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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0294

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569

Veruüschte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

570

erstenmal die richtige Stellung und Bewegung der Mgur,
worüber sich im Text Auskunkt und Begründung finden
werden. Nnter den Münchener Blättern begnüge ich mich
die Abbildung der kephisodoteischen Eirene (IX, 43) zu
ncnncu, welche in der That cinen Abgus; zu ersetzen vermag.
Dazu kvmmen zahlreiche sür die Entwickelung der Skulptur
wichtige Reliefstücke aus Athen und London — kurz, das
Werk läßt nur dcn einen Wunsch laut werdcn, daß die
günstigen Sterne, unter denen es begonneu und fvrtgesetzt
wird, zu waltcn nicht aufhören mögen!

Halle. H. Hcydcmann.

Das Stilisircn der Pflanzen, von Zdenko R. Schubert bon
Svldcrn. Zürich und Leipzig, Verlag von Orell, Füßli
L Co. 8. 1888.

3. 7,. Wenngleich über keinen Mangel an Ornament-
sammelwerken, Stillehren u. dergl. geklagt werden kann, so
fehlte doch bisher ein handlicher Leitfadcn zur Orieniirung
über das innere Wesen der Ornamentik, über die stilgemäße
organische Entwickelung der Zierformen aus den Grund-
elementen der Pflanzenwelt und deren sunktionelle Bedeutung
sowohl in der Architekiur als auch in den verschiedenen Zweigen
des Kunstgewerbes, aus welchem der angehende Architekt oder
Zeichenlehrer sich Belehrung verschafsen konnte, kurz, ein
Buch, welches in bündigcr Rede und guten Bildern übcr
das „Stilisiren dcr Pflanzen" Auskunst giebt. Mit der vor-
liegenden Arbeit kommt der Verfasser diesem Bedürsnisse ent-
gegen, und es sei von vornweg bemerkt, in ganz tresflicher
Weise. Als Architekt und Professor an der 'deutschen tech-
nischen Hochschule zu Prag ist derselbe sowvhl in den künst-
lerischen uud kunstwissenschaftlicheu als auch in den päda-
gogischen Fragen des Gegenstandes ganz zu Hause uud hat
in Form und Darstellung durchweg 'den Zwcck des Buches
als Lehrbehelf im Auge behalten. Deshalb bildet auch der
Text, der klar und fließend geschrieben ist, die Hauptsache
und die Jllustrationen sind die erläuternden bildlichen Bei-
gaben. Der Versasser gliedert den Stoff, nach kurzen ein-
leitenden Kapiteln, in zwei Hauptabsckmitte: in das struktiv e
Pflanzenornament, also in die an den struktiven Teilen der
Ärchiteklur angewendeten Ziergebilde, und in das neutrale
Pflanzenornament, welches ohne bestimmte Funktion sich
mehr oder minder als Flächendekoration ergeht. Jn beiden
Teilen wird der Leser von Aegypten aus durch sämtliche
Stilepochen bis zum Barockstil gesührt. Es ist in keinem
der einzelnen Abschnitte des Wissenschaftlichen zu viel, zur
allgemeinen Orientiruug aber auch nicht zu wenig gcgeben.
Die Jllustrationen, 134 an der Zahl, sowie die ganze Aus-
stattung des Buches sind musterhaft. Jndem wir der ge-
diegenen Arbeit Schuberts unsere volle Änerkennung zollen
und deren Verbreitung an Kunstschulen wärmstens besür-
wortcn, fügen Ivir den Wunsch bci, der Verfasser möge recht
bald an die Fortsetzung seiner Arbeit, an den figürlichen
Teil der Ornamentik schreiten.

Vermischte Nachrichten.

Il'n. Oclfarbc auf Sandstein. Wie vft ist in der letzten
Zeit übcr die Barbarei des vorigen und vorvorigcu Ge-
schlechtes geklagt lvorden, das die Sandsteinbauten und Sand-
steinzieraten, 'welche angeblich von Haus aus das schöne,
niatte Korn des reinen Steines gezeigt hatten, mit cinem
häßlichen, glänzenden Oelfarbenanstrich überzogen habe! Wie
ost hat man bei Erneuerungen älterer Bauwerke es für ganz
unerläßlich gehalten, daß vor allen Dingen die Oelfarbe
heruntergenommen und dem natürlichen Stein wieder zu
seinem Rechte verholfen werde! Und doch befindet man sich
damit in einer vollständigeu Täuschung, wenigstens sicherlich
was die Barockzeit bctrifft. Aus einer ganzen Reihe er-
haltener Baurechnungen läßt sich nachweisen, daß in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Leipzig alle aus
Sandstein hergestellten Bauteile: Thür- und Fensterum-
rahmungen, Simse, Zieraten u. dergl., mochten sie aus dem
gelblichen Pirnischen oder aus dem rvten Rochlitzer Stein
gearbeitet sein, gleich beim Neubau, nicht erst bei spä-
teren Ausbesserungen. mit Oelfarbe gestrichen wurden, nach-
dem die Fugen zwischen den Steinen mit Oelkitt ausgestrichen
waren. So geschah es, um nur zwei Beispiele zu nennen,
auf die Leipzig einst nicht wcnig stolz war, bei dem 1717
erbauten Reithause und bei dem 1723 erbauten Petersthor.

Bei späteren Ausbesserungen galt dann natürlich der Oel-
farbenstrich erst recht für selbstverständlich. Sv wird z. B.
1742 voni Rathsmäurer geklagt, daß am Peterslhor überall
„die Oelkittfugen ausgezehret, daher durch dergleichen vffene
Fugen die Nässe vom Regeu und Schnee in die Gcsims-
und Werkstücke eindringen kann, mithin dem kostbaren Werke
kein geringer Schaden zugewachscn, wie es selbsten der Augen-
schein giebet, daß sothanes Gesims und Werkstücke vom
Salpeter und Victriol angesressen und sich Zierraten nebst
der Oelfarbe gänzlich verzehret"; worauf denn alles mit
Oelkitt und Oelsarbe wieder hergestellt wird. — Aber auch
aus früherer Zeit. aus dem 17. und 16. Jahrhundert, sehlt
es nicht an Beweisen, daß schon damals in Leipzig ganz
dasselbe Verfahren eingehalten wurde. Wappen über ciuem
Thore, Brunnenfiguren, Zieraten an einem Brunnenkasten
wurden stets bunt, die übrigen Saudsteinteile einfarbig mit
Oelfarbe gestrichen. Es war das keine Ausnahme, sondern
die Regel, und es ist ein kunstgeschichtlicher Jrrtum, wenii
wir unsere Vorfahren immer gegen eine „Barbarei" iu
Schutz nehmen zu müssen glaubten, die sie doch thatsächlich
mit größter Unbefangenheit ausübten.

Nom Nunstnmrkt.

Auktion Zschille-j)agenstecher-Fechenbach rc.

Aöln, 27—2Y. Mai s889-

Die letzten Kölner Auktionen haben wieder be-
wiesen, daß die Freude am Bildersammeln noch nicht
ansgehört hat, und daß gute alte Bilder — sogar
zuweilen recht schlechte alte Bilder — noch stets zu
hohen Preiscn Käuser finden. Es ist mit den alte»
Bildern jetzt fast wie niit den Staatspapieren: sogar
die weniger „soliden" Sortcn stehen „hoch im Knrse".

Die Samnilung Zschillc aus Dresdcn bvt man-
ches interessantes Bild. Nr. 2 war nlt-holländisch
nicht alt-deutsch; etwa von einem Schüler des Jacvb
Cornelisz van Ovstsanen. (185 M.) Nr. 4 war
sicher kein Berchem; die „ganz deutlichc" Signatur
war mehr deutlich als echt. Es könnte von I. van
der Bent sein. (3350 M.ü!) Nr. 5 war in dcr Art
des Lucas van Leyden, aber recht verputzt. (95 M.)
Von wem der alte Gelehrte Nr. 6 war, weiß ich
nicht, aber von Bol sicher nicht. (390 M.) Nr. 7
war dagegen wirklich eiu schöner, gemütsvoller Bre-
kelcnkam; kräftig, leuchtend in der Farbe, reizend im
Gegenstand. Wie audächtig flickt die Mutter den
Kittel ihrcs Jungcn; wie natiirlich uud zwanglos steht
dieser dabei und sicht zu, ivährend sie ihm eine Straf-
predigt zuteilt! Die Qualität des Bildes war höher
stehend als desscn Erhaltung; rein erhaltene Bre-
kelcnkams kommen eben sclten vor. (2800 M.) Daß
Nr. 8 kein Brouwer, sondern ein sehr guter, warmer
Jan Miense Molenaer aus seiner mittleren Zeit
war, wußten die mcisten Besucher der Auktion, auch
dcr glückliche Käufcr Justizrat Peltzer. (1520 Bi.)
Nr. 9 war gar nichts. (20 M.) Nr. 10 war kciu
Brueghel, viel später, um 1700 in der Art des
Bredael ie. (200 M.)

Nr. 12 machte auf mich den Eindruck einer
Kopie. (400 M.) Nr. 13 könnte, nach I)r. Thode,
 
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