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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Strzygowski, Josef: Die k. k. Lehr- u. Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren in Wien
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Das Schwarzwerden moderner Bronzeornamente
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0028

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Das Schwarzwerden moderner Bronzemonumente.

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im Reproduktionsatelier nnd speziell das nasse Ver-
fahren, Herr Lenhard dagegen im Porträtatelier mit
ausschließlicher Berücksichtigung des Trockenverfahrens
lehrte. Naturgemäß sammelten sich Anfänger mehr
um Herrn Lenhard, dem überdies der ltnterricht in
der photographischen Retouche zufiel. Jn der Abtei-
lung des Herrn Jaffä, der in ähnlicher Weise den Un-
terricht in der Druckerei vornahm, sammelten sich mehr
die Spezialisten. Die in seinem Atelier gemachten
Aufnahmen von Ölgemälden (in verschiedenen farben-
empfindlichen Verfahren), Zeichnungen, Plänen, Kupfer-
stichen und plastischen Gegenständen wurden dann unter
seiner Leitung durch den Lichtdruck, diePhotolithographie
oder Zinkätzung vervielfältigt. Herr Direttor Eder
trat bald da, bald dort anshelfend nnd belehrend ein,
vor allem sind ihm die außerordentlichen Hörer, welche
Spezialstudicn machten, zu Tank verpflichtet. Unter
den Schülern bemerken wir außer den Gewerbetreiben-
den einen Professor der Hochschule für Bodenkultur, der
eine spektralanalytische Forschungsreise nach den kanari-
schen Jnseln vor batte, einen Privatdozenten der Uni-
versität, der Kunststudien im Oriente machen wollte, nnd
einen ausübenden Künstler, zwei Offiziere, zwei Jn-
genieure u. a. Derartige Frequentanten waren an
keine bestimmte Stunden gebunden, ja nach den ersten
einleitenden Fingerzeigen wurde ihnen eine derartig
freie Beweglichkeit gestattet, daß sie diese Studieu leicht
mit ihren Berufsgeschäften verbinden konnten.

Auf diese Art verspricht die photographische Lehr-
und Versuchsanstalt mit der Zeit nach allen Rich-
tungen hin eine Lücke ausfüllen zu sollen, die jeder
ompfand, sobald er nur irgendwie mit der Photo-
graphie in Berührung kam. Gewerbetreibende Pho-
tographen, Amateurvereine, das waren die Autoritäten,
an die wir uns in Fragen der Photographie auf gut
Glück wenden mußten. Dnrch die neubegründete An-
stalt ist eine Centrum, eine offizielle Stelle geschaffen;
sie wird, das läßt sich schon aus dem Treiben des
crsten Semesters schließen, unter dieser Leitung den
mannigfachen ihrer harrcnden Aufgaben gerecht werden.
Zunächst wird das Ministcrium mit ihrer Hilfe das
Gewerbetreiben der Photographen regeln können l);

I) Diese Regelung ist bis jctzi noch nicht geschehen, da
in deu meisten Kronländern Osterreichs (Böhmen, Salzburg,
Steiermark rc.) ein selbständiges photographisches Atelier
nach dem Gewerbegesetz nur nach zweijähriger Lehrlings-
thätigkeit und Zeugnis eines selbständigen Photographen
ervffnet werden kann, wührend merkwürdigerweise in Wien
und Niederösterreich, obschon gerade hier die Photographie
am häufigsten über die Ansorderungen der gewöhnlichen
Porträtwiedergabe hinaus zu künstlerischen, wissenschaftlichen
und kommerziellen Reproduktionszwecken herangezogen wird,
jeder ein Atelier aufthun kann, vhne daß nach seiner Vor-
bildung gefragt würde.

dann wird der Staat sowohl als auch der Private in ihr
eine maßgebende Jnstanz in Fragen der Photographie
erhalten, sei es, daß es sich um neue Erfindungen
auf diesem dankbaren Gebiete, sei es, daß es sich um
Prüfung von Apparaten oder Leistungen von solchen
handelt. Dem ausübenden Photographen wird Gc-
legenheit geboten, sich selbst in einzelnen Spezialfächern
weiter auszubilden oder sich durch die Anstalt leicht
eine gewünschte Arbeitskraft zusenden zu lassen. Schon
im abgelaufenen Semester fand eine Anzahl von
Schülern teils im Jnlande, teils im Auslande (Zürich,
München, Bombay in Jndien) Anstellung. Wird die
Anstalt in allen diesen Richtnngen dringenden Be-
dürfnissen der Berufsphotographie abhelfen, so ver-
spricht sie überdies auch für den Laien, der gezwungen
wird, sich nur vorübergehend der Photographie zu-
znwenden, die günstigste Stelle zur Orientirnng wer-
den zn wollen. Viele Persönlichkeiten aller Nationen
haben gleich nach dem Entstehen dieses Jnstitutes den
Weg zu demselben gesucht. Jeder von ihnen dürfte
den Eindruck mit sich genommcn haben, daß hier mit
vereinten Kräften ein knlturelles Centrum geschaffen
wurde, welches sich in Zukunft glänzend zu entwickeln
verspricht.

I. Strzygowski.

Das Schwarzwerden moderner Bronzemonumente.

Das Zeitalter der Heroen des Schwertes und
des Geistes verlangt Monumente, und wir lassen es
an einem Denkmal nicht fehlen, denn wovon sollte
auch sonst die Knnst gedeihen und groß werden, wenn
man ihr nicht die Aufgaben stellte. Da nun alle diese
Monumente in Erz ausgeführt werden, in der Mei-
i nung, Marmor tauge nicht für unser Klima, so ist
es wohl an der Zeit, wieder einmal die Frage aufzu-
werfen: Woher kommt es, daß die modernen Bronze-
monumente binnen kurzem diese häßlich schwarze Ober-
fläche annehmen, während die antiken und die der
Renaissancezeit glänzend grün oder braun patiniren?

Die Frage trifft zunächst die im Freien stehenden
! größeren Erzgüsse, aber sie hat auch weitere Berech-
tigung. Das Faktum leugnet niemand; man hat ge-
I lehrte Kommissionen eingesetzt, jahrelange Beobach-
tungen und verschiedene kkntersuchungen gemacht;
beantwortet aber man hat die Frage noch nicht. Es ist
merkwürdig, dabei zu sehen, wie richtig die Kommission
allezeit beobachtete und wie sie doch mit ihren Schlüssen
^ auf falsche oder in nichts sich verlaufende Wege geriet.

^ Man suchte zuerst die Ursache in der Legirung der
Bronze, mußte aber diese Ansicht wiedcr aufgeben, da
man sich überzeugte, daß die Mischnng, ob etwas mehr
i Kupfer oder Zinn, von keinem Einfluß auf die Pa-
tinirnng der Oberfläche sei. Man dachte sodann, daß
 
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