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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Aus dem Wiener Künstlerhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0090

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Nr. u-

2q>. Iahrgang.

r

M8 8d.

Aunstchronik

20. Dezember.

wochenschrift für Runst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

^erausgeber:

Carl v. Lützow u»d Arthur jDabst

wicn Röln

Cheresianumgasse 25. Aaiser-Wilhelmsring 22a

Lrpedition:

Lcipzig: L. A. Secmann. Gartcnstr. zs. Verlin: w. l). Kiibl. )ägcrstr. 73.

Die Runstchronik erscheint von Mktober bis Lnde guni wöchentlich, im guli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
^t dem Kunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Nlark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark — Inserate, ä 30 für die dreispaltige s)etitzeile
^^t)men außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenftein äc vogler in Leipzig, wien, Bcrlin, Nlünchen u. s. w. an.

^"halt: Aus dem wiener Aünstlerhause. — ssariser Lindrücke l. — Bildnis Aaiser wilhelms ll., radirt von Lilers. — Aaiser-Wilbelm-Denkmal
und vom zu Magdeburg: Raiser-Wilhelm-Denkmal für die Rheinprovinz; Grabdenkmal des Bischofs Dupanloup: Vberlausitzer Ruhmes-
halle für die Aaiser wilhelm und Friedrich in Görlitz; Aus Sluttgart. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Aeitschriften. —
gnserate.

Aus dem wiener Aünstlerhause. > sluchten die letzten russischen Heereskörper. Eine Fülle

von markanten Persönlichkeiten, von dramatisch ge-
Anfang Dezember 1888. schilderten Episode» beschäftigt den Blick des Beschauers,
« Es ist wieder frisches Leben eingekehrt in die I Aber man kann nicht sagen, daß dieselben sich störend
^chönen Räume des Künstlerhauses. Nur die lang- ! vordrängen, wie auf manchen anderen Bildern des
^eiligen Hamiltons erinnerten noch bis vor kurzem ! Meisters. Die Hauptsigur und die Bedeutnng des
"" die sterile Sommercampagne. Alle anderen Säle Moments treten sofort klar hervor, die Komposition
Neubaues haben sich inzwischen mit großen Zug- j ist ebenso übersichtlich wie lebendig, die Behandlung
^ücken oder in sich abgeschlossenen Sammlungen von ^ ungemein derb und kraftvoll. Nur der malerischen
Eabinetbildern und zahlreichen sonstigen Novitäten ge- > Gesamthaltung des Bildes hätte man mehr einheit-
^ullt, so daß wir Mühe haben, alles in einen Bericht j liche Geschlossenheit wünschen mögen. Die bekannte
äusanimenzufassen. I Kurzsichtigkeit Matejko's macht sich darin wieder fühl-

Jm Fond des Mittelraumes hängt die Riesen- ! bar. Es flammt und zuckt überall wie ein unheim-
^inwand mit derjüugsten Schöpfung Jan Matejko's: > liches Wetterleuchten, was zwar dem geschilderten Mo-
»Kosciuszko bei Naclawice". Es ist die Darstellung ^ mente ganz entsprechend erscheint, aber der Wirkung
e>nes jener heldenmütigen Kämpfe, welche dem Unter- i des Gemäldes im Ganzen Eintrag thut. Jmmerhin
gange Polens vorangingen. Am 14. April 1794 ! zeugt das Bild in eminenter Weise von der bedeutenden
lchlug der polnische Nationalheld, eine der edelsten und Kraft des Meisters; es ist mit dem Herzblut gemalt
ölänzendsten Erscheinuugen jener verhängnisvollen j und muß ohne Bedenken den fesselndsten und hervor-
^age, mit einem Haufen von 4000 Milizen, die zum I ragendsten Schöpfungen der modernen Geschichts-
j^il nur Sensen und Piken als Wasfen trugen, ohne ^ malerei zugezählt werden.

lede Artillerie das an Zahl überlegene russische Heer ^ Der Säulensaal des Mittelbaues enthält eine
^ die Flucht und gab damit das Signal zur Er- ^ Sammlung von Studien und ausgeführten Aquarellen
^bung Warschau's. Matejko stellt den Moment un- einheimischer und auswärtiger Meister, unter denen
'"lttelbar nach der Schlacht dar, in welchem der sieg- vornehmlich eine Auswahl köstlicher Wasserfarben-
^eiche Feldherr v»n den Seinen begrüßt wird. Rechts ! malereien von Hans Gude die Blicke fesselt. Es sind
'ui Mittelgrunde steht Glowacki, der Befehlshaber der j Anstchten auS der skandinavischen Heimat des Mei-
^ensenmänner, auf eine der eroberten russischen Ka- > sters, aus Norddeutschland und aus Schottland, zum
^nen gestützt. Andere polnische Führer, teils verwundet, ^ Teil höchst einfach im Grundmotiv, zum Teil von
teils ermattet vom heißen Kampf, gruppiren sich links j pikantem Reiz in dem Zusammenwirken landschaftlicher
tm Vordergrunde um den Feldherrn, der von ^ und architektonischer Elemente, durchweg aber von
^inem Streitroß herab den jubelnden Scharen dankt, jener intimen Lebens- und Naturempfindung durch-
^ns Haupt cntblößend. Jm fernen Hintergruude rechts drungen, welche den Landschastsmaler ersten Ranges
 
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