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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Rosenberg, Adolf: Aus Berliner Ausstellungen
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Frimmel, Theodor von: Zur Datirung von Dürers Madonna mit der Nelke
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0222

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425 Zur Datirrmg von Dürers Madonna mit der Nelke — Ausgrabungen und Funde. — Sanimlungen rc. q26

Verehrer des Künstlers zwar stofflich nichts Neues
bietet, ihm aber zeigt, mit welcher Gewiffenhaftigkeit
und fleißigen Sorgfalt Oberländer die Eingebungen
seiner tollen Laune in Feder und Tusche auszuführen
liebt. Wenn wir aus ihrer Fülle nur den „Jahr-
markt in Timbnktu", den „Konzertbildhauer", das
„Duell mit den Stiefelspitzen", den „Fußbodensrot-
tirer", „Wie sich die Leute den Teufel denken", den
„Kuß" nach berühmten Meistern und in ihrer Ma-
nier, den „Gotiker und den Renaissancier" und das
„Makartbouquet" hervorheben, so haben wir damit die
änßersten Pole der Gestaltungsfähigkeit dieses vor
niemand und nichts zurückschreckenden Meisters ge-
kennzeichnet.

Adolf Roscnbcrg.

Zur Datirung von Dürers Nadonna
nnt der Nelke-

Aus Anlaß der gehaltvollen Studie über Dürers
frühe Madonna in Köln, die H. Thode im „Jahr-
buch der königl. preußischen Kunstsammlungen" ver-
öffentlicht hat, möchte ich eine eigene Beobachtung über
dieses Bild mitteilen. So unbedeutend dieselbe an
und für sich sein mag, so dürfte sie doch dazu bei-
tragen, die Entstehnngszeit des interessanten Werkes
näher bestimmen zu können. Daß sie so früh wie
möglich angesetzt werden müsse, unterliegt keinem
Zweifel. Nun betrachte man dic linke Hand der Ma-
donna, die allgemeine Haltung, besonders aber die
ganz ungewöhnliche Biegung des ziemlich langen kleinen
Fingers, den weggestreckteu Daumen, die Vereinigung
der übrigen drei Finger zu einer Gruppe. Eine solche
Hand weist geradeswegs aufGiovanni Bellini hin.
Bei diesem und in seinem Atelier war diese Haltung
der Finger sehr bcliebl und zwar unbedingt schon zu
einer Zeit, als Dürer mit Werken von Bellini be-
kannt worden sein konnte.

Gute Beispiele davon geben die echte Madonna
in derAkademie znVenedig sim vorletzten Katalog XVIII,
424, im neuen S. 119, Nr. 2) und eine andere gleich-
salls unzweifelhaft eigenhändige, die ich 1883 in der
Turiner Galerie ohne Nummer gesehen habe. Die
geschilderte Handform, die sich auch auf anderen Werken
aus der besten Zeit des Meisters häufig findet, reicht
bis in seinen späten Stil hinein. Jn dieser Be-
ziehung wäre das Bild in San Zaccaria zu Venedig
zu ncnncn, einc Madonna in Berlin und was der
Beispicle mehr wären.

Händc von geradc dieser Form suche ich bci
Dürers deutschen Vorgängern und Zeitgenossen ver-
geblich, auch bei Schongaucr, bci Wolgcmnt.

Auf der Dürerschen Madonna aber deutet ja gar
manches auf eine noch etwas unfreie Erfindung und

Zeichnung; nicht zum wenigsten die linke Hand der
Madonna, die sich nicht undeutlich als eine Art Ent-
lehnung verrät, da sie in ihrer Haltung und Stellung
nicht recht zu der Bewegung des Christkindes paßt
und nur sehr äußerlich und halb verstanden hinge-
zeichnet ist.

Wenn ich nun eine also gebildete Hand aus eiucm
Werke finde, das ich unzweifelhaft als ein Jugend-
wcrk des Nürnbergers ansehen muß, so liegen die
Folgerungen daraus nahe. Nördlich von den Alpen
kann Dürer ein Werk von Giovanni Bellini in jener
Zeit noch nicht kennen gelernt haben; er muß schon
in Venedig gewesen sein, als er die Madonna malte,
die jetzt in Köln ist. Die erste venetianische Reise
Dürers setzt man mit guten Gründen ins Jahr 1494.
Wenn nun Thode geneigt war, das Bild in die Zeit
vor dieser Reise zu versetzen, so werde ich durch die
oben beigebrachten Prämissen genötigt, es entweder
in der Zeit des ersten Venetianer Aufent-
haltes selbst oder in der Zeit bald nach dem-
selben entstanden zu denken. Dadurch bleibt daun
auch die Möglichkeit offen, daß Dürer die technische
Art, in der die Madonna mit der Nelke ansgesührt
ist, aus Jtalien in die Heimat mitgebracht hat.

Th. Frimmcl.

Ausgrabungen und Funde.

8—r. Jn Florenz fand man dieser Tage bei den Plani-
rungsarbeiten in der Via degli Speziali einen großen Schatz
interessanter Münzen aus dem Beginn des Itt. Jahr-
hundcrts, von deren Studium man sich vor allem wichtige
Aufschlüsse über die Geschichte des bctrefsenden, von altersher
bedeutsamen Stadtteiles verspricht. Die Erläuterung der
Münzen hat Prosessor Milani, der Direktor des archäologi-
schen Museums, übernommen.

Sammlungen und Ausstellungen.

x. Goldschmiedeausstellung in Wien. Die Fürstin Pauline
Metternich hat den Plan aüsgedacht, in den glänzenden
Räumen des Schwarzenbergschen Palastes auf dem Neuen
Markt in Wien eine große Goldschmiedeausstellung zu ver-
anstalten. Das Unternehmen versolgt in erster Reihe eincn
wohlthätigen Zweck. Die Fürstin Metternich hat in den
letzten Jahren allerlei Feste arrangirt, Blumenkorso, aristo-
kratische Theateraufsührungen rc., um auf solche Weise sür
die Armen grvßere Beträge zusammenzubringen. Das Ge-
wesene zu wiederholen, ist aber dermalen unthunlich; in der
Stimmung, in der Wien seit dem Tode des Kronprinzen
Rudolf sich befindet, können lärmende Feste, pomphaste Ver-
anstaltungcn nicht stattsiuden. So verfiel die Fürstiu auf
die Goldschmiedeausstellung. Dieselbe jvll am 22. April er-
öfsnet werden, zwei Monate dauern und nicht allein allen
Schmuck und alle Kostbarkeiten des gesamten Hochadels der
Monarchie, svndern auch die im Besitz der geistlichen Stifte
und Klöster besindlicheu Schätze umfassen. Sv verspricht die
Ausstellung in der That prüchtig und interessant zu werden.
Das Ausstellungskomitee, an dessen Spitze Fürstin Metter-
nich steht, ist bereits in voller Thätigkeit. Es gehörcn dem-
selben hohe Kavaliere, geistliche Würdenträger, dcr Bürger-
meister von Wieu, Künstler, Journalisten, Juweliere rc. an.
Es sind auch bereits zahlreiche Anmeldungen von Ausstellern
eingelaufen.

8—r. Jn Rom wird abermals ein neues Museum,
aus dem Areal des botanischen Gartens in Trastevere, am
 
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