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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Springer, A.: Die Uffizigalerie in Braunschen Photographien
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Verschiedenes / Inserate
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Die Usfizigalerie in Braunschen Photographien. — Bücherschau.

Die Uffizigalerie in Braunschen j)hotographien.

Zwei Herzenswünsche hegten seit vielen Jahren
alle, welche aus Neigung oder pslichtinaßig Photo-
graphien sammeln. Und dieses „alle" bedeutet nicht
einige wenige, sondern in der That alle Kunstforscher
und Kunstfreunde. Mit Photographien gefüllte MaPpen
sind dem einen wie dem andern ein nnentbehrlicher
Hausrat geworden. Gewiß führt das Studium der
Photographien das ästhetische Urteil zuweilen auf salsche
Fährten; in nnzähligen Fällen bieten sie aber doch das
beste Hilfsmittel, um die Erinnerungen an Original-
werke sicher und klar festzuhalten und stilkritische Ver-
gleichungen auf fester Grundlage anzustellen. Die
beiden Herzenswünsche bezogen sich auf die Gründung
einer Sammelstelle für Photographien, deren Verlag
bekanntlich überaus zersplittert ist, und dann auf die
Wiedergabe der italienischen Bilderschätze in einer
ähnlich vollendeten Weise, deren sich die Gemälde nor-
discher Galerien bereits lange erfreuen. Beide Wünsche
sind endlich in Erfüllung gegangen. Die Kunsthand-
lung Amsler L Rnthardt in Berlin hat ein nm-
fassendes Lager von Originalphotographien eingerichtet
und zur bequemen Benntzung desselben einen wissen-
schaftlichen Katalog erscheinen lassen. Der letztere ist
bereits an dieser Stelle rühmlich angezeigt und nach
Verdienst empfohlen worden. Wir wünschen, daß er
recht weite Verbreitung finden und bald ergänzt werden
möge. Wer jemals in der Lage war, insbesondere
Photographien nach älteren nordischen, zumal deutschen
Kunstwerken sammeln zu müssen und die Pein er-
fuhr, welche das Suchen nach der Adresse des Photo-
graphen, nach dem Formate, dem Preise der einzelnen
Blätter verursachte, wird das Nnternehmen Amslers
L Rnthardts auf das wärmste begrüßen. So ist endlich
der erste wichtige Schritt zu der so notwendigen Kon-
zentration des Photographienhandels geschehen.

Auch der andere Wunsch wnrde durch Braun in
Dornach glänzend verkörpert. Wir leiden ja gewiß
keinen Mangel an photographischen Aufnahmen ita-
lienischer Kunstwerke. Die unzähligen kleinen Blätter,
so beqnem auf Reisen herumzuführen, so handlich zum
raschen Gebrauche, werden stets beliebt bleiben und
auch künftig ihren Wert beibehalten. Die großen Auf- ^
nahmen ließen aber häufig, sowohl in Bezug auf den
Farbenton wie auf die Dauerhaftigkeit manches zu
wünschen übrig, konnten jedenfalls den Vergleich mit
den Kunstblättern, welche Ad. Braun nach den Schätzen
der Eremitage, der holländischen und englischenGalerien,
zuletzt nach der Galerie Liechtenstein geliefert hat, nicht
aushalten. Da entschloß sich die Dornacher Kunst-
anstalt auch die drei Florentiner Galerien, jene in den
Usfizi, wie die anderen im Pittipalast und in der

Akademie dem Kreise ihrer weltberühmten Publikationen
einzuverleiben.

Von der auf 429 Blätter berechneten Ussizigalerie
liegt die erste Lieferung vor. Die Vorzüge, welche
das Braunsche Verfahren auszeichncn, außer der
Schärfe und Klarheit der Wiedergabe das richtige
Verhältnis der Farbenwerte zu einander, kommen auch
hier zu voller Geltung. Es ist staunenswert, wie
trefflich die zarte Milde Fiesole's, der breite Auftrag
und die satten Farben der Benetianer in den Kohlen-
drucken herauskommen. Die Uffizigalerie beherbergt
die Lieblinge der Kunstfreunde Europas, in der Tri-
buna reihen sich Perle an Perle. Wir dürfen hoffen,
sie alle in kurzer Frist meisterhaft reproduzirt zu
schauen und glauben dieser neuesten Publikation
Brauns den glänzendsten Erfolg verbürgen zu können.
Braun hat anch diesesmal die löbliche Sitte festge-
halten, den Kunftblättern einen ausführlichen Text auf
den Weg mitzugeben. Mit deren Abfassung wurde
der Galerieinspektor Cesare Rigoni betraut, welcher
im ersten Heft eine kurze Geschichte der Galerie und
die Beschreibung Vvn vierzig Gemälden uns bietet.
Daß Rigoni konservativ verfährt, in der Taufe der
Bilder die Überlieferungen ehrt, muß im ganzen ge-
billigt werden. Galeriekataloge und Galerietexte sind
nicht der richtige Schanplatz für eine radikale Bilder-
kritik. Nnr möchten wir empfehlen, die konservativc
Gesinnnng nicht zu übertreiben und die Tradition
trotz ihrer Ehrwürdigkeit dann zu opfern, wenn die
nenere Forschung ganz zweifellose Thatsachen festge-
stellt hat. A. Springer.

Bücherschau.

Die Kunst und das Schöne, von Wilh. Koopmann. Kassel,
A. Freyschmidt. 8.

>1 Der Berfasser erörtert in dem originell ausgestattetcn
Schriftchen zunächst den Begriff des Schönen in der Kunst,
ergeht sich in Betrachtungen über die künsilerische Freiheit
im Schaffen und über die Gesetze des Stiles, streift die großen
Renaissancemeister Lionardo, Michelangelo und Raffael und
gelangt schließlich zu der Frage über den Wert der Kunst
für den Menschen überhaupt und zu den Pflichten des Staates
in Sachen der Kunst. Mit überzeugenden Worten tritt Koop-
mann sür die Berücksichligung der Kunst im Unterrichts-
wesen ein. „Von Jugend aus (sagt er) muß jedem einzelnen
die Möglichkeit gegeben werden, daß das Schöne auf ihn ein-
wirken könne. Jn jedem Scbulraume muß das Künstschöne
zu finden sein; noch nie ist oas so leicht gewesen, wie jetzt,
wo die Vervielfältigung Vortreffliches leistet und ohne er-
hebliche Kosten das künstlerisch Vollkommene selbst den Dorf-
schulen zugänglich gemacht werden kann" rc. rc. Zum Schlusse
gedenkt der Verfasser der modernen Verirrungen in der
Malerei, der Darstellnng des Häßlichen um jeiner selbst
willen, und verweist die Künstler auf die ewig junge Lehr-
meisterin des Schönen, die Natur. Das Schriftchen ist an-
ziehend geschrieben und bei aller Knappheit klar und ver-
ständlich.

« Zu dem Prachtwerke der Gcbrüder Goncourt, welches im
letzten Heste derZeitschrift, S. 181 ff. besprochen wurde, muß be-
richtigend nachgetragen werden, daß dasselbe auf einem älteren
Buche der beiden Verfasser beruht. Verglichen mit der zweiten
Ausgabe der „Histoire üs la soeistis Irauyaise penaaut ia
 
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