogrammisten III, S. 314.

2) Repertorium XI, 1888, S. 354, wo Wilh. Schnndt be-
stätigt, daß dieser Holzschnitt „in der That in der Weise
Dürers ausgesührt ist."

3) Bei I. C. S. Kiefhaber, Nachrichten zur Geschichte
der sreien Reichsstadt Nürnberg 1803, S. 152. Seine Mutter
überlebte ihn, denn in einer Urkunde vom 29. August 1547
heißt es von ihr, daß sie „in Nürnberg gestorben, wol bei
zehen Jahren ungesährlich oder länger verschinen." Lochncr
in den Quellenschriften X, S. 136.

Nekrologe.

Franz Ewcrbcck ch. DaS Hinscheiden des Professors
Ewerbeck, welcher am 16. Juni verstarb, bedeutet einen
schweren Verlust für die Aachener technische Hochschule und
sür die Kunst der Architektur. Wegen seiner trefstichen Cha-
raktereigenschasten von seinen Amtsgenossen geschätzt, von
seinen Hörern, die mil ihm den genialen Lehrer und den
allzeit hilssbereiten Freund verlieren, hochverehrt, gewann
er durch die seltene Liebenswürdigkeit seines Wesens und
die stete Geneigtheit, seine Kunst uneigennützig in den Dienst
! der Allgemeinheit zu stellen, die wärmste Sympathie weiter
Kreise. Ewerbeck war am 15. April 1839 in Brake (Lippe-
Detmold) geboren, studirte an den polytechnischen Lehran-
stalten zu Hannover und Berlin Architektnr und übte seine
erste praktische Thätigkeit an den Hochbauten der Bahnstrecke
Almelo-Salzbergen. 1867 ging er nach Hannover, um sich
auf dem dortigen Eisenbahndirektionsbureau mit Entwürssn
für Hochbauten zu beschäftigen. Ein Jahr später nahm er
die ihm vom Oberbaurat Funk angebotene vorteilhafte Stelle
an der Paris-Hamburger Bahn mit Ausenthalt in Osna-
brück an und blieb hier bis 1870, wo der ehrenvolle Ruf an
ihn gelangte, an der königl. technischen Hochschule zu Aachen
etne Prosessur sür Architektur zu übernehmen. Gern ent-
sprach Ewerbeck dieser Ausforderung und ist in allen den
Jahren, da er an der Anstalt lehrte, eine leuchtende Zierde
derselben gewesen. Jn Hannover unter dem damaligen Bau-
rat Haase zum leidenschaftlichen Gotiker ausgebildet, verließ
 
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