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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Gurlitt, Cornelius: Die Dresdner Ausstellung alter Zinnarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0048

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DIE DRESDNER AUSSTELLUNG ALTER ZINNARBEITEN.

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gotisirende Formen, obgleich sie um 1550 entstanden
sein dürfte. Auch sind noch in der Abteilung der
zweiten Felder Anklänge an jene Umgestaltung rund-
leibiger gotischer Gefässe in vieleckige zu finden, wie
sie eine andere in Gestalt und plastischer Verzierung
unzweifelhaft gotischer Zeit angehörige kleinereKanne
aus Zschille's Besitz noch thatsächlich aufweist. Auf
dem Bauche jener dritten Kanne sind kirchliche und
mythologische Gestalten in festen Linien, doch be-
reits in der Auffassung der Renaissance eingravirt.

Silber getriebenen Platten gefertigten figürlichen Dar-
stellungen verwendet, von welchen die Kunstgewerbe-
museen in Berlin und Dresden ganze Serien besitzen.
Dieselben werden zusammengehalten durch Messing-
bänder, deren Farbe sehr gut neben dem Blaugrau des
Zinnes steht. Am oberen Rande sind plastische Wappen
angebracht, um den Fuss legen sich Reliefornamente.
Mit den drei Kugelfüssen misst die Kanne gegen 47 cm
an Höhe. Das leider nicht ganz ausgeprägte Mono-
gramm zeigt zwischen zwei Stadtwappen ein W.

Dcckelkrug (Zsclülle-GrosseDkaiu). — Altarkanne (HauschilJ-Dresden.) — Prunksckale (Dr. Demiani-Leii>zig.)

Während diese älteren Gefässe fast nur in glat-
tem Guss hergestellt, massig profilirt, gravirt und
an einzelnen Profilen durch mit Stanzen einge-
schlagene Ornamente verziert sind, haben jene der
späteren Renaissance sich sehr geschickt dem Relief
zugewendet. Das städtische Museum zu Zittau be-
sitzt eine von der dortigen Maurerinnung stammende
Giesskanne, welche neben der Taufschale der Kirche
zu Joachimsthal in Böhmen wohl das schönste alte
und bekannte Erzeugnis darstellt Zum Sehmuck
der Wandungen ist eine Anzahl jener wohl noch in

Jene Reliefs waren sichtlich nicht Alleinbesitz
des Zittauer Meisters. Sie kehren wieder an einer
kleinen, mit Ausguss versehenen Kanne aus dem Be-
sitze des Architekten Hauschild in Dresden und an
der konisch geformten einstigen „Arrnensünder-
kanne" aus dem Museum des Vereins für Ge-
schichte Leipzigs. Man wird gut thun, die Ent-
stehungszeit der Zittauer Kanne nicht zu weit
zurück zu verlegen. Denn ihre Hauptformen wie-
derholen sich in einem dem Dresdner Architek-
teuverein gehörigen Kruge von 1666, dessen Her-
 
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