Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Zur Rubensforschung
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0163

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
307

Korrespondenz.

308

übrigens doch kleine Abweichungen vorhanden seien.
Er teilt mir ferner den Wortlaut der Beschreibung
von Nr. 174 mit, wie solgt: „174 vns xiöos ä'une
dlzcmxlls st 8nt^rs nveo un pnnier ploin äo rnisins,
sur tonä äo bois." Die vier Wörtchen am Ende,
die sowvhl bei Smith als auch bei Michel fehlen,
machen in diesem Falle einen so großen Unterschied,
daß sich aus ihrer Berücksichtigung mit Bestimmtheit
folgern laßt: das Bild bei Schönborn ist nicht iden-
tisch mit demjenigen, das im Nachlaß des Rubens
als Nr. 174 verzeichnet steht: es- ist eine anf Lein-
wand gemalte Wiederholung, wenn nicht gar eine
Schnlkvpie >).

Sehr wahrscheinlich ist es, daß sich ähnliche, ge-
wiß nicht nnwesentliche Unterschiede zwischen dem
alten Katalog in Paris und den Abdrücken bei Michel
und Smith noch zu Dutzenden finden lassen. Wenn
ich hier nun einerseits Herrn Direktor Delisle wärm-
stens für seine wertvollen Mitteilungen danke, lege
ich ihm andcrerseits nnverzüglich die Bitte vor, er
möge die Rubensforschung dadurch sördern, daß er
einen diplomatisch getreuen Neudruck des
kleinen französischen Kataloges in leicht zn- ^
gänglicher Form veröffentliche.

Wien, im Februar 1889. Th. Frimmel.

Aorrespondenz.

Budapest, Anfang Februar 1889.

Mit einer nicht unberechtigteu Spanuung wird
hier der Bollendung des Denkmals für den Dichter ^
Johann Arany entgegengesehen, und zwar nicht bloß
wegen der Bedeutung der Persönlichkeit, sondern auch !
aus natürlichem Jnteresse für das monumentale Werk
als solches; und wenn die Gemüter mit bangem Blick
in die Zukunft schauen, so ist die Besorgnis nicht ganz
unberechtigt. Pest hat ja Monumente ciuuntrma
ssäis, für Szöchsnyi, Deäk, den Palatin, Petöfi rc.,
aber wenn jemand siiw ira ot stuäio urteilt, so kann
er nicht leugnen, daß die monumentale Kunst in
Ungarn mit der modernen Malerei, die den ungari-
schen Künstlern selbst im Auslande einen schönen Ruf
begründet hat, leider nicht gleichen Schritt halten kann.
Der Dichter Petöfi hat das schönste Denkmal erhalten,
aber selbst dieses mit inbegrisfen existirt in Pest kein

1) Nach meiner Ansicht ist das Bild für eine Kopie viel
zu gut. — Ob die alte Tasel aus Antwerpen noch erhalten
ist, weiß ich nicht. Eine kleine Wiedergabe des alten Bildes
kenne ich aus einem Gemälde der Harrachgalerie in Wien. j
Diese kleine alte Kopie stimmt im Verhälinis der Höhe zur ^
Breite vielmehr mit dem Stich von Voet überein als mit !
der Wiederholung bei Schönborn. Jch möchte gelegentlich !
ausführlicher über das erwähnte Bild der Harrachgalerie
sprechen, das vermutlich das Atelier des Rubens darstellt. >

einziges Bionument, welches wahrhaft künstlerischcn
Ansprüchen zu genügeu im stande wäre.

Diesmal hat die Arbeit ein wirklich hervorrageN'
der Küustler, Professor Strobl, bekommen, nnd es ist
Hofsnung vorhanden, daß dieser noch junge, aber
außervrdentlich begabte Meister seine Anfgabe in einer
Weise lösen werde, die seinem Ruhm und der ungari-
schen Kunst zur Fördcrnng gereichen kann. Zweimal
mußte hiezu durch die ungarischc Akademie der
Wissenschaften eine Konknrrenz ausgeschrieben werden,
und dabei muß ich der gewiß unglaublich klingenden
Thatsache gedenken, daß die Akademie bei diescr
Bildhanerarbeit iu das Preisrichterkollegium keinen
einzigen Bildhauer berufen hat. Bei der ersten Kon-
kurrenz erhielten die Bildhauer Professor Strobl den
ersten, Zala den zweiten und Röna den dritten
Preis, doch beschloß das Preisrichterkollegium, zwischen
Strobl und Zala eine engere Konkurrenz auszu-
schreiben, aus welcher Strobl als Sieger hervorging-
Freilich fand die Entscheidung nicht ganz ohne das
Votnm eines Bildhauers statt, denn vor der Ab-
stimmung las Franz Pulszky einen an ihn gerich^
teten Brief des Meisters Zumbusch vor, der füc
Strobl eintrat, welcher so oft Proben seines viell
seitigen, kräftigen und gesunden Talents gegeben hat-

Das Monument wird vor dem Museum aust
gestellt werden. Strobl beginnt seine Arbeit im M«i
und macht vorher eine größere Studienreise in
Jtalien. — Bei dieser Gelegenheit sei mir gestattet,
auch noch über andere Arbeiten desselben Künstlers
zu berichten.

Der jüngst verstorbene, sehr beliebte General
von Henneberg bekommt ein Grabdenkmal. Pro-
fessor Strobl hat bereits die Skizze fertig. Das fast
sechs Meter hohe Werk ist in Komposition und Ans-
führung eines der gelungensten Werke Strobls. Die
Skizze zeigt uns einen Hügel, an dessen Seite einigc
Schanzkörbe liegen und auf dem sich ein monumen-
taler Steinblock erhebt, der sich aufwärts verjüngt und
in einem Sarkophag endigt. Den Sarkophag schmücken
Kriegstrophäen und über diesen schwebt ein Toten-
vogel. Der Sockel des Sarkophags ist aus roteM
Marmor, wogegen das Denkmal selbst aus Söskuter'
Sandstein besteht. Der schönste Teil des Monuments
ist das Relief des am Grabe des Generals Trauer-
wache haltenden Husareu, der sich an sein Pferd lehnt-
Darunter wird sich dann die Jnschrift befinden. Der
Künstler gedenkt diescs Relief sowie die Büsten des
Malers Johanu Temple, der Schauspielerin Jlka
Pülmai und des Franz Pulszky zur Pariser Aus-
stellung zn schicken. — Wie ich veruehme, soll das
Sstcrreichische Mnseum in Wien die Büste des
Pulszky bei Strobl bestellt habcn, um ihr in ihrer
 
Annotationen