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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Neue Vorlagenwerke für das Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0097

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NEUE VORLAGEN WERKE FÜR DAS KUNSTHAND WERK.

hafter Weise hat der Herausgeber diese Skizzen in
Federzeichnung wiedergegeben. Zahlreiche Blätter
sind den Mappen von Koch und Kips entlehnt,
deren Originale bei den früheren Ausstellungen des
Berliner Kunstgewerbemuseums immer das Er-
staunen und Entzücken aller Besucher erregten.
Mit geradezu unheimlicher Energie und stupender
Beobachtungsgabe ist hier der Natur zu Leibe ge-
gangen, man glaubt manchmal Zeichnungen eines
Japaners vor sich zu haben und sicher ist das
Studium japanischer Zeichnungen nicht ohne Ein-
fluss auf jene Künstler gewesen. Die Natur in
allen ihren Reichen ist herangezogen, alles was da
kreucht, fleugt, schwimmt und wächst, ja, auch die
unbelebte Natur ist herangezogen. Die Details des
Seeadlers (nach Seliger) und die einzelnen Pflanzen
können trotz der malerischen Auffassung in jedem
Lehrbuche der Naturgeschichte Platz finden. Auch
Skizzen von Geräten mit Details sind aufgenommen,
eine Violine in allen möglichen Ansichten und
Details und zwei Blatt mit Ackergeräten; gerade
die Wiedergabe derartiger Geräte in größerer Zahl,
die der Zeichner nicht immer gleich zur Hand und
vor Augen hat, dürfte dem Werk weite Verbreitung
sichern. Dazu wird hoffentlich auch der beispiel-
los billige Preis beitragen, falls der Herausgeber für
richtigen Vertrieb auf buchhändlerischem Wege
sorgt. Namentlich in Schulen möchte man diese
Blätter sehen — nickt zum Nachzeichnen —■ sondern
als Studienmaterial, um zum Sehen und Skizziren
nach der Natur im gleichen Sinne anzuregen.

Der „Häuslichen Kunst"1) ist ein neues Unter-
nehmen der unermüdlichen Frau Frieda Lipperheide
gewidmet. Dasselbe will die Kunst im Hause för-
dern durch Wort und Vorbild und zieht somit alle
die Zweige der „Liebhaberkünste" in seinen Bereich,
deren Ausübung sich die mehr oder minder geschick-
ten Hände unserer Damen bemächtigt haben. Allein
fünfzehn Arten Malerei auf den verschiedensten
Stoffen und mit den verschiedensten Materialien
sollen wir nach der „Ankündigung" kennen lernen,
selbst der Siegellack und der Rauch werden verar-
beitet. Aber auch geschnitten, gravirt, vergoldet,
geätzt, gesägt, genagelt, bossirt wird von Damen-
händen, ja Eisen wird verarbeitet, nur — gekocht
und geschneidert nicht, was manchem jungen Mäd-
chen viel nützlicher wäre! Jedenfalls verspricht das
erste Heft in der gewohnten hübschen Ausstattung
des Lipperheideschen Verlags ein brauchbares und
nützliches Büchlein.

Übrigens enthält das neue Unternehmen unge-
fähr dasselbe, was das treffliche Werk des Seemann -
schen Verlags von Franz Sales Meyer2) die Lieb-
haberkünste nun eben in dritter Auflage darbietet,
verständige Pflege häuslicher Kunst unter Darbie-
tung guter Vorbilder.3) Die ganz ungewöhnliche
Verbreitung, die dieses Buch in kurzer Zeit erfahren
hat, spricht am besten dafür, wie brauchbar es ist.

1) Iläusliclie Kunst. Von Frieda Lipperheide. 9 Lief,
a 50 Pfennig, gr. 8». Berlin, 1891.

2) Fr. Sales Meyer, die Liebhaberkünste.

3) Vorbilder für häusliche Kunst. Herausgegeben von
F. S. Meyer. 72 Tafeln in Mappe. Preis 7.50 M.

Jit

Fig. 2. Detail einer Stuckdecke aus Würzburg.* Eokoko. (Zu Seite 70.)
 
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