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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Drach, Karl Alhard von: Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [7,1, 2]: die Faience- und Porzellanfabrik zu Kelsterbach a/M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0099

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Beiträge zur Geschichts der Kunsttöpferei.

ganz weiße Geschirr oder sog. Steingut; selbst-
verständlich mußte hierbei auf die Form das
ganze Gewicht gelegt werden, und geben die
vor diesem Artikel abgebildete Deckelvase, sowie
das im Schlußstück dargestellte Kännchen Proben
von ihren Leistungen in dieser Richtung. Da
die bemalte Faience damals mehr und mehr
aus der Mode kam, so geht anch schließ-
lich das Verständnis für die Dekoration ver-
loren nnd wird dieselbe oft zienüich sinnlos,
jedenfalls aber immer ärmlicher, indem schließ-
lich nur noch Linien und Punkte dazu ver-
wandt werden, wie beides die in Fig. 6 ab-
gebildeten Teller beweisen. Die Sicherheit in
der Verarbeitnng des Materials ist aber noch
die alte und finden sich bei den häufig vor-
kommenden Stücken von sehr großen Dimen-
sionen nicht die geringsten Fehler, so daß sehr
wohl die Konkurrenz anderer Fabriken, die
billigere, aber schlechtere Waren lieferten, das
Eingehen der Kelsterbacher Manufaktur herbei-
geführt haben könnte.

Um noch über das in der Kelsterbacher Manu-
faktur fabrizirte feinePorzellan etwas zu sagen, so
zeigte die in den erwähnten Inventaren angegebene
beträchtliche Anzahl von Formen dafür, daß die
Mannigfaltigkeit der hergestellten Sachen sehr

groß war, es geht aber zugleich aus der dabei an-
gegebenen Abschätzung des Vorrats hervor, daß
die Produktion infolge des geringen Absatzes,
der zur Einstellung dieser Branche führte, unver-
hältnismäßig gering gegenüber den aufgewandten
Mitteln gewesen ist. Kelsterbacher Porzellan
aus dieser ersten Fabrikationsperiode muß daher
ziemlich selten sein und so ist uns auch bisher
nur ein Stück davon bekannt geworden, welches
sich in Privatbesitz zu Frankfurt a/M. befand
und einen Flötenspieler darstellt; er ist gut
modellirt, einfach weiß und zeigte die Marke
aus 8 und I) mit der Krone darüber mit einem
Stempel in die Masse eingedrückt. Die von
Jacquemart*) gegebene kurze Beschreibung eines
ebenso, aber wohl mit aufgemalter Marke bezeich-
neten Stückes dürfte sich in Anbetracht der dabei
angegebenen Eigenschaften (poreslLius biss, ur-
gilsuss, louräs) auf ein Produkt der zweiten
Periode beziehen, da dieselben zu der in unserem
ersten Aufsatz mitgeteilten Charakteristik des
Lay'scheu Porzellans durch den Landgrafen recht
wohl passen würden. Daß dies jüngere Kelster-
bacher Porzellan noch rarer sein wird als das
frühere, ist wohl selbstverständlich.

*) läss msrvsillss äs la vsramiqns, t. Ill, x. 348.

Fig. 7. Faiencen von Kelsterbach.
 
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