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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Woermann, Karl: Rubens' "Alte mit dem Kohlenbecken" in der Dresdener Galerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0187

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Korrespondenz.

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des Nackens des Jünglings znr Linken, rechts ein ^
Stück des linken Armes der alten Fran und unten I
ein Stück des Zeigefingers des jungen Mannes in die
angeflickten Randstücke hinüber, und diese zeigen in
ihrer schwächeren, verblaseneren Malweise auch den
entschiedensten Gegensap zn der Kraft und Frische der
eigenen Hand Rubens', welche das Hauptstück so un-
verkennbar auszeichnen.

Der Sachverhalt ist also vollkommen aufgeklärt.
Das Dresdener Bild ist aus dem Brüsseler Bilde

Maße des gairzen Bildes; Höhe 1.10; Vreite 0,92.

Maße des echten Kernes: a—0,00; I)—1,16; o—0,66; ä—0,26.

wahrscheinlich um 1700 herausgesägt, beide sind dar- !
anf Vvn nicht ganz ungeschickter Hand zurechtgeflickt !
geworden. Das Haager Bild aber ist eine Kopie
nach dem aus deu beiden anderen bestehenden Ori-
ginal in seiner urspriinglichen Gestalt. Wo sich dieses
damals befunden, wird sich hofsentlich noch feststellen
lassen. Das Brüsseler Bild befand sich 1857 im
Privatbesitze; das Dresdener Bild kam um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts in den Besitz des sächsischen
Königshauses.

Karl Woermann.

Aorrespondenz.

München, im Februar 1888.

Das Kunstausstellungsgebäude auf dem Köuigs- '
platze, gegenüber der Glhptothek, umschließt bekanutlich
in seinen Oberlichtsälen die „Permanente Aus-
stellung der Münchener Künstler-Genossen-
schaft". Ein großes Galeriebild mit lebensgroßeu

Figuren: „Venetianisches Fischerboot" von Ludivig
Dill zieht dort gegenwärtig schon von ferne durch
Vvllendete Plastik und Perspektive die Blicke der Bc-
sucher an. Das Boot mit seinen lebhaften Jnsasscn
nimmt den ganzen Vordergrund ein, dahinter vfsnet
sich eine Fernsicht auf das von Fischerbooten belebtc
Meer. Luft und Wasser cntwickeln feiue Töne und
Lichtreflexe, und dcm flimmernden Licht eines etwas
dunstigen Morgens, dessen Sonne nur matten Schein
wirft, entspricht das gedämpfte Kolorit der Gegcn-
stände und Figuren im Bvrdergrunde. Zwei anderc
Bilder desselben Meisters: „Abend bei Venedig" n»d
„Jm Hafen von Chioggia" sind ebenfalls hervor-
ragende Leistungeii, die ihrcu Eindruck nicht verfehlen.
Das erstere zeichnet sich durch warme, der Stimmung
eines südlichen Abends entsprechende Farbentöne aus-
Ein auffallendes Bild ist ferner Hermann Grabe's
„Monduntergang auf See". Es fesselt durch eine
fast märchenhafte Beleuchtung und eine treffliche Per-
spektive, welche letztere eine um so schwierigere Auf-
gabe war, als das Bild nur Luft, Wasser und ein
auf den Beschauer zuruderndes Boot zeigt. — Durch
den Reiz ganz eigenartiger Beleuchtung und tiefen,
gesättigten Farbentones ist auch Hans Bartels' An-
sicht des mit seinen altertümlichen, roten Ziegelbauten
malerisch am tiefblauen Strom gelagerten Danzig
ausgezeichnet. — O. Wergelands „Lachsfischerei
in Norwegen" zeigt die eigenartige lichte Beleuchtung
uordischer Landschaften, wo selbst die Schatten lichter
sind als bei uns, so daß man denken könnte, die Frei-
lichtmaler hätten dort ihre Studien gemacht. Das
Bild würde noch ansprechender sein, wenn die das
8iuder führende Frau oder Tochter ein nicht gar sv
flaches Gesicht hätte. — Durch feineu Vortrag aus-
gezeichnet ist das kleine Marinebild von Hans
Petersen: „Jm Kanal von Dover." — Ein L-
Douzette („Mvndnacht am See") spricht für sich
selbst. — Ed. Schleichs „Mondnacht am See" bringt
sehr naturwahr eine jener eigentümlichen Beleuckll
tungen, die entstehen, wenn das Mvndlicht durch
schichtenweise gelagertes Gewölk scheint. Der ganzc
Himmel ist abwechselnd hell und dunkel gestreift, den
Mond umgeben große Farbenringe, und die Land-
schaft tritt körperlicher hervor als im vollen Mond-
licht. — Der „Winterabend" von Anton Wind-
maier zeigt uns ein Dorf im Schnee bei dem oft
so intensiv gelben Licht eines winterlichen Sonnen-
unterganges. Nun kann ja der Pinsel immer nur'
eine schwache Andeutung von den wunderbar zarten
und durchsichtigen Farbentönen geben, welche ein
Sonnenuntergang hervorzuzaubern vermag; aber das
Mögliche scheint hier geleistet, und der ilbergang der
gelbeu Lichtflut in das verblassende Aznr des Hiin-
 
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