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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Falke, Otto von: Die Ausstellung orientalischer Teppiche in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0014

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DIE AUSSTELLUNG ORIENTALISCHER TEPPICHE IN WIEN.

nirt. Auf der Ausstellung waren aus dem Kaukasus
ungefähr 15 verschiedene Industrieorte vertreten, deren
Produkte im Handel unter dem landläufigen Namen
„Daghestan" zusammengefasst werden. Diese am
kaspischen Meere gelegene Provinz kann aber nur
für die ciskaukasischen Teppiche als Hauptgebiet
angesehen werden. Ihre bekanntesten Erzeugnisse
sind die glatten Sumakhs, broschirte Gewebe, bei
welchen die Schussenden entweder an der Rückseite
kurz abgeschnitten werden oder lose herabhängen.

Teppiche mehr in der Farbenzusammenstellung von
rot, blau und grün liegt, als in eigenartigen Dessins.

In Indien ist die Knüpftechnik erst unter Kaiser
Akbar zu Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt
worden. Natürlich bildeten persische Exemplare die
Vorbilder, an manchen Orten wurden auch persische
Arbeiter berufen.

Da die vom South-Kensington-Museum einge-
sendeten modernen indischen Arbeiten zumeist die
alten Stücke des 16. und 17. Jahrhunderts aus Labore

Persischer Wollteppioh mit Gold- und Silberfäden. Ranken und Tiere, z. T. unter chinesischem Einfluss.
16. Jahrh. Eigentümer: Fürst Lobanow.

Die bessere Qualität der Sumakh stammt aus Der-
bent, die geringere aus Küre. Ähnliche Gewebe
sind die Arbeiten aus Verne und Sile. In Trans-
kaukasien sind die Hauptorte Schirwan und Kara-
bagh. Ersteres liefert auch Seidenteppiche.

Die kleinasiatischen Teppiche aus Giördes,
Uschak, Kula und anderen Orten, die nach dem
Ausfuhrhafen Smyrna genannt werden, waren am
unvollständigsten vertreten. Es ist auch nicht gut
möglich, hiervon ein genaues Bild zu geben, weil
in diesen Orten, die ausschließlich für Europa und
Amerika arbeiten, je nach Wunsch des Bestellers
türkische und persische Muster kopirt werden, so
dass das Kennzeichen der modernen anatolischen

imitiren, erscheint auch unter diesen persischer Ein-
fluss vorherrschend. Von den Südslaven sind nur
die bosnischen Gobelins und Teppiche aufgenommen
worden; es ist nicht wahrscheinlich, dass das Fehlen
der Bulgaren, Rumänen, Serben etc. sehr zu be-
dauern ist.

In der Abteilung der alten Teppiche wurden
diejenigen vereinigt, die 'ein Alter von mehr als
hundert Jahren haben. Dass diese Grenze streng
eingehalten war, kann man nicht mit Gewissheit be-
haupten; es waren namentlich unter den kleineren
Stücken, bei den anatolischen Gebetteppichen, gar
manche, die wohl nicht viel mehr als fünfzig Jahre auf
dem Rücken hatten. Man darf nicht vergessen, dass
 
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