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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Neue Literatur über die Kunstdenkmäler der Abruzzen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0203

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387

Korrespondenz.

388

nach der Monographie von Marchesi reproduzirt. —
Jm Kastell von Arsoli trefsen wir nebeu Cosmaten-
arbeiten Malereien der Zuccari und begrüßen in der
Kirche S. Salvatore ein Werk des Giacomo della
Porta. Die Fassade, mit zweigeschossiger Gliederung !
und Giebel sowie mit Belebnng durch dorische und
iouische Pilaster und Nischeu, ist von Abbate skizzirt.
— Die Beschreibuug der weitereu Denkmäler am
neuen Schienenwege nach Sulmona macht uns vor-
zugsweise mit Schätzen des 12. bis 14. Jahrhunderts
bekanut, durch welche unsere Anschauung der von
Schulz („Denkmäler der Kuust in Unteritalien") er-
schlossenen wuuderbaren Kunstwelt wesentlich ergäuzt
wird. Wäre unser deutscher Autor dem Verfasser des
vorliegenden Buches bekannt gewesen, so hätte er
freilich gar manches tiefer erfassen, richtiger beurteilen
können und wäre so wohl zu einer schärferen chrono-
logischen Fixirung gelangt. Der positive Gewinn,
den wir aus Abbate's Buch direkt zu schöpfen ver-
mögen, ist leider sehr gering, man muß ihn oft zwischen
den Zeilen finden. Dahin gehört die Notiz, daß an
den Bauteu von Sulmona, an deueu sich Gotik und
üppige Frührenaissance (in der Behandlung der Por-
tale und Fenster) so wunderbar mischen, schon um die
Mitte des 15. Jahrhuuderts Meister aus Como thätig
waren, wie z. B. am Portal des Palazzo Tabassi die
Jnschrift besagt: Na.sstro kstri 6a, Oomo ksos gussta,
xorta I). 1448. Noch heute heißt, wie seit alter Zeit, eine
Kapelle in S. Francesco die Cappella dei Lombardi.

Und nun vollends die herrlichen Details der
Thüren und Fenster am Palast der Nunziata! Ge-
wiß mit vollem Recht werden sie schon in Burckhardts
Cicerone (5. Aufl.) „einem lombardischen Schüler
Bramante's" zugesprochen und ihre Ähulichkeit mit
den besten gleichen Aulagen an der Kathedrale von
Como betont. Bemerkt sei hier noch, daß eines der
betrefsenden Fenster in Sulmona die Jahreszahl 1522
trägt. Sollte nicht anch das noch halb gotische Pracht-
portal am oktogonen Tempel von Vicovaro bei Tivoli,
das Vasari dem Brnnellesco-Schüler Simone beilegt,
wenigstens unter Mithilfe eines Lombarden entstanden
sein? — Wohl als eine sulmonesische Spezialität sind
die oft neben den Kirchenportalen aufsteigenden Pi-
laster zu betrachten, welche als hochgestrecktes Posta-
ment einer Ädicnla mit Statue dienen. So an San
Panfilo in Sulmona und, ohne Zweifel hiervon be-
einflußt, an der Kirche des nämlichen Heiligen in
Cocullo; dann u. a. auch in siebenfacher Wieder-
holung am Palast der Nunziata. — Von interessanten
Kircheninterienrs erwähne ich hier nur noch den Am-
bon nnd die Jkonostasis in S. Maria delle Grazie
bei Rosciolo, sowie S. Pietro in Alba Fucese, die
Altarciborien in Rocca di Bvtte und Capestrano, ^

! einen Freskencyklus von 1488 in S. Maria dci Bi-
sognosi bei Camerata, einen anderen, ebenfalls aus
dem Quattrocento, in Rosciolo, ein Tripthchon des
Giovanni da Snlmona von 1440 in S. Orante zu
Ortucchio, eine „Beschneidnng Christi" angeblich
„in der Art des Pintoricchio in S. Nicola zu Co-
cullo". — Dies nur ein paar Proben aus dem reichen
Schatze, den Abbate wohl angedentet, aber leider nichl
gehoben hat! Der Antor versteht es vortresflich, durch
leicht die Sache streifende Bemerkungen und ober-
flächlich skizzirte Jllustrationen (Zeichnungen und Drucke
nach photographischen Originalaufnahmen) dem Leser
den Mund wässerig zu machen, aber den so angeregten
Wissensdurst befriedigt er nirgends. Möchte er rectst
bald einen gewissenhafteren Nachfolger sinden, der die
vorerst gegebenen, an sich ja höchst dankenswerten An-
regungen ansznnutzen weiß! Der Stil des etwas
plauderhaften Führers (manche Abschnitte sind in
Dialogform geschrieben) ist wenig erguicklich.

Sind Abbate's weitschweifige Causerien viel zu
oberflüchlich im Vergleich mit dem gehaltvollen Stofß
so ist um so präziser die kleine Schrift des nnermüd-
lichen Sulmoneser Forschers Antonio de Nino,
Loiumario bioZrnLoo cki nrtisti -tbrn/^esi non rioor-
cknti nslls, storia. cksll' arts. (Casalbordino, De Arc-
angesis, 1887).

llber mehr als ein halbes Hundert abruzzesischer
Künstler tverden hier bisher unbekannte Daten ge-
geben, die vor allem bestimmt sind, das größere Werk
von Vincenzo Bindi, ^rtisti ^brnrrssi (Neapel, De
Angelis, 1883) zu ergänzen.

Über eine dritte Arbeit zur Knnstgeschichte der
Abruzzen, das Prachtwerk über die Monumente Sul-
mona's von Piccirolli, werden wir demnüchst aus-
führlicher berichten.

Rorrespondenz.

München, im März 1880.

Seit kurzem ist in dem großartigen, aus den
Knorrschen Häusern crwachsenen Neuban an der
Briennerstraße die „Permanente Gemälde-Aus-
stellung alter und modernerMeister undKunst-
handlnng von A. Rupprechts Nachfolger" er-
öffnet worden, die zwölf große, sich an drei Fronten
des freistehenden Gebäudes entlang ziehende Säle uin-
faßt und nunmehr die größte des Münchener Kunst-
handels ist. Rnpprechts Nachfolger nehmen nichts in
Kommission. Die höchst komfortabel eingerichtetenRämne
sind nach Art der Kabinetfluchten in unseren großen
Galerien angeordnet, haben gutes Tageslicht und für
den Abendbesuch elektrische Beleuchtung. Da von der
Abteilung der älteren Meister (drei holländische Säle,
ein französischer, ein altdeutscher und ein Saal der
 
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