Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
459

Restaurationen. — Vermischte Rachrichten — Bom Kunstmarkt.

469

Provinzial-Kaiser-Wilhetm-Denkmals auf der Hohenstchurg;
nachdem Rechnungslage u. s. w stattgehabt und das Komitee
jeinc Aufgabe als erledigt betrachtet und sich aufgelöst hatte,
wurde einhellig beschlossen, unverzüglich in die'Bewegung
siir die Errichtung ?ines Denkmals auf dem genannten
Berge einzutreten. Aus Essen. aus Jserlohn, aus dem
Siegerlande, aus der Grafschast Mark u. s. w. sind die
Stimmen vieler Tausende laut geworden, welche der An-
sicht sind, daß der entjchlafene Kaiser durch ein Denkmal auf
der Hohensyburg geehrt werden müsse. Hohe Beiträge sind
in Aussicht gestellt, so daß jenen Berg vielleicht eher das
Denkmal krönen wird, als solches an der Porta Westfalica
geschieht. Es wurde ein Komitee erwählt, welches die An-
gelegenheit unverzüglich weiter Verfvlgen soll.

Mit Lem Bau des Museums in Lüneburg ist Architekt
Münzenberger in Lübeck beanstragt worden.

--tt. Straßburg. Der hiesige, 1883 begonnene Kaiser-
Palast ist nach fast sünfjahriger Bauzeit nach den Plänen
und unter der Leitung des" Landbauinspektors Hermann
Ec>gert samt innerer Einrichtung nunmehr vollendet.
Die vom deutschen Neichstage bewilligten Älittel betrugen
2600000 M.; der Zweck des Palastes 'benötigte auch keiiien
größeren Auswand; derselbe besteht darin, dem deutschen
Kaiser und den ihn besuchenden Fürstlichkeiten, bei einem
gelegentlichen Aufenthalte in Straßburg eine wiirdige Re-
sidenz zu bieten. Dieser Bestimmung entsprechend, hat der
Palast nur geringe Ausdehnung, eine Frvntlänge von 73
»nd eine Tiese von 56 m; zur Seite und im Rüclen bleiben
noch genügend grvße Flächen zur Anlage eines Schloß-
gartens. Der im Stile der Florentiner Renaissance ansge-
führte Rustikabau hat die Form eines Rechtcckes mil einem
Sänlenvorbau sür die Eingangshalle an der Borderfront
und einem Säulenausban in Kreissegmentsorm an der
Hinterfrvnt, der HauPttreppe in der Mitte und zwei inneren
Höfen. Das Hauptgeschoß enthält die Empsangs-, Wohn-
nnd Schlafräume für die beiden Majestäten, serner die Ge-
sellschaflsräumezur Abhaltung größerer Festlichkeiten, nament-
iich von Festessen bis zu 350 Personen. Die Malerei der
Ränme ist von den Dekorationsmalern Keusfel nnd Baum
in Franksurt a. M. ausgeführt worden. Ueber der Ein-
qangshalle befindet sich der Audienzsaal, der durch zwei Ge-
schosse reicht nnd mit einer 36 m hohen Kuppel nebst ent-
sprechendem Oberlichte abschließt Die Eindeckung dcr Dächer
ist nach dem Borbilde alter griechischer Tempel, namentlich
den bei den Ausgrabungen in Olympia gefundenen Mustern
durchgeführt worden und besteht aus gebrannten geraden
Thonplatten mit überdeckten Hohlziegcln, gekrönt von dcn
schmückenden Palmetten. Am unteren Teile der Säulen-
schäfte des Portikus sind Kinderreliess angebracht; die Giebel-
gruppe stellt Recht und Macht dar; dann sind die Wappen
der bedeutendsten Städte Deutschlands an den Fronten in
Stein gehauen. Die Modelle zn den zahlreichen ornamen-
talen und heraldischen Werken sind von Bildhauer Bvrn
in Frankfurt a. M. hergestellt, während die Modelle zu dem
Figurenschmucke von Ohmann, Max Klein, Brütt nnd
Bergmeier in Berlin und Krüger in Franksurt a. M.
ausgesührt wurden Ter Kaiserpalast wird erst znr vvllen
Geltnng kommen, wenn auch die übrigen Bauwcrke an dem
großen freien Kaiserplatze, wie das Landesausschnßgebäude
nach den Entwürsen vvn Hartel und Neckelmann, das
Reichspostgebäude und die Landesbibliothek, deren Ausfüh-
rung bevorsteht, vollendct wcrden sein.

Rcstaurationen.

Ucber die Rcstauration einer gricchischcn Statue aus
dcr Zcit vor den Perserkricgen berichtet H. Lachat im LnIIs-
tin <Is Ooirssponäanes iiellsnigus folgendesi Das Museum
der Akropolis von Athen besitzt eine inschristlich bezeugte
Statue des Antenor, von der man bisher nur Kopf und
Fuß kannte. Der Rest war in so viele Stück zerbrochen,
daß man ihn kaum wieder zusammenfinden zu können
glaubte. Der Generalsekretär der Altertümer Cavoadias
aber ordnete doch dcn Bersuch an, und es gelang. Manche
Teile, die mit voller Sicherheit ergänzt wcrden kvnnten, sind
sehr geschickt restaurirt; der rechte Vorderarm ist das einzige
Stück, welches fehlt. Besonders wichtig sür den Gesamt-
eindruck ist, daß nian der Statue die antike Basis wieder-

gegeben hat, eine schmale Säule, welche die Jnschrift des
Künstlers trägt, und nun steht sie abgesehen von den
verblaßten Farben eben so da, wie vor den Athenern des
sechsten Jahrhunderts und den plündernden Scharen des
Xerxes, welche sie vom hohen Postamente herabstürzten
Die Füße nahe bei einander, die Beine geschlossen, nimmt sie
im Berhältnis zur schmalen Basis wenig Platz ein, während
der Oberkörper sich breit und srei entfaitet. Die Falten des
Chitons sind kokett zur linken Seite zurückgeschlaaen, während
die des Himations ganz gerade hinabfallen. Graziös, un-
geachtet der feierlichen Stellung, lebhast, obwohl unbeweg-
jich, zugleich manierirt und majestätisch — eine einzige Ver-
einigung weiblicher Eleganz, wie sie Las Zeitalter des
Pisistratus aussaßte, mil dem Adel einer göttlichen Er-
scheinung. Sie hat den Vorzug, fast ganz erhalten zu sein,
und ist, mit sicherem Künstlernamen bezeichnet, die größte
unter den erhaltenen weiblichen Statuen auf der Akropolis.

Vermischte Nachrichten.

Die Dubletten Ler Architekturteile aus Olympi»

sind, wie der „Post" gemeldet wird, an das Deutsche ar-
chäologische Jnstitut in Athen übergeben worden nnd werden
durch Bermittelung desselben nach Berlin überführt werdeii.

R. L.I-. Tiedgc-Stiflung. Aus den vor wenigen Wochen
crschienencn „Mitteilungen über die Tiedge-Stiftung" i>n
Jahr 1888, welche bekanntlich in Dresden ihren Sitz has,
ergiebt sich, daß das Bermögcn dcr Stiftuiig am Schlussc
des Jahres 1888 sich aus 667000 Mark belies. Bon der
Zinseneinnahms in der Höhe von 26901 M. 90 Pf. wurven
2100 M. an LenBildhauer Bäumer als Abschlagszahlung
sür die von ihm modellirten Bildwerke des in Zittau zu er-
richtenden monumentalen Brunnens abgesührt. 13100 M.
wurden zu Ehrengeschenken und Unterstützungen an Künstler
und Tichter oder deren Nachkommen verwendet. Sie ver-
teilen sich in folgender Weise: 600 M. an Musiker und
1900 M. an Lnnterlassene von Musikern; 2800 M. an Maler
und 6700 M. an Hinterlassene von Malern; 1200 M. an
Hinterlassene von Kupserstechern; 300 M. an Hinterlassene
von Bildhauern, 300 M. an Dichter und Schriftsteller und
300 M. an Hinterlassene von solchen. Nur in zwei Fällen
erreichte die bewilligte Summe die Höhe von 600 M., in einein
einzigen die vvnlOO M.; alle übrigen Unterstützungen beliefen
sich auf die Summe von 300 M. Das Komitee der Stiftnng
besteht gegenwärtig aus den Herren Or. Alfred Stübel,
Lberbürgermeister, Vorsitzender; Hugo Bürkner, Prosessor,
Stellvertreter; Robert Diez, Bildhauer; Geh. Hofrat Or.
Ernst Förstemann, Oberbibliothekar a. D.; Or. Theodor
Große, Professor; Or. Sophus Ruge, Professor; Regie-
rungsrat Or. W von Seidlitz; Or. Georg Treu, Direktor
der königl. Antikensammlung. Der gleichfalls unterzeichnett
Prosessor Moritz Fürstenau, königl. Kammermusiker, ist
seit dem Erscheinen des Berichtes verstorben.

---- tt. Der Schlachtenmalcr Prof. Louis Biaim in Stutt-
gart hat den Auftrag erhalten, cin Rundgemälde, welches
die sür Württembergs Truppen so bedeutungsvolle Schlacht
von Villiers-Champigny bei Paris im Jahre 1871 darstellt,
für Stuttgart auszuführen.

----tt. Karlsruhe. Jm hiesigen Knnstvereine ist zur
Zeit die wohlgelungene Büste des im März 1888 hier ver-
storbenen Baurates Adalbert Kerler ausgestellt; dieselbe ist
vom Bildhauer Friedrich Bolke hier modellirt und inCarrara
marmor ausgesührt.

^tt. Das Standbild Waltcrs von der Bogcliveide,
auSgesührt von dem Bildhauer Heinrich Llatter, wird an>
16. September d. I. in Bozen feierlich enthüllt werdcn.

Noin Aunstmarkt.

Ilä. Kölner Kunstauktion. Vom 29. April bis 8. Ma>
kommt bei I. M. Heberle in Köln die vierte (und letzte)
Abteilung der kunst- und knlturhistorischen Sammlung des
bekannten Or. Karl Heinz Ritter nnd Edler Maye»
von Mayerfels auf Schloß Mesrsburg znr Versteigernng.
Trotzdem bereits drei Gruppen dieser riesigen Kollektion z»m
Verkauf gelangt sind, enthält die letzte Abteilnng doch noch
2857 Nummern, wornnter zahlreiche Kollektivnuminern.
Dieselbe umfaßt meist kunstgewerbliche Gegenstände jede»
 
Annotationen