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Lessing, Julius: Einfache Möbel der italienischen Renaissance
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0119
Von Julius Lessing.
109
gerechter Gestalt, die Pilaster tragen durchaus
den Holzcharakter, alle Glieder erscheinen als
Leistenwerk. Der llnterteil ist als Sockel be-
handelt, dessen Kvnsole die oberen Pilaster
tragen, die Füllung der Thüren, welche aus
Rahmenwerk und Füllung gebildet zu sein
scheint, ist in Wirklichkeit aus dem vollen
Brett gestochen, die an sich hübsche Arbeit steht
nicht anf der Höhe des Schrankes Fig. 1.
Die Truhe (Fig. 4), von den gewöhnlichen
sargartigen Abmessungen, ist ebenfalls aus ita-
lienischem, vom Alter fast schwarz gewordenen
Nußholz, sie stammt aus dem Apenninenstädtchen
Arezzo, wo sie gar nicht als marktfähig für
den Kunsthandel angesehen wurde. Sie gehört
in dic Mitte des 16. Jahrhundsrts und ist
fiir die Tischlerei sehr lehrreich dnrch die ge-
schickte Art, wie die aus der Architekturform ent-
lehnten kannelirten Pilaster zu schrägen Gerät-
füßen umgebildet sind, wie dic konstruktiven Leisten
gleichmäßig durchgehen und wie das geringe
Maß von Zierwerk dadnrch, daß es an den be-
zeichnenden Stellen der Pilaster angebracht ist,
doch hinreicht, um das Ganze geschmückt er-
scheinen zu lassen.
Der Stuhl (Fig. 3) ist Flvrentiner
Arbeit aus der Zeit um 1500 und gegen-
über den bekannten mit Schnitzerei über-
ladenen Typen wiederum durch schlichte Zweck-
angemessenheit der Form ausgezeichnet. Die
leichtgeschweifte, dnrchaus tischlermäßig behan-
delte Lehne bietet dem Schulterblatt vortreff-
liche Stützpunke; die schräggestellten verbun-
denen Brettfüße verbürgen vollkommene Stand-
festigkeit. Das mit sehr einfacher Einlage
verzierte Sitzbrett hat ein weichablaufendes,
sehr zweckmäßiges Profil.
Einige dieser Gruppe nahestehende Möbel
des Berliner Kunstgewerbe-Museumssollen noch
späterhin an dieser Stelle besprvchen werden.
Fi„. 4. Tnchc. Arezzo, Mittc 16. Zahry. (H. 0,6», Lg. 1,79.)
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gerechter Gestalt, die Pilaster tragen durchaus
den Holzcharakter, alle Glieder erscheinen als
Leistenwerk. Der llnterteil ist als Sockel be-
handelt, dessen Kvnsole die oberen Pilaster
tragen, die Füllung der Thüren, welche aus
Rahmenwerk und Füllung gebildet zu sein
scheint, ist in Wirklichkeit aus dem vollen
Brett gestochen, die an sich hübsche Arbeit steht
nicht anf der Höhe des Schrankes Fig. 1.
Die Truhe (Fig. 4), von den gewöhnlichen
sargartigen Abmessungen, ist ebenfalls aus ita-
lienischem, vom Alter fast schwarz gewordenen
Nußholz, sie stammt aus dem Apenninenstädtchen
Arezzo, wo sie gar nicht als marktfähig für
den Kunsthandel angesehen wurde. Sie gehört
in dic Mitte des 16. Jahrhundsrts und ist
fiir die Tischlerei sehr lehrreich dnrch die ge-
schickte Art, wie die aus der Architekturform ent-
lehnten kannelirten Pilaster zu schrägen Gerät-
füßen umgebildet sind, wie dic konstruktiven Leisten
gleichmäßig durchgehen und wie das geringe
Maß von Zierwerk dadnrch, daß es an den be-
zeichnenden Stellen der Pilaster angebracht ist,
doch hinreicht, um das Ganze geschmückt er-
scheinen zu lassen.
Der Stuhl (Fig. 3) ist Flvrentiner
Arbeit aus der Zeit um 1500 und gegen-
über den bekannten mit Schnitzerei über-
ladenen Typen wiederum durch schlichte Zweck-
angemessenheit der Form ausgezeichnet. Die
leichtgeschweifte, dnrchaus tischlermäßig behan-
delte Lehne bietet dem Schulterblatt vortreff-
liche Stützpunke; die schräggestellten verbun-
denen Brettfüße verbürgen vollkommene Stand-
festigkeit. Das mit sehr einfacher Einlage
verzierte Sitzbrett hat ein weichablaufendes,
sehr zweckmäßiges Profil.
Einige dieser Gruppe nahestehende Möbel
des Berliner Kunstgewerbe-Museumssollen noch
späterhin an dieser Stelle besprvchen werden.
Fi„. 4. Tnchc. Arezzo, Mittc 16. Zahry. (H. 0,6», Lg. 1,79.)