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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Falke, Otto von: Die Ausstellung orientalischer Teppiche in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0015

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DIE AUSSTELLUNG ORIENTALISCHER TEPPICHE IN WIEN.



gerade diese kleineren Teppiche, die dem Muhame-
daner für seine täglichen Religionsübungen nötig
sind und ihn auf allen seinen Reisen begleiten, einer
beständigen Abnützung ausgesetzt sind. Dadurch
ist es erklärlich, dass auch ihre besten Qualitäten oft
schon nach einigen Jahrzehnten mehr gelitten haben
als die großen
Kunst- und Lu-
xusteppiche, die
in den Palästen
und Schatzkam-
mern orientali-
scher und euro-
päischer Fürsten
ein ziemlich, un-
gestörtes Dasein
führen konnten
und sich zuwei-
len fast unbe-
rührt vom 16.
Jahrhundert bis
auf unsere Tage
erhalten haben.
Obgleich die an-
tike Abteilung
nicht ganz 150
Nummern um-
fasste, giebt es
doch kaum eine
Kategorie alt-
asiatischer Tep-
piche, die
in einem
mehreren Exem-
plaren von guter,
oft erster Quali-
tät zur Anschau-
ung gebracht
worden wäre.
Das Zugstück
war der soge-
nannte Jagdtep-
pich, als Ge-
schenk Peters
des Großen in den Besitz des kaiserlichen Hauses
gekommen, das überhaupt nach Anzahl, Vollendung
und guter Erhaltung der Stücke an der Spitze aller
Aussteller stand. Der Jagdteppich ist in einer Länge
von 7 Metern und einer Breite von 3 Metern ganz
in Seide geknüpft und stellenweise mit Gold und
Silber durchwirkt. Dargestellt sind auf lachsrotem,

nicht
oder

I

Persischer Wollteppieh. Naturalistische Waldlandschaft mit Vögeln auf rotem Grund.
16.—17. Jahrh. Eigentümer: K. k. Handelsmuseum.

blumenbesäetem Grunde zahlreiche Jäger zu Pferde
und zu Fuß in der Verfolgung des verschiedensten
Wildes vom Löwen bis zum Hasen. In der Mitte
und den Ecken finden sich chinesische Drachen, in
der dunkelroten Bordüre geflügelte Genien. Wegen
Tracht und Typus der Jäger hat man an turkestani-
_____________________________ sehe Arbeiter ge-
dacht, wo in der
That sichKhotan
seit Jahrhunder-
ten gerade durch
Seidenteppiche
ausgezeichnet
hat. Die chine-
sischen Elemente
würden nicht
gegen Persien
sprechen, denn
sie sind seit dem
Mittelalter der
persischen Orna-
mentik durchaus
geläufig. In auf-
fallender Menge
waren die gleich-
falls in Seide mit
Gold und Silber
ausgeführten so-
genannten Polen-
teppiche aufge-
taucht. Ihr Ran-
kenornament ist
zwar das persi-
sche, lässt aber
etwas europäi-
schen Einfluss in
der Anordnung
erkennen; doch
aber nicht genug,
um sie wirklich
mit der noch sehr
unsicher beglau-
bigten Industrie
in Polen in Ver-
bindung zu bringen. Man wird wohl eher an
Arbeiten der Türkei zu denken haben. Die höchste
Blüte des persischen Knüpfteppichs in Wolle be-
zeichnete ein Teppich des Fürsten Lobanow. An
Feinheit des Gewebes, Sicherheit und Schönheit der
Zeichnung, durch die tadellos reine Ausführung der
zierlichsten Ranken, Arabesken, Inschriften

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