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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Heilbut, Emil: Die Schacksche Galerie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0138

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-H- Iahrgang.

*

s888.8<).

Aunstchronik

Nr. ,7.

3 s. Ianuar.

wochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Röln

Cheresianumgasse 25. Aaiser-Wilhelmsring 22a

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. H5. Berlin: w. ls. Aühl, Iägerstr. 72.

Die Runstchronik erscheint von Gktober bis Lnde Iuni wöchentlich, im guli, August und Leptember nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
^'>t dxm Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, a 30 j)f. für die dreispaltige j)etitzeile
^bhmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein 6c vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

^nhalt: Die Schacksche Galerie (Schluß)^— Bücherschau. — L)6douin-s ; Labanel-s. — Trwerbung des „Lhriftus" von Lornicelius sür die Berliner

Die Schacksche Galerie-

von ksermann kselferich.

(Schluß.)

Wichtig ist es, zu sehen, wie in Graf Schacks
^enken, das durchans charakteristisch fnr eine Geistes-
^chtung in Deutschland im zweiten Drittel unseres
^ahrhunderts ist, sich Genelli spiegelt. Für ihn kommen
äuin Vergleich: die Größten der Vergangenheit. Er
"ennt bei Gelegenheit von Genelli's Herkules und
^mphale den Aristophanes in Bezug auf die aus-
ßelassene Laune, die doch durch den edelsten Schön-
^estssinn gezügelt werde; es leuchte über dem Bilde
^se reine Sonne Griechenlands in einer Klarheit, wie
^e seit der Zeit des Altertums nicht wieder ge-
^ehen worden sei; denn von Raffaels Amor und
^ihche müsse man, ohne ihrer Herrlichkeit zu nahe
^eten zu wollen, sagen, daß sie mehr . ...; Giulio Ro-
^ano's „Gigantensturz" —; vielleicht in Tizians
"^acchus und Ariadne" wehe davon ein Hauch.

Des ferneren führen wir eine Stelle am Schlusse
als vom „Bacchus unter den Musen" Genelli's die
-llede jst, wie Schack sich vorstellt, wie Genelli ver-
^ärt in ewiger Jugend den Chor der Musen führe;

Bild müsse, so sei anzunehmen, aus dem Gemüt des
^kschauers den Weltschmerz, an welchen viele kranken, ver-
^sheuchen können. Nur Perioden des Verfalles ließen
durch solche verzweifelte Stimmung unterjochen;
Hellas des Perikles und die große Epoche des
, iederaufblühens der Wissenschaften hätten jene trüb-
^üge Lebensausfassung nur in momentanen Anwand-
^gen gekannt: ein Prophet der neuen Periode aber,
sich gleich jener der Renaissance in Lebens-

freudigkeit und kräftigem Wirken der Lösung ihrer
großen Aufgabeu hingeben werde, sei Genelli.

So denkt Schack von Genelli, und was wichtiger
ist, so muß angenommen werden, hat ungefähr
Genelli selbst gedacht. Es war eine naive Zeit, in
der unsere Kunst hehren Aufgaben nachging und noch
wähnte, mit der Antike und den großen Jtalienern
in Wettbewerb treten zu können. Durchaus ist nur
lauckauäa, voluuta.8! Durchaus ist verfehlt im großen
und ganzen, was diese Edlen erstrebten! Mit welchem
entzückenden und hinreißenden Schönheitssinn auch
Schack in seinem höchst angenehm zu lesenden und
manch tiesgefühlten Gedanken enthaltenden Begleittext
Worte höchster Wonne für diese Schöpfungen zu finden
weiß — es kann uns für das, was geleistet ist, nicht
empfänglicher stimmen. Wohl, sehen wir die Vision
des Ezechiel an, so packt uns mit der Kraft eines
Schöpfers Genelli in der Ausgestaltung der vier Engel.
Der mit dem Löwenkopf, der mit dem Ochsenhaupt,
der mit dem Adlerschnabel sind glaubwürdige, mit
bewunderungswürdig viel Talent erschaffene Cherubim
des Propheten; selbst noch der nebenher stürmende
vierte Engel, mit dem Menschenantlitze, hat genug
noch des eigenen Lebens und ist ein nicht mit den
Engeln der Renaissance zu verwechselnder; hier aber
ist ein Ende: der Prophet selbst ist durchaus eklektisch;
macht man einen Versuch, hält man sich mit der
Handfläche die Figur des Propheten zu, so gewinnt
die autotypische Platte im Text der Publikation: man
erblickt Gestalten, die zu denken geben und ein Ori-
ginales haben; Ezechiel oben ist matt und kann wieder
vieles verderben. Er breitet eine Mattigkeit über selbst
 
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