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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Hager, Georg: Wolf Traut und der Artelshofer Altar
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0309

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599

Wols Traut und der Artelshoser Altar.

609

St. Anna erst 1511 von dem Tuchmacher Konrad
Horn erbaut wurde, so ist es wahrscheinlich, daß Neu-
dörfer, der ja so manches Unrichtige bietet, hier in der
Angabe des Jahres irrt. Nach Jvs. Bader wnrde
schvn „1545 das Pvrtal der St. Annakapelle bei
St. Lorenz weggebrochen, weil es alt und baufällig
war, und die Kapelle verschlossen, weil bei nächtlicher
Weile viel Unwesen und Unzucht am Portale ge-
trieben wurde." ^) Andreas Würfel schreibt^) 1766:
„tl. 1691 ist diese Capelle in- und außerhalb reno-
virt wordeu. Kein Gottesdienst wird nicht mehr darin
gehalten, manchmal hat man die Leichen vornehmer
Standespersonen in dieser Capelle beygesetzet. Für
das löbliche Tuchmacher Haudwerk werden die Kerzen
und Leichtuch darinnen aufbehalten."

Es scheint also, daß schon früh im 16. Jahr-
hundert die Kapelle vernachlässigt wurde; es hängt
dies vielleicht damit znsammen, daß schon bald nach
der Erbauung derselben die Kirchhöfe (darunter natür-
lich auch der von St. Lorenz, auf dem eben die Ka-
pelle stand) vor die Stadt verlegt wurden; von 1520
an wurde diese Verordnung mit großer Strenge durch-
geführt b). Über die vou Wolf Traut für St. Anna
gemalte Tafel finde ich nur noch bei MurrH die
Nachricht, daß sie zu seiner Zeit nicht mehr vor-
hauden war.

Jch vermute nun, daß dieses Werk identisch mit
dem Artelshofer Altar ist. Daß derselbe erst in spä-
terer Zeit nach Artelshofen kam, deutet eine Sage
der dortigen Gegend an, nach welcher das Bild in
eincm Kriege den Türken abgenommen und durch einen
Gutsherrn in die Kirche gestiftet worden sein soll.
Jn diesem Gutsherrn hätten wir dann Wolf IV.
Harsdörfer zu erkennen, der in den Besitz der Altar-
tafel von St. Anna bei St. Lorenz gelangt, darauf
sein und seiner Frau Bildnis anbringeu und den
Altar dann als seine Stiftnng in der Kirche zu Artels-

zu Nürnberg) nach gütiger Mitteilung des königl. Kreis-
archivars Dr. Heinrich 1511 angeben. Schon Nagler,
Künstlerlexikon, Bd. 19, S. 51 wurde aus den Widerspruch
der Erzählung Neudörsers mit den übrigen Nachrichten auf-
merksam und hält es sür wahrscheinlich, daß Traut die Altar-
tafel 1502 sür eine andere Kapelle der Tuchinacherzunft
malte. Eine solche Kapelle wird aber nirgends erwähnt.
1807 ist die Kapelle St. Anna abgerissen worden.

1) Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs II, 1862,
S. 30.

2) Aussührliche Beschreibung rc., S. 390.

3) Lochner in den Quellenschriften zur Kunstgeschichte
X, S. 8.

4) Beschreibung rc. 1778, S. 313.

5) Anzeiger für Kunde der deutschen Borzeit 1858,
S. 179; Schöppner, Sagenbuch der baysrischen Lands III,
1874, S. 143.

hofen aufstellen ließ. Da Konrad Horn 1515 dem
Magistrat das Patronatsrecht über die von ihm er-
baute Kapelle übertrug *), sv ist damit wohl der Ab-
schluß des Baues und seiner Ausstattung gegeben und
die Jahreszahl 1514 auf unserem Bilde würde vor-
trefflich dazu stimmen.

Die Darstellung der heil. Sippe paßt ferner sehr
wvhl für ein der heil. Anna geweihtes Heiligtuni
weniger aber für eine Kirche, die, wie Artelshofeu,
St. Jakob als Patron verehrt.

Auch der heil. Konrad auf der Außcnseite deS
rechten Flügels verdient mit Rücksicht auf den Tauff
namen des Stifters Horu Beachtung. Unterstützt wird
meine Vermutung endlich durch die Porträtähnlichkeit
des Hornschen Bildnisses auf dem Denkmal mit der
Darstellung der heil. Dreifaltigkeit, außen an der
Sakristei von St. Lorenz, mit dem Donator auf unserem
Bilde?)

Zum Schluß stelle ich die mir bis jetzt bekannt
gewvrdenen Nachrichtcn über die Traute und ihre
Werke zusammen. Hauptquelle ist natürlich Neu-
dörfer. Er erzählt Vvn Wolf Traut: „Dieser Traut
war des alten Trauten Hannsen, der den Kreuzgang
zu den Augustinern gemalet und darin viel erbare
Herren conterfeyet und in seinem Alter erblindet,
nachgelassener Sohn, war dem Vater in der Kunst
des Malens und Reißens hoch überlegen. Er malet
(ao. 1502) die Altartafel in der Capelle bei St. Lo
renzen, so Cunz Horn erbauet und mit großem Ab-
laß aus Rom seines Verhoffens geziert hat. Er,
Traut, blieb ledig und war im Leben mit Herman
Vischer Rothschmiden also einig, als wäreu sie Brü-
der gewesen. 3) Darum er auch dabei war, als

1) A. Würsel, Ausführliche Beschreibung, S. 390.

2) Vgl. A. Würfel, Ausführliche Bsschreibung, S. 95;
Chr. G. Murr, Beschreibnng S. 301: I. F. Roth, Geschichte
des Nürnberger Handels I. 1800, S. 127. Eine Zeichnung
der Köpfe des Hornschen Ehepaares auf diesem Stein vsr-
danke ich der Güte des Hrn. Dr. P. Rs'e. Nach diesem Re-
lief hat offcnbar Fennitzer die Bildnisse deS Kvnrad Horn
und seiner Frau in Schwarzkunst verfertigt (vgl. G. W.
Panzer, Verzeichnis vor Nürnbergischen Porträten 1790,
S. 112). Doch dars ich nicht verschweigen, daß, so weit die
Zeichnung ein Urteil gestattet, die weiblichen Köpfe weniger

^ übereinstimmen. Konrad Horn, ein reicher Nürnberger Tuch-
macher und Tnchhändler (gestorben 1517) hatte Barbara Krell
zur Frau; letztere starb 1521 (Norischer Christen Freydhöse
Gedächtnis 1682, S. 118).

3) Wir dürsen wohl aus dieser innigen Freundschaft
den Schluß auf ungefähr gleiches Alter der beiden ziehen.
Hermann Vischer ist der Sohn erster Ehe des Peter Vischer,
die dieser 1489 oder 1490 mit Margaretha Groß einging:
letztere muß bald nach der Geburt dieses Sohnes gestorben
sein, denn bereits 1493 schloß Peter Vischer eine zweite Ehe.
Wolf Traut wäre somit um 1490 geboren. Ein neuer Grund,
 
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