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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Neue photographische Aufnahmen der Gebrüder Alinari
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Die Sammlung Toman in Prag
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0344

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669

Die Sammlung Toman in Prag.

67»

Tabernakel von Donatello in der Capella de' Bene-
ficiati, sowie der Grabstein von Giov. Crivelli in
Ara Coeli von demselben, die zwei reichen bronzenen
Grabmäler der Päpste von Pollaiuolo in S. Peter,
welche wegen ihrer Aufstellung dem Photographen
keine geringen Schwierigkeiten bereiten mußten. Ferner
eine erhebliche Anzahl von Palästen und Villen mit
ihren Schätzen.

Auch aus dem Gebiete der Malerei muß mehreres
erwähnt werde», was bis jetzt noch nicht erschienen
war. So in Florenz in der Gal. Corsini das aus
dem fürstlichen Hause Barberini in Rom stammende
(allerdings ziemlich mitgenommene) Gemälde des Ge-
kreuzigten von Antonello da Messina, in welchem die
Landschaft ähnlich wie in dem Bilde der Antwerpener
Galerie auf die Meerenge von Messina sich zu be-
ziehen scheint.

Jn den öffentlichen Galerien, der Akademie, des
Palazzo Pitti, der Uffizien sind im Jahre 1888 vor-
nehmlich Detailaufnahmen vorgenommen worden nach
den gefeiertsten Gemälden. Hier soll aber ganz be-
sonders gerühmt werden, daß Alinari nunmehr in
den genannten Galerien eine neue Arbeit unternommen
hat, welche den ernsteren Studien nach den alten Mei-
stern in höchst erwünschter Weise entgegenkommt: es
handelt sich nämlich um eine Wiederaufnahme der welt-
bekannten Kunstwerke mit gruudsätzlichem Ausschluß
der Retuschen in den Clichos, wodurch bis jetzt gar
zu oft das originelle Gepräge der Werke abgeschwächt
oder ganz entstellt wurde. Wie wir aus einigen be-
reits errungenen Resultaten wahrgenommen, ist in
dieser Hinsicht ein bedeutender Fortschritt gemacht wor-
den, so daß man sich fortan an den Gedanken gewöhnen
darf, sogar die Maler der koloristischen Richtungen,
wie die Venetianer, die Florentiner aus dem 16. Jahr-
hundert u. s. w., anch in der Ferne mittelst der neuen
Photographien sich klar wieder ins Gedächtnis rufen
zu können.

Unter den im verflossenen Jahre in Rom auf-
genommenen Werken der Malerei mögen folgende her-
vorgehoben werden: Jn der Sakristei der Domherren
von St. Peter Melozzo's berühmte Freskenbruchstücke
aus Santi Apostoli, von denen sich noch bis vor ganz
kurzer Zeit die Kunstliebhaber vergebens Photo-
graphien nach den Originalen gewünscht hatten.
Aus der Kirche della Pace die beiden interessanten
Fresken von Baldassare Peruzzi (das größere leider
sehr entstellt durch schlechte Restauration) und Raffaels
Sibyllen, samt Details. Endlich manche Gemälde in
den Galerien: wie z. B. die Danaö von Correggio,
Titians himmlische und irdische Liebe, Dominichino's
Jagd der Diana bei Borghese, Crivelli's Madonna
im Lateranschen Palast, Raffaels Loggien und Stanzeu

in zahlreichen Aufnahmen, wobei ebenso die Gesamt-
ansichten als einzelne Teile berücksichtigt worden;
dann aber die berühmtesten Mosaiken ans den mittel-
alterlichen Basiliken, verschiedenes nach den Fresken
des lieblichen Filippino Lippi in der Cappella Carafa
aus S. Maria sopra Minerva; in der vatikanischen
Bibliothek die bekannte antike Aldobrandinische Hoch-
zeit u. a. m. 0. U.

Die Sammlung Toman in prag.

Wir glauben uns den Dank der Kunstfreunde zn
verdienen, wenn wir sie auf eine Sammlung alter
Gemälde aufmerksam machen, welche zu den Sehens-
würdigkeiten der Stadt Prag gehört. vr. Hugo
Toman, dem Leser der Zeitschrift wohlbekannt, ist
dank zwanzigjährigen Sammeleifers der glückliche Be-
sitzer von ungefähr 100 Gemälden, deren jedes dem
künstlerischen Geschmacke und der Kennerschaft des
Eigentümers zur Ehre gereicht. Da ein im Jahre
1883 erschienener Katalog der Sammlung heute be-
reits vielfach überholt ist, auch der Besitzstand mannig-
fache Bereicherungen erfuhr, wollen wir die interessan-
testen Gemälde in Kürze Revue passiren lassen.

Die größere Hälfte gehört der niederländischen
Schule an. Aus dem 16. Jahrhundert erwähnen wir
ein vorzügliches, miniaturartig ausgeführtes Selbst-
porträt von Antonis Mor; eine Kreuzigung, von
Pedro Campagna, ein Unikum, mit der vlämischen
Bezeichnung Petrus Kempener (Repert. f. Kunst IX,
S. 453), und eine Kreuzigung mit prächtiger Land-
schaft, ein dem Waagenschen Jan Mostaert ver-
wandtes Bild.

Von den späteren Niederländern fesselt besonders
das Bildnis einer jungen Dame mit Spitzenhalskrause,
welche in Ausfassung und Kostüm an Moreelze er-
innert; das Bild ist durch außerordentliche Lebendig-
keit und besondere Meisterschaft der Durchführung
bemerkenswert. Man hat vor ihm den Namen Cor-
nelis de Vos, ja selbst den des jungen Rembrandt
ausgesprochen. Dann ein bedeutendes Stillleben im
Rembrandtschen Goldton von Jan David de Heem,
aus seiner mittleren Zeit (Repert. f. K. XI, S. 132);
ein Tierstück von Adrien van de Velde, und eine
Musikgesellschaft aus der späteren Periode Jan Miense
Molenaers; die beiden letzten Bilder stammen aus
der fürstl. Rohanschen Sammlung. Neben zwei nied-
lichen Landschasten mit einer an Ostade erinnernden
Staffage von dem äußerst seltenen Gillis de Winter
nennen wir ein größeres Bild, eine Familie im Parke
vorstellend, bezeichnet: Jan Weenix, wahrscheinlich
des Künstlers eigene Familie. Ein ähnliches Bild
besaß die unlängst zum Verkauf gelangte Sammlung
 
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