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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Heilbut, Emil: Die Schacksche Galerie, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0133

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247

Korrespondenz.

248

um es zu bewähren? Jetzt hat sein Schicksal sich,
man inachte sagen, sv knnstlerisch gerundct vor unseren
Augen abgewickelt, das; wir nicht mehr wissen, ob es
die Not war, die seine flache Art zcitigte, oder vb
es seine Eigenart gewesen, die, in der Not sich
einen Bundesgenossen zur Einschläferung sichernd, ihn
finden hieß, daß diese Art der Aussprache die siir
ihu grade bestimmte sei. Wenu wir auch der letz-
teren Annahme zuneigen, müssen wir die Frage doch
osfen lassen. Es gicbt Lebensläufe, wclche so kiinst-
werkmäßig sich abwickeln, daß man den Eiudruck ge-
wiunt, alle Uniständc hätlen so, wie sie wareu, seiu
müssen. Wir sind mit Genelli's Armut ganz ä'aeeorä
Und um Genelli's Not zu bemitleiden, ist uns
Genelli cin zu begabter Künstler: begabte Künstler
sind in gewissem Siune gewiß nie unglücklich zn
nennen. lSchluß folgt.)

Aorrespondenz.

München. lm Dezember 1888.

Wie iu der Natur, so ist auch im Kiinsthandel hier
der Winter die saison worts. Zieh'n im Herbst die
Fremden fort, dann entwickelt sich eine Art von
Winterschlaf. Die ungeheizten Museen und Galerien
bleiben unbesucht, die wissenschaftlichen Sammlnngen
des Staates werden geschlossen, und die Kunstaus-
stellungen sind nur schwach beschickt. Die Arbeiten
unserer Künstler verweileu nur flüchtig in deu hiesi-
gcn Ausstellungen oder gehen überhaupt unmittelbar
hinaus in Städte mit regerem winterlichen Verkehr,
wo auch hiesige Kunsthändler Ausstellungen veran-
stalten. Das Münchener Kunstleben bewegt sich in
engeren Kreisen, die mit den 5000 Mitgliedern des
Kuustvereins wohl zienilich identisch scin werdcn.
Seineii Markt muß der Künstler jetzt draußeu suchen.
Uuter diesen Umständen haben die hiesigen Kunst-
salons zur Zeit wenig Neues, doch manche gute ältere
Werke ausgestellt.

E. A.Fleischmanns Permanente Gemülde-
ausstelluug (Maximiliaiistraße). — E. Zimmer-
manns „Fischhandluug" trifft inder Komposition und
dem etwasdunklen Kolorit sehr glücklich die niederländische
Kuiistweise. Wie es sich in einer Fischhandluiig gehvrt,
zieht zuerst die Ware deu Blick auf sich, die liebevoll wie
ein Stilllebcu gemalt und iu volle Beleuchtuug gesetzt ist,
währeud die Verkäuferin ziemlich grau in grau iu dem
uach oben zunehmeiideii Halbdunkel der Berkaufsbude
steht.— Jn dem fesselndeu Bilde vou Müller-Liugke
„Ehevertrag ini oberbahrischen Gebirge" lesen wir
auf alleu Gesichtern in pspchologisch feinen Nüancen
die bekaunte Frage: „Herr Schmidt, Herr Schmidt,
was kriegt das Mädel mit". Am Tische sitzeu die
Eltern und der Notariatsschreiber. Dieser schant, die

Feder auf dem Papier, erwartungsvoll auf den reichen
Brautvater, dem dcr des BräutigamS eisrig zuredet.
Der Bräutigam sitzt abseits, als gehe ihn die Sache
nichts an, die Braut steht mit schelmischem und zu-
versichtlichem Lächeln hinter deni ctwas zähen Alte».
— Kolomau Dsrh (Müuchen) zcigt uns ein drolli
ges „Gcographisches Privatissinium". Bäuerliche
Pächtcr, dic dem Gutsherrn dcn Zins gebracht z"
haben scheinen, betrachtcn mit Staunen eiueii großen
Globus, Vvr dem ihiicn dcr Gutsherr, ein jovialer
altcr Herr (prächtigcr Knpf, wohl Porträt), launigc
; Erklärungen giebt. Därys Art erschcint energischcr
, als die seinesLaudsmannes Munkscsh, er charakterisirt
schärfer und ist auch kräftiger in der Farbe. — Lud-
wig Hartmanii (München) hat treffliche Pferdestückc
ausgestellt. Jn der sorgfältigcu Ausführuug der
menschenbelebteii Umgebung, in dcr dvch die Pferde
die Hauptsachc gcbliebeu, wird niaucher gern die Art

> holländischer Kleinmeister begrüßen. — Seit dcw
Erfolge der „Polnischen Schlittenfahrten" von I. von
Brandt und Kowalsky-Wierusz kultivirt die ganze
polnische Kolonie dies natiouale Thema. Wir sehen
von Zygmunt Ajdukiewicz „Hcinikehr von der
Jagd", vvn M. S. Wywiärzki „Baucrnschlitten-
fahrt", Vvn Bohdan von Kleczynski „Jagdfahrt"-
Neben der Vcrve, die vielfach aus diesen Volkstypcn

> spricht, interessirt die Lösung der koloristisch schwieri-
gen Ausgabc, die Schneelandschaft in ihren eigen-
artigen Beleuchtungen darziistelleii. — Eine koloristisch
schwierige Aufgabe anderer Art, löstc Herr Klaus
Meyer in seiuem „die Laute spielendeu Jtalieuer",
der iu einen ziegelrotenRock gekleidet vor einer grünen
Bank iu eincr gelblich grüu abgetönten Kammer sitzt,

I in welche das Licht unter 45^ vmi obeu durch eine
! (nicht sichtbare) hochangebrachte Luke fällt. Der Ge-
saniteiudruck ist trotz dcr schreienden Farben ein an-
geuehmer. Der gleicheu Beleuchtnng begcgiicten wic
i schon bei Meyers „Schiffer in der Tavcrue". Eine
kleinere Leinwand hütte wohl geuügt. — Ed. Grütz-
ner befolgt das Beispiel gewisser Meister der hol-
I ländischen Schule, die lebenslang uur einen Gegen-
staud, diesen aber mit Meisterschast behaudeltcn.
Grützncrs Mönche siud zwar vcrschiedenwertig, scin
neuestes Bild aber, „Verbotene Lektüre", ist ein guter
Wurf. Der Prior, der hinter einer Säule verborgen
zwei Fratres beim Leseu eines verboteneu Buchcs
belauscht und sich eher belustigt als vorschristsmäßig
! erzürnt, ist meisterhaft charakterisirt.

Kunsthandlung D. Heinemann (Am Prv-
j menadenplatz).'— Drei Bilder „Schafe im Stalle"
von I. B. Hofner, zeigen den süddeutschen Brendel
i in seiner vollen Bedeutung. Naturwahrheit und
warmes Kolorit, dessen kräftige Schatten die plastische
 
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