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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Heiden, Max: Moderne Kirchenstoffe und Stickereien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0148

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MODERNE KIRCHENSTOFFE UND STICKEREIEN.

Hervorragend in Bezug auf Raumeinteilung,
Muster und Technik waren außerdem die vom Hen-
riettenstift ausgestellten Antependien für die Garten-
kirche und für die
Pauluskirche in Han-
nover. Das letztere,
vom Maler Mittag da-
selbst entworfen, ist
eine von den wenigen
ausgestellten Altarbe-
kleidungen gewesen,
in denen der Plattstich
als Verzierungsart ge-
wählt war. Auf rotem

Seidendamastgrunde
mit dem bekannten
Hirschmuster, bilde-
ten die Hauptfüllung
drei Figuren: ein seg-
nender Christus in
einer Kreuzform ste-
hend, zu beiden Seiten
Johannes der Täufer
und der Apostel Pau-
lus. Bibelsprüche,
Rosen, Lilien- und
Weinzweige füllen die
übrigen Teile des
Grundes. Die Be-
handlung der Figuren,
die Art der Stilisirung
in den Zweigen in

halbnaturalistisch er
Weise: alles dies ent-
sprach durchaus den
Anforderungen, den
die Technik und der
Zweck an ein solches
Stück stellen.

Eine eigenartige
Betonung der Mitte
führte uns Architekt
Linnemann ausFrank-
furt a/M. in zwei An-
tependien, der Gna-
denkirche in Hanno-
ver gehörig, vor. Die

Mittelfüllungen beider Stücke, eine mit der Dar-
stellung der neuen Gartenkirche in einem Schiff,
die andere mit dem guten Hirten, der das Lamm
aus den Dornen holt, erscheinen als Spitzbogen.

Der Grund ist hier mit stilisirten Löwen, dort mit

Vögeln und entsprechenden Borten abgeschlossen.

Außer dem Henriettenstift hatten sich noch an

der Berliner Ausstel-
lung aus Hannover
mit guten Arbeiten
beteiligt: die Firmen
Gebrüder Stoffregen
und Franz Reinecke.
Allen hannoverschen
Stücken gebührt An-
erkennung wegen des
Strebens nach Viel-
seitigkeit in Muster
und Technik.

Mit vielen Arbei-
ten war die Berliner
Werkstatt Bessert -
Nettelbeck vertreten.
Durch jahrelanges
Studium hat sich
diese Firma beson-
ders die alte Technik
der Aufnäharbeit und
der Goldstickerei zu
eigen gemacht: in
allen von derselben
ausgeführten Arbei-
ten wird das mit alten
Vorbildern vertraute
Auge immer wieder
daher stammende
neue Feinheiten ent-
decken. Nirgends be-
gegnet man modernen
ungeübten Versuchen.
Ein gutes Bei-
spiel, sich die Tech-
nik der Aufnäharbeit
zu erleichtern, bietet
das in Abb. 5 dar-
gestellte rote Tuch-
antependiuin, nach
eigenem Entwurf der
Werkstatt. Die Grund-
formen des Musters
sind aus einer auf-
genähten gewebten Goldborte gebildet und nur die
Füllungen dazwischen, Rosetten aus Rosen und
Lilien, sowie der Christuskopf und die Symbole der
Evangelisten sind farbig gestickt und aufgenäht.

Kg. 7. Kaselkreuz aus Oliva, verkleinert aus Heiden, Motive Tafel 208.
 
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