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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0078

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Kunstlitteralur und Kunsthaudel.

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man überhaupt warnen. Sie wird immer all-
gemeiner, übt aber einen nichts weniger als ver-
edelnden Einfluß aus. Zur Nachbilduug von Kunst-
^erken sollte sie nur in Ausnahmefällen verwertet
d>erden; zur Wiedergabe von Gemälden ist sie völlig
ungeeignet. Denn sie zerstört alle charakteristischen
^Nerkmale und häugt einen Schleier über die Dar-
flellung. Hier ist allein der Holzschnitt (soweit die
billigeren Vervielfältigungsarten in Frage kommen)
"ni Platze, der sich in den letzten Jahren zu einer
8anz erstaunlichen Virtuosität emporgehoben hat. Dem
gegenüber ist zu bedauern, daß die Zinkographie dem
Arbeitsfelde der Holzschneidekunst ganz bedeutende
^tücke entrissen hat und noch fort und fort entreißt,
i" daß selbst Künstler, welche Vortreffliches leisten,
arbeitslos geworden sind und noch werden. Die klei-
neren Ateliers werden dadurch empfindlich getroffen,
nnd viele Arbeiter sind genötigt, sich anderen Berufs-
äweigen zuzuwenden.

Die Virtuosen sreilich auf dem Gebiete müssen
chren Eifer verdoppeln und sind nach und nach zu einer
3einfühligkeit in der Behandlung der malerischen und
ärichnerischen Eigentümlichkeiten der dargestellten Werke
stelangt, die kaum noch überboten werden kann.
^an kann die schnelle Entwickelung der Technik am
deutlichsten an den Meisterwerken der Holzschneide-
lunst von I. I. Weber verfolgen, die neuesten
8ortschritte auch aus dem Werke „Moderne K'unst in
Meisterholzschnitten" (jetzt Verlag von R. Bong in
^erlin), welches in diesem Jahre vollständig geworden
'st- Ermutigt durch den Erfolg will der Verleger
don 1889 an unter diesem Titel ein fortlaufend er-
lcheinendes Unternehmen herausgeben, von welchem die
erste Lieferung vorliegt. Die feine und sorgfältige
Aussührung dieser Blätter übertrisft die der bekannten
^ipperheide'schen Sammlung weitaus. Lipperheide
^erfolgte freilich einen anderen Zweck uud stellte a»
>ei»e Zeichner und Holzschneider andere Anforderungen.

legt das Hauptgewicht auf efsektvolle Wirkung und
gute Druckfähigkeit der Stöcke. Jn Bezug auf künst-
ierische Wirkung, auf Klarheit, Reinheit und Feinheit
'lt der Bongschen Sammlung aber unstreitig die Palme
äuzuerkennen.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

^olbehr, Th., Lucas van Leyden. Hamburg 1888,
Haendcke L Lehmkuhl. 8.

Das vorliegende Erstlingswerk des jungen For-
!chers bildet das vierte Bändchen der Publikation
»Kritische Verzeichnisse von Werken hervorragender
Kupferstecher", von welchen sünf Teile bisher er-
Ichienen sind, (die übrigen vier Bändchen haben den
^erfasser dieser Anzeige zum Bearbeiter). Volbehr

bietet uns ein Verzeichnis der Kupferstiche und Holz-
schnitte des berühmten Meisters von Leyden und schickt
demselben nicht einen Lebensumriß desselben voraus,
! soudern eine kritische Beleuchtung der möglichen Kunst-
entwickelung des Meisters. Er scheint mit Evrard
die Angaben Karel van Manders hinsichtlich des Ge-
burtsjahres zu bezweifeln, da der erste datirte Stich
vom Jahre 1508 ihm zu technisch vollendet erscheint,
um ihn einem fünszehnjährigen Künstler zuschreiben
zu können. Es ist aber bekannt, daß Lucas eine
frühreife Natur war. Wir haben ja auch von den
Wierix Stiche, die sie im gleichen Alter, ja mit zwölf
Jahren fertig gebracht haben, wie die Aufschriften
dieser Blätter bezeugen. Als Grundlage des Ver-
zeichnisses diente natürlich Adam v. Bartsch, dem
Volbehr keine weiteren Stiche hinzusügte, als drei von
Passavant beschriebene (S. 175—177) und drei an-
dere, die Bartsch als zweifelhafte anführte. Zwei
Holzschnitte bei Passavant wurden ausgeschlossen.
Wesentlich unterscheidet sich das vorliegende Verzeich-
nis von den beiden vorangehenden dadurch, daß die
Abdrucksverschiedenheiten genau angegeben und alle
Kopien, die zur Kenntnis des Verfassers kamen, ge-
wissenhaft verzeichnet sind. Gerade bei Lucas haben
diese Kopien eine besondere Wichtigkeit, da sie u»s
als Dokumente für die Echtheit des Originals dienen
und zugleich zeigen, welche Blätter des Meisters sich
einer besonderen Schätzung erfreuten. Auf ein Blatt
müssen wir hier spezieü eingehen. Lucas hat drei
Bildnisse gestochen, den Kaiser Max, das Selbstporträt
und das Bildnis eines jungen Maunes. (Nr. 156—
158.) Das erste und das dritte Blatt sind von mehreren
Kopien begleitet, das mittlere hat kein Kopist beachtet.
Warum? Es ist eben kein Bildnis des Meisters.
Volbehr sagt selbst, daß die Unterschrift aus späterer
Zeit stammt und äußert soust keinen Zweifel. Nach dem
Schristcharakter zu urteilen, mnß die Schrift hundert
Jahre später auf die Platte gesetzt worden sein, hat
anch keinen rechten grammatilalischen Sinn. Daß wir
es hier mit keinem Selbstbildnis zu thun haben, läßt
sich kurz folgendermaßen nachweisen. Jm Museum
zu Braunschweig ist ein kleines Bild von der Hand
des Lucas, das als das richtige Selbstbilduis des
Meisters betrachtet wird. Andr. Stock (geb. 1590)
hat nach diesem Bilde einen Stich veröffentlicht und
es in der Unterschrift ausdrücklich als ein Bildnis
von Lucas bezeichnet. Dieses ist aber gänzlich ver-
schieden von dem obenerwähnten, von Lucas gestochenem
Bilde. Nun könnte man sreilich fragen, woher hat
Stock wissen können, daß er uns ein Bildnis des
Lucas liefert? Wir wissen es nicht, aber wir finden
die Begründung auf einem anderen Wege. Dürer
meldet uns in seinem uiederländischen Tagebuche, daß
 
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