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WANDLEUCHTER AUS DEM MERKANTIL-AMTSGEBÄUDE IN BOZEN.
Sälen des Merkantil-Amtsgebäudes in Bozen noch
gegenwärtig ihrem Zwecke dienenden Stücke in erste
Reihe zu stellen. Der große Verhandlungssaal allein
biro-t 12 doppelarmige Wandleuchter mit dahinter
gesetzten Spiegeln, deren Umrahmung vollste Beach-
künstleriscker Seite als Leistungen von
gleicher
tuns verdient. Diese letztere — 92—94 hoch
ist
bei glücklicher Anlage meisterhaft geschnitzt, ver-
goldet und abgesehen von den Zufälligkeiten, wie
sie die manuelle Herstellung unvermeidlich mit sich
bringt, an allen Stücken vollständig gleich, der Schliff
der Spiegel dagegen (venezianische Arbeit), was die
mittlere Figur betrifft, jedesmal verschieden. In
Tiefschnitt auf der Rückseite
des Glases hergestellt und
nachher gleich der ganzen
Fläche belegt, so dass die
Zeichnung von vorne gesehen
matt und reliefartig erhaben
erscheint, zeigt der Schliff des
auf der beigehefteten Tafel
wiedergegebenen Beispieles,
Diana mit Bogen und Pfeilen
bewaffnet. Die übrigen Stücke
enthalten an gleichliegender
Stelle männliche und weibliche
Gestalten der Mythologie.
Die zur Aufnahme der
Kerzen bestimmten Arme ent-
springen aus in Kupfer getrie-
benem, vergoldetem Blattwerk
und endigen in Rosetten, die
dem Hauptanteile nach aus
Holz geschnitzt sind und ein
wiederum in Metall getriebe-
nes Perigon aufweisen.
Einfachere aber deshalb
noch nicht interesselose Muster
ähnlichen Wandschmuckes bie-
ten die nach gleichfalls in Holz
geschnitzten und vergoldeten Arbeiten der Samm-
lung des Herrn Direktor Hans Karnauth in Bozen
hergestellten Abbildungen im Texte. (Vergl. S. 53.)
Was die zwei weiteren Wandleuchter im Merkantil-
hause betrifft, so ist zu bemerken, dass beide, den
eigentlichen Arm nicht mit in Rechnung gezogen,
in der Höhe 49 cm messen, in Kupfer getrieben,
stark versilbert sind, und obgleich zeitlich sehr ver-
schieden nichtsdestoweniger nach technischer
Spiegelrälimcheu,
im Besitze des Herrn Karnauth, Faehschuldirektor
in Bozen. Im Original 17,4 cm hoch.
Vollendung gleiches Interesse erheischen.
Allerdings trägt im Vergleich zu der klaren
Zeichnung des anderen Stückes das der späteren
Rokokozeit entstammende bei flüchtiger Beschauung
ein sozusagen krauses Gepräge, das aber bei prü-
fender Betrachtung dem Erkennen einer Idee mit
einer Unzahl lustiger, geradezu reifender Einzelheiten
Raum giebt.
Nach dem Gesagten wäre es vielleicht am rich-
tigen Orte, auch über die Provenienz der besprochenen
Gegenstände des näheren zu bringen. Doch das
hat unter den waltenden
Umständen seine eigene Be-
wandtnis.
Das Merkantil-Amtshaus
in Bozen, ein imposanter Bau
•aus dem Anfange des vorigen
Jahrhunderts (1717 vollendet),
der, nebenbei bemerkt, noch
so manche wertvolle Dinge
enthält, die ihrer ersten Ver-
öffentlichung harren und auf
die zurückzukommen der Ver-
fasser später Gelegenheit zu
finden hofft, war, wie der
Name sagt, Sitz einer handels-
gerichtichen Instanz. Hat auch
Bozen, durch natürliche Ver-
hältnisse dazu berufen, auf
dem Verkehrswege zwischen
Deutschland und Italien eine
Art Knotenpunkt zu bilden,
einen deutschen Charakter und
vielleicht gerade des an seine
Mauern brandenden Welsch-
tums halber ihn niemals ver-
leugnet, so konnte doch sein
Handelsamt in, vielen Fällen
des Gebrauchs der welschen Sprache wohl entraten.
Folgerichtig ist auch ein großer Teil der jetzt dem
Archiv der Handels- und Gewerbekammer einver-
leibten älteren Urkunden des Merkantilamtes ita-
lienisch und ihre Zahl so erschreckend groß, dass
es mangels anderer Anhaltspunkte vorläufig dem
Zufalle überlassen bleiben möge, bestimmte Angaben
über den Ursprung der mitgeteilten Wandleuchter
wie zu Tage zu fördern.
F. PA UKERT.
WANDLEUCHTER AUS DEM MERKANTIL-AMTSGEBÄUDE IN BOZEN.
Sälen des Merkantil-Amtsgebäudes in Bozen noch
gegenwärtig ihrem Zwecke dienenden Stücke in erste
Reihe zu stellen. Der große Verhandlungssaal allein
biro-t 12 doppelarmige Wandleuchter mit dahinter
gesetzten Spiegeln, deren Umrahmung vollste Beach-
künstleriscker Seite als Leistungen von
gleicher
tuns verdient. Diese letztere — 92—94 hoch
ist
bei glücklicher Anlage meisterhaft geschnitzt, ver-
goldet und abgesehen von den Zufälligkeiten, wie
sie die manuelle Herstellung unvermeidlich mit sich
bringt, an allen Stücken vollständig gleich, der Schliff
der Spiegel dagegen (venezianische Arbeit), was die
mittlere Figur betrifft, jedesmal verschieden. In
Tiefschnitt auf der Rückseite
des Glases hergestellt und
nachher gleich der ganzen
Fläche belegt, so dass die
Zeichnung von vorne gesehen
matt und reliefartig erhaben
erscheint, zeigt der Schliff des
auf der beigehefteten Tafel
wiedergegebenen Beispieles,
Diana mit Bogen und Pfeilen
bewaffnet. Die übrigen Stücke
enthalten an gleichliegender
Stelle männliche und weibliche
Gestalten der Mythologie.
Die zur Aufnahme der
Kerzen bestimmten Arme ent-
springen aus in Kupfer getrie-
benem, vergoldetem Blattwerk
und endigen in Rosetten, die
dem Hauptanteile nach aus
Holz geschnitzt sind und ein
wiederum in Metall getriebe-
nes Perigon aufweisen.
Einfachere aber deshalb
noch nicht interesselose Muster
ähnlichen Wandschmuckes bie-
ten die nach gleichfalls in Holz
geschnitzten und vergoldeten Arbeiten der Samm-
lung des Herrn Direktor Hans Karnauth in Bozen
hergestellten Abbildungen im Texte. (Vergl. S. 53.)
Was die zwei weiteren Wandleuchter im Merkantil-
hause betrifft, so ist zu bemerken, dass beide, den
eigentlichen Arm nicht mit in Rechnung gezogen,
in der Höhe 49 cm messen, in Kupfer getrieben,
stark versilbert sind, und obgleich zeitlich sehr ver-
schieden nichtsdestoweniger nach technischer
Spiegelrälimcheu,
im Besitze des Herrn Karnauth, Faehschuldirektor
in Bozen. Im Original 17,4 cm hoch.
Vollendung gleiches Interesse erheischen.
Allerdings trägt im Vergleich zu der klaren
Zeichnung des anderen Stückes das der späteren
Rokokozeit entstammende bei flüchtiger Beschauung
ein sozusagen krauses Gepräge, das aber bei prü-
fender Betrachtung dem Erkennen einer Idee mit
einer Unzahl lustiger, geradezu reifender Einzelheiten
Raum giebt.
Nach dem Gesagten wäre es vielleicht am rich-
tigen Orte, auch über die Provenienz der besprochenen
Gegenstände des näheren zu bringen. Doch das
hat unter den waltenden
Umständen seine eigene Be-
wandtnis.
Das Merkantil-Amtshaus
in Bozen, ein imposanter Bau
•aus dem Anfange des vorigen
Jahrhunderts (1717 vollendet),
der, nebenbei bemerkt, noch
so manche wertvolle Dinge
enthält, die ihrer ersten Ver-
öffentlichung harren und auf
die zurückzukommen der Ver-
fasser später Gelegenheit zu
finden hofft, war, wie der
Name sagt, Sitz einer handels-
gerichtichen Instanz. Hat auch
Bozen, durch natürliche Ver-
hältnisse dazu berufen, auf
dem Verkehrswege zwischen
Deutschland und Italien eine
Art Knotenpunkt zu bilden,
einen deutschen Charakter und
vielleicht gerade des an seine
Mauern brandenden Welsch-
tums halber ihn niemals ver-
leugnet, so konnte doch sein
Handelsamt in, vielen Fällen
des Gebrauchs der welschen Sprache wohl entraten.
Folgerichtig ist auch ein großer Teil der jetzt dem
Archiv der Handels- und Gewerbekammer einver-
leibten älteren Urkunden des Merkantilamtes ita-
lienisch und ihre Zahl so erschreckend groß, dass
es mangels anderer Anhaltspunkte vorläufig dem
Zufalle überlassen bleiben möge, bestimmte Angaben
über den Ursprung der mitgeteilten Wandleuchter
wie zu Tage zu fördern.
F. PA UKERT.