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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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407 :

Korrespondenz.

ausschuß, den Zug auch durch einige ihrer Straßen ^
zu leiten. Sie wurdeu abschlägig beschieden unter
Hinweis auf die Schwierigkeiten, welche die Passirung
der Elbe dem Zuge bereiten würden, für welchen eine
lange Reihe hochaufgebauter Festwagen in Aussicht ge-
nommen wäre. Auf diese Weise wurde das allgemeine
Jnteresse immer in Atem gehalten; nur von einem
Punkte, dem wichtigsten, war nicht die Rede, von den
Geldmitteln für den Zug und der Art ihrer Be-
schaffung. Da öffentliche Sammlungen nicht vorge-
nommen wurden, nahm man allgemein an, die Stadt
Dresden werde in patriotischer Opferfreudigkeit durch
eine besondere Bewilligung für die Kosten aufkommen,
zumal man 'in den Zeitungen las, daß auch andere
Städte, z. B. Chemnitz, Gelder für die Beteiligung
am Festzug ausgeworfen hätten. Doch sollte es ganz
anders kommen. Als es sich zeigte, daß die Aus-
sührung des von dem Festausschusse entworfenen Pro-
gramms eine allerdings höchft beträchtliche Summe
— man hörte u. a. von einer Million Mark — er-
fordern würde, wurde ihre Deckung aus städtischen
Mitteln verweigert und die ganze Arbeit, die bis
dahin von seiten der Künstler bereits aufgewendet
worden war, war umsonst gethan. Dafür trat der
Stadtverordnete und Weinhändler Carl mit einem
neuen, von ihm erdachten Programm auf, das einen
„Huldigungszug" der verschiedenen Stände und Kor-
porationen an die Stelle des historischen Festzuges setzte.

Die Gründe sür diese Veränderung in dem ur-
sprünglichen Plane sind an und für sich nicht zu ver-
werfen; aber man hätte erwarten dürfen, daß dieselben
von vornherein und nicht erst nachträglich in Er-
wägung gezogen würden. Es sind im wesentlichen drei:
der Mangel an Geld, die Kürze der Zeit und die
Unmöglichkeit, in den Rahmen eines „historischen"
Festzuges den Wünschen der einzelnen sächsischen Städte
bezüglich ihrer Beteiligung an der Huldigung für das
königliche Haus gerecht zu werden.

Jnzwischen ist nun auch der Aufruf des allge-
meinen Landesfestausschusses erschienen. Aus demselben
geht hervor, daß man wenigstens einzelne historische
Gruppen in den nunmehr definitiv geplanten Hul-
digungszug aufzunehmen gedenkt. Die sächsische Ritter-
schaft will z. B. den Einzug der Wettiner vor acht-
hundert Jahren aus eigenen Mitteln in einer berittenen
Gruppe in der Tracht jener Zeit zur Darstellung
bringen. Auch hofft man, daß die verschiedenen Teil-
nehmer an dem Zuge durch gleichfalls aus eigenen
Mitteln beschasfte historische Kostüme zur Belebung
desselben beitragen werden. Mag dies nun in größerem
oder kleinerem Umfange geschehen und die oder jene
Partie des Zuges ein noch so glänzendes Gepräge
tragen, was durch die Mitwirkung einzelner Künstler

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gesichert erscheint, so viel steht jedenfalls feft: von einem
einheitlichen, wahrhaft künstlerischen Plane wird bei
demselben nicht die Rede sein können. Die Gelegen-
heit, in größerem Maßstabe zu zeigen, was die Dres-
dener Künstler und das Dresdener Kunstgewerbe in
dekorativer Hinsicht leisten können, und dadurch wieder
einmal die Augen ganz Deutschlands auf die Dres-
dener Kunst zu lenken, wird unbenutzt vorübergehen,
was um so mehr zu bedauern ist, je weniger seit
Jahren in Dresden die Möglichkeit geboten war, eine
derartige Probe anzustellen.

Unter diesen Umständen müssen wir es mit be-
sonderem Danke begrüßen, daß die Direktion des kgl.
Kupferstichkabinets für ihren Teil dafür gesorgt hat,
die Verdienste der Wettiner um die Kunst in ein helles
Licht zu setzen, indem sie aus der Fülle der ihrer
Aufsicht anvertrauten Schätze eine Ausstellung von
Kupferstichen und Handzeichnungen zur Geschichte des
Rokoko in Dresden veranstaltet hat, also jener glän-
zenden Periode, in der die Dresdener Kunst eine
geradezu führende Stellung eingenommen hat. Die
Ausstellung ist in den Oberlichtsälen des Kabinets
untergebracht und bietet eine Fülle kunst- und sitten-
geschichtlicher Belehrung. Da nach Vernehmen der
eigentliche Urheber des Unternehmens, Herr vr.
Sponsel, sich eingehender über dasselbe verbreiten
wird, können wir uns hier mil wenigen andeutenden
Bemerkungen begnügen.

Die Ausstellung umfaßt drei Hauptgruppen:
1) Bildnisse, 2) Bauten und Feste und 3) Trachtcn,
Geräte und Dekorationen. Jn der ersten Abteilung
fesseln uns am meisten die Porträts Augusts II. des
Starken und seines Nachfolgcrs Augusts III. nach
Louis de Silvestre, gestochen von C. A. Wort-
mann, Jean Daullü und Georg Friedrich Schmidt.
Neben ihnen treten die Bildnisse Johann Adolf Hasse's,
des einflußreichen Kapellmeisters am Dresdener Hofc,
und seiner schönen Gemahlin Faustina, geb. Bordoni,
hervor, über deren Leben und Wirken man sich aw
besten aus dem vorzüglichen Werke des Professors
Fürstenau über die Geschichte der Musik und des
Theaters in Dresden unterrichtet. Überhaupt kann
die Ausstellung als eine überaus reichhaltige bildliche
^ Erläuterung zu Fürstenau's Schrift bezeichnet werden.

! Jn einer langen Reihe von Tuschzeichnungen sehen
wir hier die Entwürfe für die Gewänder, welche die
I berühmtesten Sänger und Sängerinnen, z. B. Angelo
Amorevoli, die Faustina Hasse und die Albuzi in den
Hasse'schen Opern, deren Text zum grvßten Teil von
Metastasio herrührte, trugen; ja es werden uns sogar
einzelne Stosfproben zu ihren Kostümen vorgeführt.
Unter den Blättern, welche die Bauten und Feste des
königl. Hofes schildern, finden sich vortresflich gezeich-
 
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