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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Zur Geschichte des Barock und Rokoko
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0254

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489

Biicherschau.

499

gemacht wurden, sich nicht zu größerer Vorsicht ver-
anlaßt sah, ist höchst bedauerlich; wer als Verfasser
eines historisch-kritischen Handbuches wirken will, darf
sich nicht solche willkürlichen Freiheiten erlauben, gegen
die man im Jnteresse der Sache und zur Vermeidung
vou Jrrtümeru nicht laut genug Verwahruug eiulegen
kann. Es ist dringend zu wünschen, daß dieser unange-
nehme Mißgriff recht bald tvieder gut gemacht werde.

Bücherschau.

Führer durch die Röniglichen Sainmlungen zu
Dresden. Herausgegeben von der Generaldirektion
der Kgl. Sammlungen. Dresden, Wilhelm Baensch
Buchdruckerei 1889. 8. Preis 1 Mark.

U..4D. Wie bcreits in Nr. 28 der „Knnstchronik"
mit wenigen Worten bemerkt worden ist, hat die General-
direktion der Königlich Sächsischen Sammlungen sür
Kunst und Wissenschaft zu Dresden nach dem Muster
des von der Generalverwaltung der Königlichen Mu-
seen zu Berlin herausgegebenen Führers durch die
Königlichen Museen gleichfalls einen Führer durch
die ihrer Oberaufsicht anvertrauten Sammlungen er-
scheinen lassen und sich damit ein Anrecht auf den
Dank sämtlicher Besucher erworben. Dasselbe wird
durch einen kurzen Überblick über die Geschichte der
Sammlungen aus der Feder des Herru Regierungs-
rathes vr. Woldemar von Seidlitz eingeleitet,
welcher die Verdienste des Sächsischen Herrscherhauses
um die Kunst in ein helles Licht stellt und ange-
sichts des bevorstehenden Wettinerjubiläums gerade
zu rechter Zeit kommt. Als Begrüuder der Dresdener
Sammlungen tritt uns KurfürstAugust (1553—1586)
entgegen. Unter seiner Regierung wurde die Kunst-
kammer angelegt, welche nicht nur einzelne Kostbar-
keiten, sondern bereits eine Anzahl von Gemälden
enthielt. Jhm verdankt auch die heutige Kgl. öfsent-
liche Bibliothek ihre ersten Anfänge, indem er die
für seine Zeit ungewöhnlich reiche Bücherei des Schlosses
Annaburg bei Torgau nach Dresden bringen ließ.
Seine Nachfolger ließen es sich angelegen sein, den
von ihm geschaffenen Grundstock zu vermehren. Wahr-
haft großartig aber erscheint die Pflege, welche die Kur-
fürstenFriedrich August I. und II.denSammlungen
ihres Hauses angedeihen ließen. Richtete FriedrichAu -
g ust I. ein besonderes Augenmerk auf die Vermehrung
der Skulpturen- und Antikensammlung, indem er die
Chigische und Albanische Sammlung in Rom nn-
zukaufen befahl, so erhob Friedrich August II. die
Gemäldegalerie zu einem Jnstitute ersten Ranges.
Fällt doch in die Zeit seiner Regierung die Erwerbung
von Raffaels Sixtiuischer Madonna (1753)! Die
heutige Gestaltung der Sammlungen erfolgte im Jahre
1831, in welchem sie bei Einführung der Verfassung

fiir einenBestandteildesKöniglichen Hausfideikommisses
erklärt und dem Ministerium des Jnneren unterstellt
wurden. Ju dem Jahre 1869 trat die Generaldirek-
tion als eine selbständige Behörde in Wirksamkeit.
Dieser kurzen Geschichte der allmählicheu Umgestaltung
der Sammlungen folgt eine historische Beschreibung
der zu ihrer Aufnahme errichteten oder eingerichteten
Gebäude. Jhr schließen sich die Ausführungen über
die einzelnen Sammlungen an. Mit Recht macht die
Gemäldegalerie als das großartigste Jnstitut unter
allen den Anfang. Dann folgt das Knpferstichkabinet,
das Museum der Gipsabgüsse, das zoologische uud
anthropologisch-ethnographische Museum, das minera-
logisch-geologische und prähistorische Museum, der
mathematisch-phhsikalische Salon, das Grüne Gewölbe,
das Münzkabinet, das historische Museum, die Ge-
wehrgalerie, die Porzellan- und Gefäßsammlung, die
Antikensammlung und schließlich die Kgl. öffentliche
Bibliothek. Allgemeine und technische Vorbemerknngen
gehen den Beschreibungen der Galerie, des Kupfer-
stichkabinets und der Porzellan- und Gefäßsammlung
voraus. Sie sind dazu bestimmt, den mit der Technik
der in ihnen vertretenen Künste nicht vertrauten Be-
suchern die erste Anleitung und einen Anhalt bei der
Betrachtung der Kunstwerke zu gewähren. Alleu
denen, die sich für die Entstehung und Entwicklung
der Jnstitute interessiren, gewährt eine geschichtliche
Einleitung die nötige Auskunft, während die „Führung"
überschriebenen Abschnitte den Zweck verfolgen, den
Besucher auf die wertvollsten und sehenswertesten
Stücke aufmerksam zu machen und ihn davor zu be-
wahren, sich in dem Labyrinth der ausgestellten
Nummern zu verlieren. Der „Führer" soll also die
Spezialkatologe keineswegs verdrängen, sondern nur
auf das Studium derselben vorbereiten. Da jedoch
bei mehreren Sammlnngen solche noch nicht veröffeut-
licht sind, dient er in diesen Fällen dazn, sie einst-
weilen zu ersetzen. Dies ist z. B. beim Kupferstich-
kabinet der Fall, das bis jetzt eines gedruckten Kata-
logs entbehrt, obwohl gerade bei ihm dem Laien eine
Einführung besonders erwünscht sein muß. Die Ab-
schnitte über die einzelnen Sammlungen sind von ihreni
gegenwärtigen Direktor nach einheitlichen Gesichts-
punkten verfaßt, so daß man sich 'in kurzer Frist und
mit größter Leichtigkeit in dem Büchlein zurecht findet.
Ein vorangestellter Plan der Stadt Dresden orientirt
dcn Fremden über die Lage der in dem „Führer"
behandelten Sammlungen. So ist alles geschehen,
um den reichen Schatz von Werken der Kunst und
Wissenschaft, der in Dresden aufbewahrt wird, deni
Publikum auf das beguemste zugäuglich zu machen
und die Benutzung desselben nach Kräften zu fördern.
 
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