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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Die Enthüllung des Grillparzer-Denkmals in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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555 Die Enthüllung des Grillparzer-Denkmals in Wien. — Nekrologe. — Konkurrenzen. — Sammlnngen rc. 556

Die Lnthüllung des Grillparzer-Denknrals
in N)ien.

Vom herrlichstenFrühlingswetter begünstighwurde
Donnerstag den 23. Mai im Volksgarten zu Wien
das Grillparzer-Denkmal in feierlicher Weise enthüllt.
Die litterarischen und künstlerischeu Krcise Wieus und
viele offizielle Persönlichkeiten hatten sich ncbst zahl-
reichem Publikum auf dem Festplatze eingefunden, als
nnt dem zwölftcn Glockenschlage die Feier mit Schuberts
Chor „Wie schön bist du, frcundliche Stille, hinim-
lische Ruhe"! (mit Text vou Weilen) cingeleitet wurde.
Geheimrat Rittcr v. Arncth hiclt hieranf die Fest-
rede, in welcher er Grillparzer als den größten vater-
ländischen Dichter Östcrreichs feiertc und hervorhob,
daß es für Österreich und Wien Pflicht gewcsen, ihrem
ruhmreichen nnd edlcn Sohn in deu Mauern seiner
Vaterstadt ein würdiges Denkmal zu errichten. Er
gedachte der hochherzigen Spenden, welche in rascher
Folge für das Monument zusammenfloßcn und anch
der Künstler, die das nun vollendete Werk geschaffen
haben. Nach crfolgter Enthüllung trug noch der
Direktor des Bnrgtheaters vr. Förster ein Festgedicht
von Ferd. von Saar vor, und mit Beethovens „Gott
ist mein Lied" (gleichfalls mit einem Gelegenheitstext
von Weilen) wurde die Feier geschlossen.

Das Denkmal erhebt stch imnitten des Gartcn-
grüns mit der Achse gegen Westen gekehrt, so daß das
Antlitz des Dichtcrs über dcn Gartenteppich hinwcg
direkt nach der Bühne des neuen Bnrgtheaters blickt.
An dcm Wcrkc, dessen Kosten sich anf 110 000 Guldcn
stellen, haben sich bekanntlich drei Künstler bctciligt,
und zwar ist die Hauptfigur das Werk Kuudmanns,
die Reliefs mit Darstellungen aus Grillparzers Dramen
hat Weyr geschaffen und von Bar. Hasenaner rührt
der architcktonische Aufbau des Ganzen her. Das
Material ist Laaser Marmor und Granit.

Der Dichter ist sitzend, sinnend und nachdenkend
dargestellt, als ob er eben iu dem Bnche gelesen,
welches er lässig iu der Hand hält. Es ist die Por-
trätgestalt Grillparzers, so wie er unter uns gelcbt;
doch nicht vom Alter gebeugt und gebrechlich, sondern
künstlerisch gehoben zu monumentaler Größe. Die
Figur ist von cincn Nischcnportal umrahmt, in dessen
Giebelfeld zwei Genien die Jnschrifttafel mit dem
goldenen Namen „Grillparzer" tragen. An die
Nische schließen sich im Vicrtclkreis bciderscits Rund-
sitze, durch drei Stufen vom Bvden gehvben, in deren
Aufbau zwischen Pilastern sich die Weyrschen Reliefs
befinden. Sie stellen Scenen aus den sechs älteren
Dramen des Dichtcrs, aus „Dic Ahnfrau", „Sappho",
„Medea", „König Ottokar", „Des Meeres und der
Liebe Wellen" und „Der Traum ein Leben" dar. Die

Darstellungen sind ini rein malerischen Reliefstil ge-
halteu, mit Landschaft und Architekturperspektiven im
Geiste von Ghibcrti's Bronzcreliefs in Flvrenz.
Weyr hat die schwierige Aufgabe glücklich gelöst; die
Bilder sind voll dramatischen Lebens, reich in der
Komposition und edel in der Detaildurchbildung. —
So hat denn Wien seinen großcn Dichter durch einen
neuen künstlerischen Schmuck geehrt, dcr durch eine
glückliche Lage inmittcn des Kranzes dcr Monumental-
bauten, umsüunit vou üppigem Grün, noch wesentlich
gehoben wird. ck. L.

Nckrologe.

pc. Mclchior Fiitsch -s. Die Wiener Malerwelt hat
eiuen neuen Verlust zu verzeichnm. Melchior Fritsch,
dessen Landschaften in den fünziger Jahrm einm gewissen
Nuf genosscn und der noch in seinm alten Tagen hänsig
die Wimer Ausstellungen beschickte, ist anfangs Mai gestorbeii.
Der Künstler war zü Wien am 5. Januar 1820 geboren.
Er besuchte die Akademie seiner Vaterstadt. Seinü srühen
Werke, von denen ein von 184V datirtes im Besih des Stiftes
Kremsmünster und eine „Gebirgslandschaft" von 1850 im
Besitz von Erzherzog Carl Ludwig sich befinden, zeigen kraft-
volle Färbung und bestimmte, etwas harte Formgebung.
Der „alte" Fritsch war dann freilich ins Gegentheil um-
geschlagen, der maite wsich und kraftlos. Das Laub wnrde
kleinlich. die Erfindung matt. Die älteste Litteratur über
Fritsch dürften die Erwähnungen seiner Landschaften in
Frankls Sonntagsblättern von 1845 und 1846 bilden. Wurz-
bachs biographisches Lexikvn hat ihm später einige Aufmerk-
samkeit gewidmet. Aus den Ausstellungskatalogen des Wimer
Knnstvereins und des Künstlerhauses lassen sich viele Dutzende
der Landschaftm von Fritsch nachweisen, der nvch auf der
jüngstenJahresausstellungdurch eineAIPmlandschaft vertreten
war. Seine Stoffe wählte der Künstler mit Vorliebe aus
den österreichischen Gebirgsländcrn.

Aonkurrenzen.

>1. Zn Florenz wurde jüngst, wie wir der Zeit-
schrist „I-etters s nrti" entnehmen, die Konkurrenz für das
Denkmal eröffnet, welches dem gefeiertenDichter UgoFos-
colo, hauptiächlich bekannt durch die auch ins Deutsche über-
tragenen „Letzten Briefe des Jacopo Ortis", die „Gräber"
und die „Hymnen an,die Grazien", in Santa Croce er-
richtet werden soll. Über 40 Bewerber haben ungesähr
50 Entwürfc und Modellc eingesandt, über welche eine von
Monteverde, Barbarino, F. P/Perez, Micheli und Passaglia
gebildete Jury zu entscheiden hat.

Aammlungen und Ausstellungen.

» Dic dicsjäbrige Ausstellung der Wiencr Künstlcr-
gcnosseiischaft, welche am 19. Mai geschlossen wurde, hatte
den größlen materiellen Erfolg, der überhaupt mit einer
Tlnsstellung im Wiener Künstlerhause bisher crzielt lvurde.
Die Summe der Ankäuse beträgt 41012 Fl., und zwar wurden
von S. Majestät dem Kaiser 11 Werke, von Privatleuten 59,
aus dem Teilnehmersonds der Genossmschast 13 Werke an-
gekanft, von denen 17 von ausländischen, 66 von inländischen
Künstlern herrühren. Die Besucherzahl betrug in runder
Ziffcr 65000. An Katalogen wurden 10494 abgesetzt.

p.—<l. Dic Akadcmie dcr Kiinste zu Mailand wird an
Stelle ihrer bisherigen Jahresausstellungen von 1891 an
soiche in dreijährigen Zwischmräumen veranstalten, bei denen
drei Preise im Betrage von je 4000 Lire zur Verteilung
langen werdm.

Vermischte Nachrichten.

?.—ä. Venediq. Der englische Dichter Robert Browning
hat den Palazzo Rczzonico angekaust, das bekannte, aw
 
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