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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Frizzoni, Gustavo: Die neuen Konkurrenzprojekte für die Fassade des Mailänder Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0098

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Nr, 12.

2^. ^Zahrgang.

s888.8<).

Aunstchronik

27. Dezember.

Lvochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

L)erausgeber:

(Larl v. Lützow und Arthnr jDabst

wien Aöln

Cl>erestanumgasse 25. Uaiser-MIHelmsring 22a

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Sccinann, Garteiistr. zs. Berlin: w. Aühl, Iägerstr. rs.

Die Aunstchronik erscheint von Vktober bis Lnde guni wöchentlich, im guli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
dem Aunstgewerbeblatt halbjährli^ 6 Mark^ ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. —-^gnserate, ä 50 j)f. für die^ dreispaltige ssetitzeile

Schwabe'schen Sammlung in Hamburg, von I. Theodor Schultz: Amerling-Biographie von kudwig Aug. Frankl; Ludwig jDfau's
2lesthetische Schriften. — Henßlmann -f. — Ausgrabungen in Mykene; Ausgrabungen auf dem Helikon. — Monumentalbrunnen für
Aarlsruhe; Zumbuschs Marmorstatue Raiser Lranz gosephs; verlegung der Sammlungen des Bulaqer Museums nach Gizeh; Ueber
Rubens' ^immelfahrt Mariä; Das kurfürstliche Schloß in Mainz. — Zeitschriften. — Inserate.

Die neuen Aonkurrenzprojekte für die Lassade
des Akailänder Domes.

Ani 27. Mai des vergaugenen Jahres schrieb ich
Mailand an die Kunstchronik zum Schlusse meiner
"tlgemeinen Bemerkungen über die Konknrrenzprojekte
>ür die Fassade des Mailänder Domes: „Alles in
Eem genommen dürfte anerkannt werden, daß die
Jkbildetsten und begabtesten der einheimischen Ar-
chitekten der befriedigenden Lösung des Problems
nächsten gekommen sind, und zwar aus keiner an-
^ren Ursache, als weil sie sich von Anfang an in der
äünstigen Lage befanden, mit dem eigentümlichen Ge-
bräge des Gebäudes innig vertraut zu sein." Nun
die gewählte internationale Jury vor kurzem ihr
^udgültiges Urteil gesprochen, wonach sich in der That
das Projekt des jungen Mailänder Architekten Giu-
ü'Ppe Brentano mit starker Mehrzahl der Stimmen
"ls das vorzüglichste und für die Ansfnhrung em-
dlehlenswerteste erwies.

Die erste im vorigen Jahre getroffene Wahl der
15 Bevorzugten (die nach dem Ableben des Architek-
le>i Ciaghin nunmehr auf 14 beschränkt sind) dürfte
"ffofern im Publikum einige Verwunderung erregt
llaben, als dabei sür die zweite und entscheidende
Wahl gewisse allgemeine Jdeen eigentlich gar nicht
^ffgestellt worden waren. Dies soll hauptsächlich in
^etreff der Frage gesagt sein, ob die Anbringung
don Glockentürmen gestattet sein solle oder nicht.
ffbrigens waren auch die gewählten Architekten bei
ber Lösung dicser Frage keineswegs einig. Hat ja
fflbst derjenigc, welcher heute den Sieg davon getra-
2^n hm, sowohl die eine als auch die andere Lösung

vorgeschlagen! Daß er sich zuletzt zu Gunsten der Lösung
entschied, welche dem Bau am wenigsten Gewalt an-
zuthun strebt, darf in jeder Hinsicht als ein glücklicher
Griff angesehen werden.

Einen erfreulichen Eindruck macht auch die Dar-
legung seiner Anschauungen in der uns vorliegenden
Broschüre, in welcher er seine Grundsätze über die
Herstellung der Faffade entwickelt. Daß er von pietät-
voller Rücksicht für das in seiner Art einzig dastehende
Gebäude, diese wunderbare Offenbarung der mittel-
alterlichen Kunst, geleitet wurde, ersieht man sofort.
Natürlich ist der Text mit den gehörigen Abbildnngen
begleitet, die einem die Sache ganz klar und anschau-
lich machen. Die Harmonie mit der Gliederung des
Domes überhanpt wirkt gleich sehr wohlthuend auf
das Auge des Beschauers, wenngleich das Ganze
mit seiner für eine gotische Kirche auffallenden Breite
keineswegs dem gewöhnlichen Jdeal des Stiles ent-
spricht.

Da im Mailänder Dom der eigentümliche lom-
bardische Kern mit seiner gotischen Verkleidung das
Charakteristische ausmacht, so mußten sechs der aus-
gestellten Arbeiten gleich beiseite gestellt werden, weil
sie das Problem mit einem Vorbau von zwei ausge-
prägten Glockentürmen zu lösen trachteten. — Ein
anderes Element, welchem eine besondere Aufmerk-
samkeit gebührt, ist das der Prachtportale, die als
der wahre Mittelpunkt des auszuführenden Planes
tief und eingehend studirt werden müssen. Es kom-
men dabei zwei Umstände in Betracht, nämlich die
Zahl der Portale (ob 5 oder 3) nnd ihre Gestaltung
und Verzierung. Der Gedanke, die zwei äußersten
Thüröffnungen ganz zu unterdrücken, welcher von
 
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