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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0055

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Büoheischau. - Denkmäler. — Vereine und Gesellschaften. - Kunsthistorisches. - Vermischtes. 92

'.II

werden und bald erscheinen sollen. — Aber auch abgesehen
von diesen beiden namhaften Kulturmittelpunkten ist das
in dem vorliegenden Bande behandelte Gebiet reich an romani-
schen Werken. Ich erwähne die Krypta der Münsterkirche in
Emmerich mit ihrem Fußbodenbelag aus der Mitte des
12. Jahrhunderts, der wichtigen Willibrordi Arche aus der
Karolingerzeit u. ä., die Abteikirche in Hochelten mit
ihren schönen Kapitalen und ihrer interessanten alten Nonnen-
empore, den Kreuzgang zu Hamborn, der im Gesamtregister
übrigens nicht erwähnt ist, die Stiftskirche in Stoppenberg
u. a. m. — Auch die gotische Zeit bietet uns Werke ersten
Hanges. An ihrer Spitze steht die Willibrordikirche in
Wesel, nach dem Dom zu Xanten die bedeutendste gotische
Anlage des Niederrheins. Sie ist die glänzendste Leistung
der unter holländischem Einfiuss stehenden ostklevischen Bau-
schule, deren Unterschiede gegen die westklevische Clemen
eingehend (S. 120) auseinandersetzt. Ich nenne ferner noch die
schöne Aldegundiskirche zu Emmerich, den Umbau der Esse-
ner Münsterkirche und die Salvatorkirche in Duisburg. Her-
vorragend ist auch für die Kunstfreunde der Schatz an Aus-
stattungsstücken, welchen die genannten und andere Gottes-
häuser bergen. Die Chorstühle in der Münsterkirche zu
Essen, die beiden frühgotischen Pektorales aus Hochelten,
die Hochaltäre in Wesel und Dinslaken, der Kruzifixus in
Dinslaken u. s. w. sind bewunderungswürdige Schöpfungen
für alle Zeiten. Nehmen wir hierzu noch die bedeutenden
Leistungen der Profanarchitektur, welche diese Gegend auf-
zuweisen hat (wie insbesondere die Rathäuser zu Rees und
Wesel), so ergiebt sich eine anschauliche Vorstellung von
dem kunstfrohen Treiben, welches hier im Mittelalter ge-
herrscht hat. — Dem gegenüber sind die späteren Jahrhun-
derte nicht in gleich vorteilhafter Weise vertreten; der Er-
trag kann nur als ein spärlicher bezeichnet werden. Hervor-
zuheben ist das Berliner Thor in Wesel, welches von de Bodt
unter dem nichts weniger als verschwenderischen König
Friedrich Wilhelm I. mit einem Kostenaufwand von 70000
Thalern aufgeführt wurde und darum nicht bloß, wie Clemen
treffend bemerkt, eine Verherrlichung des brandenburgisch-
preußischen Geistes ist, sondern auch Zeugnis davon ablegt,
wie der nicht allzu kunstfreundliche preußische Staat selbst
in knappen Zeiten erhebliche Geldmittel für künstlerische
Arbeiten aufzuwenden verstanden hat, wenn sie nur ihm für
seine militärisch-politischen Ziele nutzbar zu werden ver-
sprachen. — Von Schlössern sind zahlreiche Grundrisse und
Ansichten mitgeteilt, auch die bürgerlichen und bäuerlichen
Wohnhäuser sind nicht vernachlässigt. Ich mache hier auf
die Bergischen Häuser in Mühlheim a. d. Ruhr und auf den
Berger Schulthof in Hünxe aufmerksam. — Die Arbeitsweise
des Verf. ist die gleiche, wie sie im ersten Bande bethätigt
ist; die Fülle und Sorgfalt der Litteraturangaben setzt auch
hier wieder in Erstaunen; die Beschreibung erweist sich, so-
weit man nachprüfen kann, als eine knappe, scharfe und
verständliche, nur selten ist sie unausreichend (S. 13: „diese
und die einfachen Stuckornamente zeigen die Formen des
18. Jahrhunderts"). In der Frage der Abbildungen, welche
beim ersten Bande nicht durchweg als genügend bezeichnet
werden mussten, weist der vorliegende Band einen Fortschritt
auf, hat aber noch nicht diejenige Höhe erreicht, welche
man nach dem Standpunkte der modernen Technik und der
in der Rheinprovinz zur Verfügung stehenden reichen Mittel
erwarten und verlangen kann. Auf jeden Fall liegt jedoch
in dem Werke eine wichtige Bereicherung der kunstgeschicht-
lichen Litteratur vor, für welche man Herrn Clemen auf-
richtigen Dank schuldet. hetimann ehbexderg.

DENKMALER.

%* Denkmal für den Kriegsminister Grafen >■. Roon
in Görlitz. Das Kaiser Wilhelm-Denkmalskomitee hat be-
schlossen, den nach Errichtung des Kaiser Wilhelm-Denkmals
übrig gebliebenen Überschuss zur Errichtung eines Denk-
mals für den früheren Kriegsminister Grafen Roon zu ver-
wenden. Es soll nach dem Entwürfe des Bildhauers Johannes
Pfuhl in Charlottenburg, der auch das Kaiser Wilhelm-Denk-
mal geschaffen hat, ausgeführt werden.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

Die Archäologische Gesellschaft versammelte ihre Mit-
glieder und Gäste am 7. d. M. zur ersten Sitzung nach der
Sommerpause. Der Vorsitzende gedachte des Todes des Herrn
Generalkonsul Eisenmann, langjährigen Mitgliedes der Ge-
sellschaft, der sein Interesse für archäologische Forschungen
mehrfach in sehr dankenswerter Weise bethätigt hat. Nach
Vorlage der eingegangenen Schriften sprach Herr Curtius
über das von Benndorf (Griech. und sizil. Vasenbilder Taf. 4)
veröffentlichte Pinaxfragment, dessen Darstellung er auf
Athena Hephaisteia deutete. — Dann hielt Herr von Rohden
einen Vortrag über römische, architektonisch verwendete
Thonreliefs der Kaiserzeit, Herr Hiller von Gärtringen über
Ausgrabungen im Theater von Magnesia (am Mäander) und
zum Schluss Herr Conxe über den römischen Limes.

KUNSTHISTORISCHES.

*„* Erhaltung von Denkmälern. Der preußische Kultus-
minister hat, wie man der „Schlesischen Zeitung" schreibt, Ver-
anlassunggenommen, ausdrücklieh darauf hinzuweisen, dassdie
Frage, ob es sich bei einer Kirche oder Burgruine oder einem
anderen älteren Bauwerk, das abgebrochen oder irgendwie
verändert werden soll, um ein Kunstdenkmal oder um ein
Gebäude von künstlerischer oder monumentaler Bedeutung
handelt, nicht selbständig bei der Regierung zu entscheiden
ist. Es muss vielmehr in jedem einzelnen Falle das Urteil
der Centraiinstanz über den Denkmalswert der zu verändern-
den bezw. abzubrechenden Kirchen und altertümlichen Ge-
bäude eingeholt werden, und zwar auch dann noch, wenn
schon eine gutachtliche Äußerung des Provinzialkonservators
zur Sache vorliegt. Dieses Gutachten ist als Belag für die
dem Minister zu machenden Vorschläge dem Berichte bei-
zufügen.

VERMISCHTES.

London. Die Sammhing des Mr. Malcolm of Poltalloch.
Die „Kunstchronik" berichtete bereits, dass vor kurzem
der bekannte englische Kunstmäcen John Malcolm of Pol-
talloch gestorben ist. Dieser besaß in England die be-
deutendste Privatsammlung von Skizzen , Handzeichnungen
und Kupferstichen alter Meister, deren Schwerpunkt in
den beiden erstgenannten Spezialgattungen ruht. Um-
gekehrt bestand die Stärke der verauktionirten „Holford-
Sammlung" in ihren Kupferstichen und Radirungen, so
dass beide Kollektionen sich gewissermaßen ergänzten.
Letztere ist in alle Weltteile zerstreut, eine Thatsache, welche
in den Kunstkreisen, in der Tages- und Fachpresse Englands
eine sehr unbehagliche Stimmung hervorgerufen hat. Was
nun die „Malcolm-Sammlung" anbetrifft, so ist gleichfalls
schon bekannt, dass sie als einheitliches Ganzes erhalten
bleibt. Da leider oft Ereignisse eintreten, die dem einen
willkommen sind, den anderen indessen nicht sehr froh
 
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