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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0338

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Sammlungen nnd Ausstellungen.

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Wandgemälde, das sich nicht in der Pinakothek, wie vielsach
gemeint ist, besand. Jn Betrefs der Diomedesgemmen (Jahr-
buch 1880, S. 89) und ihrer Stellung zum Neapeler Orestes-
relies (ebenda Tasel II, 7) erklärte stch der Vortragende sür
die Diomedesdarstellung als die ursprüngliche. Denn nnr
bei Diomedes sei die Stellung auf dem Altar, die anzu-
nehmen nötige, daß der Jüngling vorher mit beiden Füßen
darauf gestanden habe, erklärlrch. Diomedes habe den
Odysseus, auf dessen Rücken er die Stadtmauern erklommen,
nicht nachgezogen, um den Ruhm der That für sich allein
zu haben. Daher laure ihm Odhsseus auf und Diomedes
zücke das Schwert, indem er beim Herabspringen von der
Mauer den Altar des Apollo Agyieus als Sprungstein be-
nutze. Die Silberschale bei Overbeck Heroengalerie 24, 4,
bestätige diese Ausfassung. Die auf der Felixgemme und
sonst vorkommende am Boden liegende Figur, der erschlagene
Thorwächter, habe zur ursprünglichen Komposition gehört.
Das Original sei ein Gemälde gewesen und zwar vermut-
lich das in der Pinakothek der Akropolis. Ob das Neapeler
Relief, das einzige, welches diese Komposition auf Orestes
in Delphi übertrage, echt oder gefälscht sei, darüber vertagte
der Vortrageude sein Urteil bis nach erneuter Prüfung des
Originals. — Herr Curtius machie bei den Polygnotlschen
Gemälden in Aihen darauf aufmerksam, daß die allgemein
gebilligte Textänderung bei Harpokration unter Polygnotos
ungerechtsertigt sei, da unter Thesauros das Schatzgemach
des alten Hekatvmpedos zu verstehen sei, das unler Kimon
neu eingerichtet wurde. Es culspreche ganz dem Geiste seiner
Politik, daß er die Vorhalle mit Gemälden ausstatten ließ,
welche dem Gebäude eine höhere Weihe und einen hellenischen
Charakter geben sollten.

5arnmlungen und Ausstellungen.

F.. U. Die Kunstausstellung von Eduard Schulte in
Berlin hat trotz der Sommerszeit eine stattliche Anzahl neuer
Gemälde aufzuweisen, unter denen, wie gewöhnlich, die aus
den Ateliers der unermüdlich thätigen Gebrüder Achenbach
hervorgegangenen obenan stehen. Eine Landschaft von Os-
wald Achenbach, ein Blick aus St. Peter und den Vatikan
von dem Gelände an der Ostseite, erhebt sich durch Frische
der Ausfassung, leuchtendes Kolorit und sorgsame Durch-
bildung der Luft über die Atelierbilder mittlerer Qualität.
Franz von Lenbach hat seinen Landsmann, den jovialen
Novellisten Hans Hopfen, porträtirt und damit ein eigen-
tümliches Experiment gewagt, über dessen Ausfall man ver-
schiedener Meinung sein wird. Als Malgrund hat der
Künstler nämlich graue Pappe gewählt und den Naturton
der Pappe überall da durchscheinen lassen, wo er grauer
Töne zu bedürsen glaubte, und er hat ihrer viele gebraucht.
Dadurch ist das sonst durch kerngesunde Hautsarbe ausge-
zeichnete Antlitz des Dichters in ein graues historisches
Dämmerlicht gerückt worden, welches dem mit allen Fasern
seines realistischen Darstellungstalents im Leben der Gegen-
wart wurzelnden Kenner und Künder des menschlichen
Herzens ganz und gar nicht ansteht. Von Gabriel Max ist
eine kleine, außerordentlich flüssig und zart durchgeführte
Wiederholung seines großen Bildes „Christus erweckt Jairi
Töchterlein", von dem Düsseldorfer Maler G. von Canal
zwei seingestimmte Landschaften mit Busch, Wiese und Wasser
vermutlich nach englischen Motiven und von dem Münchener
Julius Falat, einem Schüler Brandts, ein größeres Oel-
gemälde zu sehen, welches den jetzigen Kaiser Wilhelm II.
darstellt, wie er im Schlitten auf den polnischen Gütern des
Fürsten Radziwill zur Bärenjagd fährt. Der Kaiser hat das
Bild angekauft.

Für das Gcrmanischc Muscum in Nürnberg ist die
Waffensammlung des österreichischen Fürsten Sulkowski für
200000 M. angekaust worden.

Ueber die Erweiterungsbauten der Bcrliner Kunst-
sammlunge» wird dem „Hamburger Korrespondenten" ge-
schrieben, daß die Ausarbeitung von Plänen für das
Renaissancemuseum dem Hofbaurat Jhne, sür das Antikeu-
museum dem Professor Fr. Wolsf, für das Museum der
Gipsabgüsse dem Baurat Schwechten übertragen ist. Der
erstgenannte Bau, welcher hauptsächlich die jetzt im alten
Museum befindliche Sammlung von Gemälden des 16. bis
17. Jahrhunderis aufnehmen wird, soll auf die nordwest-

liche, durch die Stadtbahnbogen abgeschnittene Spitze der
Museumsinsel zu stehen kommen. Der Standort des Antiken-
museums, welches zur Aufnahme des Frieses vom Altar von
Pergamon und der übrigen jetzt im alten Museum aufge-
stellten Originalskulpturen des klassischen Altertums bestimmt
ist, befindet sich hinter den gegenwärtigen Museen diesseits
der Stadtbahnbogen aus der erwähnten Jnsel. Für das
Museum der Gipsabgüsse endlich ist auf der letzteren kein
Platz mehr; es soll jenseits der Spree aegenüber der National-
galerie und der Friedrichsbrücke auf den von Spree und
Burgstraße begrenzten, jetzt mit Speichern bestandenen Grund-
stücken errichtet werden. Die Räume des alten Museums,
welche durch die veränderte Aufstellung der Antiken und der
Kunstwerke der Reuaissancezeit frei werden, dürften später
die älteren Gemälde und Skulpturen dieses Jahrhunderts,
welche jetzt in der übersüllten Nationalgalerie aufgestellt sind,
aufnehmen, und damit wäre in letzterer wieder genügender
Platz sür die Werke der modernen Kunst vorhanden.

Ucber die städtischc Gemäldesammlung in Koblenz ist
wie die „Koblenzer Zeitg." berichtet, in der Stadtsratssitzung
vom 18. Juli beraten worden. Der Herr Oberbürgermeister
teilte mit, daß auf Antrag eines Mitgliedes die Gemälde-
kommission mit Hinblick darauf, daß die Sammlung durch-
aus der Beachtung wert sei, eine Reihe von Anträgen zur
besseren Jnstandsetzung der Sammlung beraten habe und
mit dem sehr angesehenen Wiederhersteller alter Bilder,
Herrn Maler Aschenbroch aus Düsseldorf die Gemälde ein-
gehend besichtigt habe. Die Kommission empsehle, die Vor-
fchläge anzunehmen, besonders die beiden, daß die Samm-
lung von einem bewährten Kenner der altniederländischen
Malerschule abgeschätzt werde und daß das beste Bild, die
Madonna von I. van Schorel, einer gründlichen Wieder-
herstellung durch Herrn Aschenbroch unterzogen werde. Die
Versammlung war damit einverstanden. Es ist übrigens
alle Aussicht vorhanden, daß die städtische Gemäldejammlung,
welche im Foyer des Stadttheaters untergebracht ist, bald ein
neues, schönes Heim erhalten wird.

Eine ncue Abteilung im Ncuen Museum zu Berlin,
die vorderafiatische, welche ihre Entstehung dem Wunsche
verdankt, der ägyptischen Sammlung ein Gegenbild aus
Borderasien ergänzend gegenüber zu stellen» ist am 30. Juli
eröffnet worden. Einem Berichte der „Post" über den
Hauptinhalt der Sammlung enlnehmen wir solgende An-
gaben: Den drei wichtigsten Völkern des Euphrat- und
Tigrislandes, den Babyloniern, Assyrern und Hethiten, ent-
sprechend hat man einen babylonischen, einen assyrischen und
einen kleinasiatischen Saal eingerichtet. Der letztere, das
kleinasiatische Zimmer liegt links vom Eingang. Zwei Wände
dieses Zimmers sind mit persischen Reliefs beoeckt; die bsiden
anderen Wände weisen die Kunstschätze der Hethiten auf.
Dies letztere Volk hatte im nördlichen Syrien seinen Siy,
am oberen Euphrat und in Kleinasien. Jm 15. Jahrhundert
v. Chr. drangen die Hethiten nach allen Seiten vor und
übernahmen an Stelle des Königreichs Naharina, das dort
bestanden hatte, die Rolle, den Aegyptern einen Damm ent-
gegenzusetzen. Jhre ursprünglichsten Wohnsitze sind unbekannt,
auch ist nicht ermittelt, ob sie semitischer Herkunft waren.
Bor allen Nachbarvölkern zeichnen sie sich durch eine ganz
eigenartige Bilderschrist aus, deren Sinn noch heute nicht
entziffert ist. Große Reliefs sind von Herrn Direktor Hu-
mann, Herrn vr. v. Luschan und Herrn vr. Winter im
Frühjahr 1888 bei Sendscherly in Nordsyrien ausgegraben
worden; sie dienten als Wandverkleidungen eines Thor-
gebäudes. Große Löwen, geflügelte Sphinxgestalten, ein
lagender löwenköpfiger Gott, einen Hasen haltend, und zwei
Vögel (wohl Jagdfalken) auf der Schulter werdeu dargestellt.
Die letztere Göttergestalt findet sich auch auf einem hethiti-
schen Siegelcylinder wieder. Zeugen diese Denkmäler von
einem Palast, dessen Eingangsthor sie einstmals geschmückt
haben, so geben andere Kunde von einer hethitischen Stadt,
die mitten im Kaukasus im Hochthal des Pyramus an Stelle
des heutigen Marasch lag. Die erhaltenen Kunstwerke sind
zum Teil sehr primitiven Charakters, lassen aber eine Ent-
wickelung zu ziemlicher Vollendung erkennen. Ein besonderes
Prachtstück ist auch die Löwenjagd von Skatchegözü, ein
Originalrelief. Die große Stele, die den triumphiren-
den Assyrer-König Asachaddon darstellt, vor welchem der
ägyptische und der syrische König gesesselt knieen, ist eben-
 
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