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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Spanische Eisenarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0074

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SPANISCHE EISENARBEITEN.

57

M

wendet. Der Riegel, den wir hierbei abbilden und
der von einem der genannten Abschlussgitter her-
rührt, ist ausschließlich
in Meißelarbeit herge-
stellt. Der Kopf des
Engels ist aus dem
Vollen herausgemei-
ßelt und dabei von einer Weichheit, die an
italienische Skulpturen der Frührenaissance
erinnert (vergl. die getreue Abbildung S. 65),
überhaupt ist dieser ganze Riegel, ein Meister-
werk der Meißeltechnik aus einem einzigen
Stück Eisen herausgehauen; nur das obere
Querstück, welches in der Abbildung gekürzt
gegeben ist und das dazu diente, den Riegel
beim Offnen der großen Gitterflügel bei Seite
zu schieben — ist besonders geschmiedet und
angesetzt.

Dienten die Gitter innerhalb der Kirchen
zum Abschluss und Schutz, so boten diesen
an Kirchen Palästen und Wohnhäusern die
eisenbeschlagenen Thüren. Sobald man erst
dazu kam, eine Holzthür zur Erhöhung der
Sicherheit mit Eisen zu beschlagen, lag die
Ausgestaltung dieser Beschläge nach der
künstlerischen Seite hin nahe. Seit dem frühen
Mittelalter finden wir denn auch zunächst an
den Kirch thüren derartige reich verzierte Be-
schläge. In Frankreich und Deutschland be-
tonte man dabei.meist das Band, welches die
Thür mit den Pforten verband und ent-
wickelte daran Ranken und Zweige mit Blüten
oder andere ornamentale Formen. Eigenartig
finden wir bisweilen in Italien den Beschlag
aus spitzen Nägeln und Knöpfen, mit denen
die Thüren in einer Art Musterung über und
über bedeckt sind und es wirklich fast un-
möglich machen, die Thür einzuschlagen oder
einzurennen. Noch beliebter war diese Art
der Verzierung in Spanien: hier wurden diese
Nägelköpfe in reichster Weise ausgebildet, in
allen Größen treffen wir sie, ja zuletzt werden
sie zum reinen Ornament, wachsen zu kolos-
saler Größe an und verlieren den Charakter
als Nägel vollständig, werden einfacher Be-
schlag.

Vielfach bildet den Mittelpunkt dieses
Thürschmuckes je nach der Größe der Thür-
klopfer oder Griff. Ist auch seine eigentliche
Heimat Italien, wo er und zwar in der Bronze-

Riegel,

Eisen geschnitten.

technik seine höchste Ausbildung erlangt hat, Sevilla um 1550.

so dürfen doch auch die spanischen Arbeiten als
höchst beachtenswerte Erzeugnisse der Kleinkunst

angesehen werden.
Ein ganz hervor-
ragendes Stück dieser
Art besitzt seit kur-
zem das Kunstgewer-
bemuseum zu Köln (ein zweites
Exemplar ist in Privatbesitz über-
gegangen). Die beigegebene Ab-
bildung überhebt uns der nähe-
ren Beschreibung. Der Schild in
der Mitte, sehr geschickt in die
umrahmenden Bügel eingefügt,
zeigt das Wappen des Don Pero
Lasso von Sevilla, von dessen
Palast die Klopfer jedenfalls stam-
men. Dieses Wappen, wie der
Löwenkopf, an dem der Klopfer
beweglich hängt, und die Medusen-
maske am unteren Ende sind in
Eisen getrieben und mit Platten
unterlegt; alle übrigen Teile mit
dem Hammer, Meißel und Feile
bearbeitet. Das Stück bezeichnet
in dieser derben und etwas groben
Technik ohne Zweifel die Höhe
der Vollendung und des Könnens
der spanischen Kleinkunst auf
diesem Gebiet und vermeidet es in höchst
geschickter Weise, der Technik zu viel zuzu-
muten. Von einer Thür mag wohl auch der
schöne gotische Beschlag stammen, der als
Kopfleiste auf S. 55 steht.

Was wir an den Thüren der Kirchen
und Paläste, im großen Maßstab finden, das
begegnet uns an dem Hausrat, den Möbeln
im kleinen. Bekannt sind die reich ver-
goldeten Eisenbeschläge, welche die Vorder-
seiten der spanischen Schreibkabinette der
sogenannten bargueila, in Menge zieren,
meist im Charakter oder unter dem Einfluss
orientalischer Arbeiten. Aber auch ganze
Möbel aus Eisen kommen vor, namentlich
für kirchliche Zwecke, Messpulte und Ker-
zenträger — diese zu erlangen werden aber
für unsere Museen wohl fromme Wünsche
bleiben.

A. P.
 
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