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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Die Zukunft des Münchener Kunstvereins
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Die Fenster des Magdeburger Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0101

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Die Fenster des Magdeburger Domes.

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und der Londou ^lrt Ilnion zurück, nicht gnnz unbe-
rechtigt sein. Scit Jahren war nur die vorjahrige
Wahl („Auerbachs Keller" von Lindenschmit) eine ent-
schieden glückliche. Die diesjahrige Vereinsgabe, „Po-
ljtisirende Schifser" von Klaus Meyer, zeigt uns ein ^
halb Dutzend Schiffer in ihrer Taverne um einen!
runden Tisch geschart. Daß sie politisiren, vcrsichert
der Künstler, doch könnten wir auch jeden anderen
llnterhaltungsstosf annehmen. Jn den unverhältnis-
inäßig hohen Ranm fällt das Licht durch eiu Fenster
an der Decke, unten ist es duster, kaum daß man die
(übrigens uniuteressauten) Gesichter der Politiker cr-
keunt. Gemalt mag dies Bild (ich kenne das Ori-
ginal nicht) kvloristische Vorzüge namentlich in der
vielleicht mit Fleiß so schwierig gestalteteu Beleuchtung
entwickeln, aber zur Reproduktion in Schwarz eignet
es sich nicht, weil die fast vier Fünftel der Bildfläche
einnehmenden grauen oder tiefschwarzen Wände und
Schatten abschreckend monoton wirken.

Fassen wir alles zusammen, so ergiebt sich neben ^
der Notwendigkeit von organischen Reformen als erste
Lebensbedingung für den Münchener Kunstverein eine j
zeitgemäße Gestaltung seiner Ausstellungsräumc, wozn ^
ein Neubau ersorderlich ist, weil der Platz über den j
Arkaden zu klein und überdies vou den in letzter Zeit
gebauten Nachbarhänsern verdunkelt ist. Wohin soll
nun das neue Vereinshaus gesetzt werde»? Es ist
dafür die im Eutstehen begriffene Prinz-Regenten-
Straße vorgeschlagen worden, von Anderen der Jsar-
quai, neuerdings „Jsarlust" geuannt, wo die Kunst-
gewerbeausstellnng sehr schlechte Geschäfte gemacht hat.
Jch meine, man solle Kunstverein und Kunstsaal in
einem gemeinschaftlichen Heim, in einem „Palast der ^
bildenden Künste" vereinigen, worin der erstere in ^
seinen eigenen Räumen permanent, der letztere all-
jährlich während der ihm zugemessenen Zeit ausstellt.
Benutzt zwar der Kunstsaal, um sofort ins Leben
treten zn können, vorläufig den Glaspalast, der die
erstannlichen Erfolge der Jubiläumsausstellnng ge-
sehen, so ist doch der Neubau eines großartigen, den
gesteigerten Ansorderungen unserer Zeit entsprechenden
Ausstellungsgebäudes unvermeidlich und', so viel ich
weiß, beabsichtigt.' Möge man dann im Kunstsaal wie
im Kunstverein erwägen, wie viel Anteil an dem
überaus günstigen pekuniären Erfolg der letzten Aus-
stellung ihre vorzügliche Lage im Miltelpunkt der Stadt
und nahe dem Eentralbahnhof und seinen Hotels ge-
habt hat, nnd viribns unitis den neuen „Ausstellungs-
palast der bildenden Künste" an denselben Ort, oder,
wenn der Glaspalast für die Jndustrieausstellungen
(was sehr fraglich) erhalten bleiben muß, in dieselbe
Gegend setzen, vielleicht nebenan in den Botanischen
Garten, dessen Versetzung vor die Stadt in seinem!

ureigensten Jnteresse liegcn dürfte. Die zwar natur-
schöne, aber allzusehr aus dem Wege gelegene „Jsar-
lust", die überdies außer für Eingeborene nur an den
heißesten Julitagen genießbar ist und schvn das Leid
der Kunstgewerbeausstellung war, will mir als Bau-
Platz für Jnstitute, deren Gedeihen von dcr Zahl und
Kaufkraft ihrer Besucher abhängt, nicht geeignet er-
scheinen. Die Million Besucher der Jubiläumsaus-
stellung waren meist Fremde, und vorwiegend durch-
reisende, denen der Glaspalast auf dem Wege lag.

l-i. ll.

Die Fenster dcs Magdeburger Domes.

— s. Als vor kurzem das erste Magdeburger
Jnfanterieregiment Nr. 26 das Fest seines 75jährigen
Bestehens feicrte, wurde ein von demselben zum An-
denken an die Jubelfeier gestiftetes prächtiges gemaltes
Fenster in dem ehrwürdigen Dome enthüllt und da-
mit ein weiterer Schritt gethan, um die trotz mehr-
facher vorausgegangenen anderen Stiftungen noch
vielfach vorhandenen nüchternen und schmucklosen Fen-
ster durch farbenprächtige, dem Stil des herrlichen
Bauwerkes sorgfältig angepaßte Erzeugnisse der Glas-
malerei zu schmücken.

Das schöne Geschenk, wclches das Regiment ge-
macht, und durch dessen Darbringung es sich selbst
am meisten geehrt hat, befindet sich über der Tafel,
welche zum Gedächtnisse an die Gefallenen der Kriegs-
jahre 1866,1870 in dcm zugleich als Garnisonkirche
dienenden Dome angebracht ist.

Unter gotischen Baldachinen steht in edler Hal-
tung der Heiland, rechts nnd links von zwci Engeln
umgeben mit Palmenzweigen, Krone und Kranz: „Sei
getrost bis in den Tod, so will ich dir die Krone des
Lebens geben." — Auf allen Seiten sind passende
Embleme, Devisen, Sprüche, Wappen und Jnschristen
angebracht.

Das Ganze ist im Stil dcr Frührenaissance ge-
halten und niacht dem königl. Jnstitut für Glas-
malerei in Charlottenburg, wo es entstanden ist, alle
Ehre.

Jn feiner wohlabgetönter Farbengebung schmiegt
sich das neue Fenster trefflich in den Rahmen seiner
Umgebung ein. Die glühenden satten Farben, welche
es schmücken, die malerische Ornamentirung und die
harmonische breite Gesamtwirkung zeigen in nicht zu
verkennender Weise, welche bedeutenden Fortschritte die
Glasmalerei in den letzten Jahrzehnten gemacht hat.

Leider ist der prächtige Schmuck der gewaltigen
Fenster, welche zweifellos im Mittelalter mit Glas-
malereien versehen waren, spurlos verschwunden. Zwar
hatte der Dom bei der furchtbaren Verwüstung der
 
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