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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Norden, J.: Russische illustrirte Kataloge, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0156

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293

Bücherschau.

294

^chien im Dezember 1887 und galt wieder den Manen
^wes kurz vorher verstorbenen bedeutenden Künstlers:

Porträt- nnd Genremalers I. N. Kramskoi. Jn
^utscher Übersetzung lautet der Titel dieses Katalogs
(nier Bogen in 80.):

„Jllnstrirter Katalog der Bilder, Zeichnungen
^nd Radirungen des verstorbenen I. N. Kramskoi.
1837—1887); enthält eine kurze Autobiographie des
^ünstlers, sein Porträt und 20 zinkographische Re-
^oduktionen seiner Wcrke. Zusammengestellt nnd
^rausgegeben von N. Ssvbko. St.Petersburg, 1887.
Preis 1 Rubel."

Es ist das in gewissem Sinne die beste kata-
^ogische Arbeit, die Ssobko bisher geliefert hat.
ü-ienn anch die zwanzig, übrigens sehr geschickt ge-
^nählten Reproduktionen von zwölf der besten Por-
^ätarbeitcn des toten Malers und von acht seiner
^ludien und Genrebilder in der zinkographischen
'instalt von M. O. Wolff ziemlich dürftig hcr-
gestellt worden sind, so ist dafür der textliche Teil
^rs Katalogs ganz vorzüglich. Seine Systematik,
^ollständigkeit und Übersichtlichkeit macht ihn zn
ruieni Ilnikum unter allen hier erwähnten und noch
üu erwähnenden Ausstellungskatalogen. Ssobko be-
guügte sich nicht bloß damit, die ca. 270 Werke des
ü'ünstlers aufzuführen, die auf der Ausstellung vor-
slanden waren, sondern er macht in 320 weiteren
^unimern namhaft, was Kramskoi überhaupt hinter-
^assen. Das alles in chronologischer Reihenfolge, mit
^ertvolleu Angabcn über Grvße, Besitzer, Art des
^erkes, sowie, wenn es eine Zeichnung oder Radirung
hü über das Journal oder das Buch, wo sie ver-
ossentlicht wurden, und über die Reproduktionen der-
Ülben, stets nebst genauer Beschreibung. Außerdem
hat xx xii, alphabetisches Verzeichnis dcr 410 Porträts
^arunter 230 Ölgemälde) hinzngesügt, die Kramskoi
gomalt hat. Endlich finden wir auch Notizen über
^orträts, zu dencn dcr Maler selbst gesessen.

Man kann den weitcren Editionen Ssobko's mit
^Vannung entgegenschen.

Der Umstand, daß die drei letztgenannten Kata-
^age gleichzeitig den Gesamttitel sühren „Uas artistes
äu XIX siöolä" berechtigt einen zur Annahme,
^aß er die Seric noch fortzusetzen gedcnkt. Hosfcnt-
^'ch kehrt er aber im Jnteresse des westeuropäischen
^uiistliebenden Publiknms zu dem Prinzip der Zwei-
svvachjgkcit zurück.

*

* -I-

Zum Schluß hätten wir noch zweier Editionen zu I
godenken, die den Gedanken des einstigen „St. Peters-
l'nrger Künstler-Artells" fortsetzen.

Das Mitglied der Akademie F- I. Bulgakow

hat es seit 1887 unternommen, den Besuchern der
großen akademischen Frühjahrausstellungen in Gestalt
eines „Albums" ein hübsches Andenken darzubieten.
Richtige Kataloge sind es nicht. Das Album von

1887 z. B. bringt anßer 54 Jllustrationen (darunter
drei hübsche ack boo von dem talentvollen jungen Künst-
ler Ssamokisch gelieferte Vignetten) auf 16 Seiten
gr. 8". eine eingehende Besprechung der Ausstellung, und
das Album von 1888 giebt nur ein alphabetisches,
nicht aber numerirtes Verzeichnis der ausgestellten
Arbeiten.

Das erste „Album" enthält photozinkographische
Reproduktionen (nach Photographien von Ssaweljew),
die in der Kunstanstalt von Angerer 6c Göschl in
Wien hergestellt wurden, sowie zinkographische Re-
produktionen (nach Zeichnungen der Künstler selbst),
die aus dem Atelier der Offizin von A. S. Ssuworin
hervorgingen. Das sehr sauber und splendid aus-
gestattete Heft ist sieben Bogen stark. Ilngefähr ebcnso
stark ist das „Album" von 1888, das im übrigen
einen Fortschritt gegen das erste zeigt. Nicht bloß
in künstlerischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf
die Anordnung, die textlichen Daten (Größe des Ori-
ginalgemäldes, Art der Reproduktion rc.); zudem ent-
hält es mehr als das erste Albuni: nämlich 80 Jllu-
strationen, von denen 37 von den Malern selbst
angefertigt wnrdcn, in Crayon, Kohle, Tusch, Sepia,
Federzeichnung u. s. w. Die übrigen wurden nach
Photographien reproduzirt. Die Clichv's wurden in
der Anstalt von Angerer in Wien und in der Zinko-
graphie von A. S. Ssuworin hergestellt und machen
in den allermeisten Fällen einen HSchst erfreulichen
Eindruck. . .

Welch ein Fortschritt in jeder Beziehung, wenn
nian dieses „Album" des Herrn Bulgakow vom Jahre

1888 mit dem des „Künstler-Artells" vom Jahre 1869
vergleicht!

Ilnd hiermit bin ich am Schlusse meiner Auf-
gabe angelangt, deren Gegenstand gewiß der Beach-
tung des Kunstfreundes auch außerhalb Rußlands
wert sein dürste.

St. Petersburg, Ende Dezember 1888.

Bücherschau.

Hsirr^ cklouln, Uusos äa porkraits ä'urkiskss,
näs Sll §rallos ou z? uxank vckeu. knris, 8.
Uaursns. XX, 241 S. Gr. 8. 1888.

Der jetzige Direktor der schönen Künste in Frank-
reich, Castagnary, äußerte bei seinem Amtsantritt u. a.
folgendes: Seit dreißig Jahren spreche man davon,
im Louvre einen Porträtsaal einzurichten, wie ihn die
Uffizi in Florenz besäßen. Die nötigen Porträts seien
vorhanden, einige 40 im Louvre, eiuige 50 in Ver-
 
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