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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Jessen, Peter: Der kunstgewerbliche Geschmack in England, [1] : die moderne Reform; die Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0130

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DER KÜNSTGEWERBLICHE GESCHMACK IN ENGLAND.

und daher mit einem Kamin ausgestattet sein muss.
Mit der Hall wird möglichst malerisch die Treppe
verbunden, welche bequem sein soll, ohne zuviel
Raum zu kosten, und daher fast immer einarmig
ist, nicht etwa eine monumentale Wirkung anstrebt.
Hie und da öffnet sich oben wohl eine Galerie gegen
die Diele. Das Speisezimmer darf etwas schwerer
im Gesamtton gehalten sein, mit Ledertapete und
stets mit Lederstühlen; in einfacheren Hänsern, wo
es zugleich als Wohnraum dient, dringt man auch

möglichst hell, am liebsten weiß gestrichen; die
Betten sind aus Metall, die Vorhänge und der sel-
tene Betthimmel möglichst glatt und schlicht aus
Kattun; die einzelnen Möbel werden wir noch später
besprechen.

Diese Grundsätze bleiben auch dann möglichst
gewahrt, wenn der Architekt nicht den bevorzugten
gotisirenden oder „Queen Anne"-Stil, sondern eine
andere Stuart wählt, in denen die verschiedensten
Versuche gemacht worden sind. Man findet lehr-

Wolinzimmer im Stil des 18. Jahrhunderts. (Areh. Holland & Sons.)

hier auf Wohnlichkeit. Die Bibliothek, im beschei-
denen Hause entbehrlich, ist mit Schränken oder
Regalen besetzt, welche durch mancherlei malerische
Borten und Ecken für bunte Gefäße u. a. unterbrochen
sind. Die Wohnzimmer sollen vorwiegend heiter und
licht dekorirt werden; hier herrscht die größte Mannig-
faltigkeit, je nach Geschmack und Interessen der
Bewohner. Auf die geräumigen Schlafzimmer sind
natürlich die Vorschriften der Hygiene am sorgfäl-
tigsten angewendet worden; die Wände sind meist
mit Wandschränken statt der Täfelung versehen und

reiche Aufschlüsse in den Aufnahmen mehrerer
englischer Photographen, besonders der Firma Bed-
ford, Lernere &.Co., London W. G, 147 Strand, deren
Blätter bei uns mehr gekannt sein sollten; unsere
Abbildungen beruhen meist auf diesen Aufnahmen.
Man wird unter den verschiedenen Stilformen den-
selben Geist, entdecken: sowohl in dem Wohnzimmer
aus Chelsea, Old Swan house, erfunden von dem
Meister R.Norman Shaw und in dem schönen Renais-
saucekamin aus Weybridge, wie in dem Versuche,
den Klassicismus des 18. Jahrhunderts zu beleben
 
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