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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Russische illustrirte Kataloge, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0148

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Korrespondenzen.

278

27?

übrigens nur 40 Kopeken kostete und fnr diesen
dreis auch heute noch zu beschaffen ist, heißen: „billig
^nd schlecht".

Ganz anders aber nimmt sich der anläßlich der
l6. Ausstellung des Vcreins im bcrflossenen Jahre er-
^chienene Katalog aus, dcr Vvu dem Künstlcr A. Ll.
^eggrow zusammengestellt und Vvn der Firma Her-
'Uann Hoppe herausgegeben wurde. Die Ausstattung
llt eine elegante zu nennen und z. B. eine vicl luxuriösere,
uls die der Dumasschen Kataloge. Ilnd er enthält
^hr vieles: ein alphabetisches Register der Aussteller,
»nter Hinwcisung bci jedem einzelnen der Bilder auf
Katalognummer im lausenden Verzeichnis, Adressen
l'er Vereinsmitglieder und der Aussteller, einei:
^echenschaftsbericht und eine gedrängte Geschichte des
uunmehr siebzehn Jahre bestehenden Vereius; endlich
Und vor allem aber 65 in der Offizin von Ed. Hoppe
n»d seinem zinkographischen Atelier fast durchweg
*echt glücklich hergestellte 65 Reproduktionen der
^a. 130 Bilder und Bildercheu, die auf dieser Aus-
»ellung figurirten, also 50 » g. Die Clichos wurden
öuin Teil nach Photographien, znm Teil nach Ori-
ömalzeichnungen der Künstler gefertigt. Jedes ein-
öelneBlatt bringt in russischcr und französischer Sprache
^en Namen des Autors und die Bezeichnung des
^ildes, sowic die Größeuvcrhältnisse des betreffeuden
^einäldes.

Hoffcn wir, daß der Berein gegenüber dem Er-
l°lge, den dicscr letzte seincr Kataloge gehabt, nun-
'Nehr fortlaufend alljährlich einen solchen herausgeben
Werde! ...

(Fortsetzung svlgt.)

Aorrespondenzen.

Dresden, im Januar 1889.

Wer nur einigermaßen mit der Geschichte der
^unst vertraut ist, wird sich über den Widerstand,
^en die neueste Richtung derselben, die Wirklichkeits-
N'alerei, immer noch erfährt, nicht sonderlich wundern.

keiner deutschen Stadt aber dürfte derselbe größer
sein als in Dresden, wo die Traditionen der Bende-
wannschen und Hübnerschen Zeit noch immer nicht
»berwunden sind und ein großer Teil der Künstler
n»d Kunstfreunde in den biblischen Bildern des Pro-
^essors H. Hofmann, der vor kurzem erst ein nenes
^erk, die Begegnung Christi mit dem reichen Jüng-
^»g (nach Matthäus 19, 16 sf.), im Kunstverein aus-
bestellt hat, hochbedeutende Kunstschöpfungen erblickt.

ist daher hocherfreulich, daß wir hier in der letzten
^ait in denselben Räumen des Kunstvereins mehrere
^effliche Proben jener modernsten Schule studiren
n»d six niit dem genannten Bilde Hofmanns ver-
Jleichen konnten. Glücklicherweise waren dieselben

auf das sorgfältigste ausgewählt. Sie enthielten
nämlich durchaus nichts Anstößiges und hielten sich
von jedem Extrem fern, während sie gleichzeitig doch
die Absichten der Schule deutlich erkennen ließen.
Zuerst erschien eine mit reichlicher Stasfage ausge-
stattete Landschaft Max Liebermanns, eine „hollän-
dische Landstraße" darstellend. Zu diesem Werk des
ohne Zweifel cnergischstcn und zielbewußtesten unter
den Vertretern der neuesten Richtung in Deutschland
gesellte sich bald eine Landschast Bastien-Lepage's,
eiues der talentvollsten Jünger derselben in Frank-
reich. Jeder, auch die Gegncr der Richtung nicht aus-
gcschlossen, der diese beiden Bilder unbefangcnen Auges
betrachtet, muß zugeben, daß in ihnen die erste Grund-
bestimmung für eine Kunstschöpfung, die Harmonie
zwischen Wollen und Können, in nahezu vollendeter
Weise crfüllt ist. Weun sich Liebermann die Auf-
gabe stellte, das Leben und Treiben in einem hol-
ländischen Dorfe, wie es sich an einem Sonntage voll-
zieht, zu schildern, so ist ihm dies in jeder Hinsicht
gelungen. Der Eindruck unbedingter Wahrheit fesselt
den Betrachter der Bilder je länger, je mehr. Mit
ungezwungener Natürlichkeit bewegen sich die beiden
weiblichen Hauptfiguren im Mittelpunkte des Gemäldes;
sie heben sich in wunderbarer Weise von dem Hinter-
grunde ab, der mit einer erstaunlichen Kenntnis der
Gesetze der Perspektive angelegt ist. Das Bild hat
in Paris großen Beifall gefunden und ist von kom-
petentester Seite als die beste unter den bisherigen
Schöpfungen des Künstlers bezeichnet worden. Dürfen
wir unsererseits einem solchen Urteil gegenüber eine
bescheidene Ausstellung wagen, so möchten wir darauf
hinweisen, daß Liebermann iu der Farbe noch nicht
jene Sicherheit und Wahrheit gefunden hat, die ihm
als Zeichner und Beobachter eigen ist. Wir finden
namentlich das Grün seiner Wiesen und Bäume nicht
vollkommen der Natur gemäß und müssen bekennen,
daß sein französischer Rivale in dieser Hinsicht ihn
nicht unbeträchtlich übertrifft. Es liegt ein unbeschreib-
licher Zanber über dem duftigen Grün von Lepage's
Landschaft, einem Weiher bei Danvillers, seiner Hei-
mat, die sich im Schein der wolkenlosen Sommersonne
ausbreitet und in ihrer Einfachheit, — die Gegend ist
fast eben — Frische und koloristischen Treue keinen
Menschen ahnen läßt, daß Lepage einst Schüler des
Alexander Cabanel war.

Zu diesen beiden Hauptvertretern der Wirklich-
keitsmalerei sand sich auch Max Stremel, ein ge-
borener Dresdner, der gegenwärtig in München lebt,
als dritter im Bunde eiu. Er brachte drei Bilder,
zwei lesende Kinder in ländlicher Tracht in von hinten
durch ein Fenster einfallender Beleuchtung, eine Pari-
serin, die sich mit einer japanischen Puppe zu schaffen
 
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