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DER KUNSTGEWERBLICHE GESCHMACK IN ENGLAND.
nossen, vortragen. Im Gegensatz gegen die Natu-
ralisten suchen sie alles, was sie malen, dekorativ
(im besten Sinne des Wortes) zu gestalten. Ihre
Idealfiguren, oft altertümlich gezeichnet, stehen auf
dichtgefülltem Hintergrunde, gelegentlich auf Gold-
grund; das Beiwerk und die Umrahmung werden
mit Ornamenten oder Figuren ausgeziert; gern schafft
man ganze Cyklen oder Serien solcher Gemälde;
setti und Burne Jones, den Vorkämpfern der figür-
lichen Malerei, der umfassende Walter Crane, der
geniale Musterzeichner William Morris und De Mor-
gan, jetzt der bedeutendste Schöpfer englischer Flie-
sen. Auch Monumentalmaler wie Sir Frederic Leigh-
ton oder E. J. Poynter, welche nicht eigentlich dem
engeren Kreise angehören, entziehen sich dem Ein-
flüsse dieser Schule nicht.
Typisch vor allem ist Walter
Crane, der ja auch bei uns durch
seine Kinderbücher bekannt ist.
1845 zu Liverpool als Sohn eines
Malers geboren, als Holzschneider
ausgebildet und aus Not früh für
die Praxis und den Erwerb
thätig, hat er seinen eigenen
kernigen Illustrationsstil ge-
schaffen, mit den energischen Um-
rissen und den schlichten, fröh-
lichen Farben; populär in den
Kinderbüchern, höchst geistvoll
in seinen übrigen Illustrationen,
welche ernst oder witzig oft in
reizvoll antikisirendem Stil eine
Fülle figurlicher und ornamentaler
Halle mit Treppe.
man sucht gleichsam einen Ersatz für die Monumen-
talmalerei, der man in England bislang wenig Raum
geboten hatte. Diese Künstler, oft zugleich Dichter
und universell gebildet, haben nach und nach auch
Glasfenster, Mosaiken, Illustrationen und schließlich
das ganze Gebiet der dekorativen Künste in ihr Be-
reich gezogen; unmittelbar aus ihrem Kreise sind
die einflussreichsten Führer des heutigen englischen
Kunstgewerbes hervorgegangen, neben Dante Ro-
Erfindungen bieten, z. B. die
Werke „Mrs. Mundi at home"
oder „Echoes from Homer" u. a.,
die bei uns zu wenig bekannt
sind. Daneben aber ist Walter
Crane einer der thätigsten und
originellsten Zeichner für die
Tapetenindustrie und hat als Er-
finder oder eigenhändig auch für
Fliesen, Metall und andere Ge-
werbe geschaffen, alles mit stau-
nenswertem Verständnis für den
jeweiligen Stoff. So hat er beson-
ders das Musterzeichnen wieder
zu Ehren gebracht; denn er will
durchaus alle Künste als gleich-
wertig fassen. Als einmal ein
wohlwollender Festredner bei einem Künstlermahl
die minderen Talente damit hatte trösten wollen,
dass ja nicht ein jeder zur hohen Kunst berufen sei,
dass sie aber in den dekorativen Künsten Brot
finden könnten, ist er in einem prächtigen Artikel
im Art Journal (1881 p. 227) für die Einheit aller
bildenden Künste eingetreten, wie sie bei den Grie-
chen geherrscht habe; bei ihnen sei jedes Kunst-
werk dekorativ (d. h. monumental) gewesen; es sei
DER KUNSTGEWERBLICHE GESCHMACK IN ENGLAND.
nossen, vortragen. Im Gegensatz gegen die Natu-
ralisten suchen sie alles, was sie malen, dekorativ
(im besten Sinne des Wortes) zu gestalten. Ihre
Idealfiguren, oft altertümlich gezeichnet, stehen auf
dichtgefülltem Hintergrunde, gelegentlich auf Gold-
grund; das Beiwerk und die Umrahmung werden
mit Ornamenten oder Figuren ausgeziert; gern schafft
man ganze Cyklen oder Serien solcher Gemälde;
setti und Burne Jones, den Vorkämpfern der figür-
lichen Malerei, der umfassende Walter Crane, der
geniale Musterzeichner William Morris und De Mor-
gan, jetzt der bedeutendste Schöpfer englischer Flie-
sen. Auch Monumentalmaler wie Sir Frederic Leigh-
ton oder E. J. Poynter, welche nicht eigentlich dem
engeren Kreise angehören, entziehen sich dem Ein-
flüsse dieser Schule nicht.
Typisch vor allem ist Walter
Crane, der ja auch bei uns durch
seine Kinderbücher bekannt ist.
1845 zu Liverpool als Sohn eines
Malers geboren, als Holzschneider
ausgebildet und aus Not früh für
die Praxis und den Erwerb
thätig, hat er seinen eigenen
kernigen Illustrationsstil ge-
schaffen, mit den energischen Um-
rissen und den schlichten, fröh-
lichen Farben; populär in den
Kinderbüchern, höchst geistvoll
in seinen übrigen Illustrationen,
welche ernst oder witzig oft in
reizvoll antikisirendem Stil eine
Fülle figurlicher und ornamentaler
Halle mit Treppe.
man sucht gleichsam einen Ersatz für die Monumen-
talmalerei, der man in England bislang wenig Raum
geboten hatte. Diese Künstler, oft zugleich Dichter
und universell gebildet, haben nach und nach auch
Glasfenster, Mosaiken, Illustrationen und schließlich
das ganze Gebiet der dekorativen Künste in ihr Be-
reich gezogen; unmittelbar aus ihrem Kreise sind
die einflussreichsten Führer des heutigen englischen
Kunstgewerbes hervorgegangen, neben Dante Ro-
Erfindungen bieten, z. B. die
Werke „Mrs. Mundi at home"
oder „Echoes from Homer" u. a.,
die bei uns zu wenig bekannt
sind. Daneben aber ist Walter
Crane einer der thätigsten und
originellsten Zeichner für die
Tapetenindustrie und hat als Er-
finder oder eigenhändig auch für
Fliesen, Metall und andere Ge-
werbe geschaffen, alles mit stau-
nenswertem Verständnis für den
jeweiligen Stoff. So hat er beson-
ders das Musterzeichnen wieder
zu Ehren gebracht; denn er will
durchaus alle Künste als gleich-
wertig fassen. Als einmal ein
wohlwollender Festredner bei einem Künstlermahl
die minderen Talente damit hatte trösten wollen,
dass ja nicht ein jeder zur hohen Kunst berufen sei,
dass sie aber in den dekorativen Künsten Brot
finden könnten, ist er in einem prächtigen Artikel
im Art Journal (1881 p. 227) für die Einheit aller
bildenden Künste eingetreten, wie sie bei den Grie-
chen geherrscht habe; bei ihnen sei jedes Kunst-
werk dekorativ (d. h. monumental) gewesen; es sei