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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Rudolph Mayers Modelle für Ciseleure
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0063

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RUDOLPH MAYERS MODELLE FÜR CISELEURE.

MTT EINER TAFEL.

F. L. Der Notiz, welche wir unlängst (s. Bd. V,
1. d. Bl.) über die plastischen Vorlagen des Prof.
Kloucek brachten, freuen wir uns heute schon die
Ankündigung eines ähnlichen Unternehmens folgen
lassen zu können, welches ebenfalls einen bewährten
Meister der Kleinplastik zum Autor hat. Herr Prof.
Rud. Mayer, der nicht nur als langjähriger Leiter
der Ciselirfachklasse der königlichen Kunstgewerbe-
schule zu Stuttgart eine Reihe tüchtiger Künstler
aus seiner Schule hervorgehen sah, sondern auch
selbst durch die Werke, mit welchen er auf den
meisten Ausstellungen des letzten Jahrzehnts ver-
treten war, seinen Namen unter die ersten lebenden
Vertreter der Ciselirkunst und Kleinplastik einge-
reiht hat und der seit einigen Jahren seine Thätig-
keit mit gleichem Erfolg nach beiden Richtungen
nach Karlsruhe verlegt hat, tritt soeben mit einer
Folge von zehn Metallreliefs an die Öffentlichkeit,
welche bestimmt sind, als Vorlagen für den Unter-
richt im Ciseliren und wohl auch im Wachsmodel-
liren für den Metallguss Verwendung zu finden.
Wir mussten schon bei der eingangs erwähnten
Sammlung auf den Maugel hinweisen, der sich in
den Lehrmitteln gerade dieses Unterrichtszweiges
fühlbar macht und meist die Lehrer nötigt, plasti-
sche Vorlagen, die für ganz anderes Material und
in anderm Masstab erfunden waren, diesem Unter-
richt zu Grunde zu Wen. Um so freudiger be-
grüssen wir dies neue Unternehmen, welches von
einer Seite ausgeht, die mit den Bedürfnissen dieses
Lehrzweiges aufs engste vertraut ist. Die uns vor-
gelegten Originale sind über Wachsmodellen in
Bronze gegossen und mit eingehender Sorgfalt durch-
ciselirt; die Vervielfältigung in Galvanoplastik giebt
dieselben vollständig faksimile wieder. Jene Eigen-
schaften, welche wir bei allen Werken Rudolf
Mayers zu bewundern Gelegenheit hatten — eine
überaus geschmackvolle Behandlung der Form und
des Reliefs und eine fast bis an die Grenze des

Möglichen gehende Detaillirung in der Oberfläche-
behandlung — finden wir auch in diesen Vorlagen
wieder. Und wenn wir, um unserer Darstellung
nicht ganz die Schattentöne fehlen zu lassen, von
einem Mangel derselben sprechen sollen, so finden
wir ihn vielleicht in dieser etwas weit getriebenen
Detaillirung. Jedenfalls legt dieselbe dem Lehrer,
welcher diese Vorlagen benutzt, die Pflicht nahe,
darüber zu wachen, dass der Schüler über den un-
endlich zierlichen Einzelheiten nicht den Blick für
die Hauptsachen verliert.

In der Auswahl der Ornamente hat Herr Prof.
Mayer dafür gesorgt, dass die Schüler mit den
Hauptstilformen, deren Kenntnis unsere Zeit von
dem Metallarbeiter fordert, sich vertraut machen
kann. Die erste Tafel enthält neben einander Akau-
thusblätter in italienischer, deutscher und vlämischer
Stilform, die zweite die drei entsprechenden Ranken-
motive. Die dritte Tafel zeigt, wie die Renaissance,
das Barock und der Klassicismus die Akanthus-
ranke behandelt hat, während die vierte drei Orna-
mente in reinen Rokokoformen enthält. Die drei
folgenden Tafeln bringen ornamentale Flächen-
füllungen nach Holbein, Dürer und Hans Mielich,
die achte eine figürliche Komposition in Rokoko-
rahmen, während die beiden letzten Tafeln eine
naturalistische Pflanzenstudie und ein Jagdstück ent-
halten. Man sieht schon aus dieser Aufzählung,
dass die Mannigfaltigkeit der Motive auf die ver-
schiedensten Bedürfnisse Rücksicht nimmt. Und so
zweifeln wir denn auch nicht, dass die oben ge-
rülimten Vorzüge dieser neuen Vorbildersanitnlung,
deren Gesamtpreis in galvanischer Ablagerung 130 M
beträgt, unter den Lehrern und Schülern der deut-
schen Ciselirwerkstätten bald zahlreiche Freunde
werben werden.

Die beigegebenen Abbildungen zeigen die Mo-
delle in natürlicher Grösse.
 
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