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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Frimmel, Theodor von: Zur Rubensforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0162

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2H. Zahrgang.

,888/89.

Aunstchronik

Nr. 20.
2,. ,ch'bruar.

Mochenschrifl für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

b^erausgeber:

Larl v. tsützow m,d Arthur pabst

wien Röln

Lrpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. Z5. Berlin: W. ls. Kühl, Iagerstr. 7Z.

Dir Runstchronik erscheint von Mktober bis Lnde guni wöchentlich, im guli, August und ^eptember nur aller Tage und kostet in verbindung
dem Aunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, ä 30 l?f. für die dreispaltige petitzeile
"kbnien außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein Sc vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

^ntzalt: Zur Rubensforschung. — Rorrespondenz aus Budapest. — Bücherschau: Lataloxue ok odz'ects ok §reel< ceramic urt; Strzygowski,
Aalenderbilder; de teris, I'Italis äu Norä; Sacher-Masoch, Lontes zuiks. — Brauns Lhotographien der Liechtenstein-Galerie. —
Archäologische Lntdeckungen in gtalien; Akropolis von Athen. — Grgebnis der rionkurrenz um ein Aaiserdenkmal in Bremen. — ssrof.
Rekule. — Geschenke an die vationalgalerie in Berlin; Ausstellung in» Desterreichischen Runstverein in wien. — Aaiserdenkmal in
Metz. — Aus Düsseldorf. — Zeitschriften. — gnserare.

Zur Rubensforschung.

Woraus ich heute hinziele, das ist die Methode
lür den Nachweis jener Gemälde, die sich im Nach-
^ß des großen Rubens vorgefunden haben. Vom
"Üen gedruckten französischen Verzeichnis jener Bilder
'st meines Wissens nur nvch ein Stück in einer
üssentlichen Büchersammlung erhalten und zwar in
^er Pariser Nationalbibliothek')- Einen Abdrnck des
s^anzösischen Verzeichnisses gab Michel in seiner „8is-
^oirs äe la vie cle ?. Ilnbsns" (S. 275 ff.). Das
^te englische Verzeichnis findet sich bei Smith abge-
^euckt im 6s.kaIoAue raisonns (IX, S. 358 sf., wozu
Aan auch II, S. 32 ff. benützt). Michel nnd Smith
'u erster Reihe, sowie gelegentlich auch andere Antoren,
üei denen das Berzeichnis dcs Rubcnsnachlasses ivicder-
Tegeben ist, sind bisher anstandslos als zuverlässige
^uellen für die Entscheidung der angedeuteten Fragen
üeriützt worden. Ein leises Mißtranen freilich konnte
'ch längst nicht unterdrücken, weshalb ich gelegentlich
^us die Liste der aus dem Nachlaß verkauften Bilder
^gl. Genard, XantesbsninASn S. 44 nnd Xrebieven-
14. äeel, bl. 86 ff.) großcn Wert legtc. Jn

I) Darauf macht H. Riegel ausmerksam in seinen Bei-
^Ügen zur niedcrländischen Kunstgeschichte I, 32t. Rooses
s'n der Geschichte der Malerschule von Antwerpen, deutsche
übersetzung, S. 253) erwähnt den alten englischen Text und
ü Wiedergabe desselben von >838 und 1839. Von den zwei
Etztgenannten Quellen kenne ich nur den 1839 erschienenen
"6aiAioKUtz ok tbs rvorbs ok art in tbs posssssion ok 8ir
- k. kubsns" (kor privats oironls.tion). Es scheint, daß
sranzösische Verzeichnis etwas ausführlicher gehalten war
uis das englische.

l letzter Zeit gelangte ich zur Gewißheit, daß wirklich
ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen dem
Original in Paris nnd der Wiedergabe bei Michel
und Smith festgestellt werden mnß. Ein Beispiel,
das ich hier gebe, wird das klar machen. Jn der
Schönborngalerie in Wien befindet sich ein wertvolles
Gemälde'), das mir in den Fleischpartien die eigene
Hand des Rubens zu verraten scheint, und das einen
Satyr oder Panisk mit einem Fruchtkorb und eine
Nymphe darstellt (halbe Figuren, auf Leinwand,
Hochbild 1,09 x 0,69). Aus der Rubenslitteratur
liest man bald heraus, daß eine analoge Darstellung
im Nachlaßverzeichnis unter Nr. 174 vorkommt. Was
liegt näher als die Annahme, das Bild bei Schön-
born sei identisch mit dem im Rubcnsnachlaß. So
steht die Sache, wenn man annimmt, daß Michel und
s Smith genaue Wiedergaben des alten Kataloges
^ bringen. Denn Michel schreibt: „174. Uns X^inpbs
^ sk un 8at.zws nves nn punisr äe ruisins," und Smith
(IX, S. 360): „174. X nz-inpb anä a. 8g.tvr vvitb a
ba.sböt ol trnit." Smith (II, S. 34) weist anch
darauf hin, daß diese Komposition von Alex. Voet
^ gestochen ist.

Lesen wir aber nun im Original zu Paris nach!
Lsopold Delisle, der nicht umsonst so berühmte
j Direktor der Pariser Nationalbibliothek, hatte die
^ große Freundlichkeit, mir wertvolle Anfschlüsse über
den alten Originalkatalog zn geben. Er antwortet
mir auf eine Anfrage, daß im allgemeinen der Ab-
druck bei Michel mit dem Original übereinstimme, daß

>) Abgebildet in „Wiener Galerien", Verlag von V. A.
Heck, Wien.
 
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