KLEINE MITTEILUNGEN.
123
welche die Arbeiten hervorragender Fachleute auszuführen
verstehen, und nicht zuletzt den tüchtigen Handwerksmeister.
Es wäre sehr gut, und in Preußen ist der Anfang gemacht,
in den großen Städten, wo es sich darum handelt, das Kunst-
handwerk lebensfähig zu erhalten und die kleineren Meister
in ihrer Selbständigkeit zu schützen, solche Schulen, wie die
unserige, einzurichten, dann bedürfte man nur weniger
Kunstgewerbeschulen, welche die höchsten Ziele verfolgen;
in jedem Lande (vielleicht Provinz — D. Red.) dürfte eine
genügen. Diesen wären dann die hervor-
ragendsten Talente aus den kunstgewerb-
lichen Fachschulen zuzuführen, die dort
mit Unterstützung des Staates zur höch-
sten Meisterschaft gebracht würden.
= Fr. Düsseldorf. Kunststickereischule.
Seit Jahresfrist besitzt Düsseldorf in Ver-
bindung mit den reichhaltigen Textil-
sammlungen des Centralgewerbcvereins
eine Kunststickereischule, welche bestrebt
ist, die für Rheinland und Westfalen für
die Bezeichnung der Wäsche erforderliche
Zahl an tüchtigen Weißstickerinnen her-
anzubilden und in zweijährigem und ganz-
tägigem Unterricht talentirten Stickerinnen
in den verschiedenen technischen Verfahren
der Kunststickerei gründlich zu unterweisen,
damit für die weiblichen Gewerbeschulen
und für die heimischen Stickereigeschäfte
die nötigen Lehrkräfte und Leiterinnen zu
beschaffen sind. Daneben ist auch in stun-
denweisem Unterricht den Damen der Stadt
und der Umgebung Gelegenheit gegeben,
irgend eine beliebige Arbeitsart zu erlernen
oder unter Leitung der Lehrkräfte irgend
eine Arbeit auszuführen. Die Mittel für
die Kosten der Schule werden, soweit Schul-
geld und die anderen Einnahmen nicht
reichen, von einem Vereine beschafft, an
dessen Spitze Ihre königliche Hoheit, die
Frau Fürstin zu Wied als Ehrenpräsidentin
steht. Einflussreiche Damen der Düssel-
dorfer Gesellschaft sind bemüht, die Mittel
zu vermehren und die Thätigkeit und Wirk-
samkeit der Schule zu entwickeln und zu
vermitteln. Mitglied ist, wer einmal 50Mk.
oder jährlich 10 Mark zahlt. Die Mitglie-
der haben Dienstags und Freitags (August
und September ausgenommen) von 3—6 Uhr
nachmittags Anspruch auf mündlichen, je-
derzeit auf schriftlichen Rat in Bezug auf
Ausführung von Stickereien, auch werden
zu den Selbstkosten Zeichnungen, Arbeits-
material u. s. w. den Mitgliedern beschafft.
Der Verein hat nach Ablauf des ersten
Jahres 178 Mitglieder, welche an einmaligen Beiträgen 9100
Mark, an jährlichen Beiträgen 90 Mark gezahlt haben. Auch
ist der Verein bereits im Besitze einer Stiftung von 576 Mark.
Die Kunststickereischule wurde am ]. April v. J. mit zehn
Jahresschülerinnen eröffnet, welche im ersten Kursus in der
Holbeintechnik, dem gleichseitigen italienischen Kreuzstich,
dem Wiener Kreuzstich, dem Doppelplattstich und in der ein-
fachen Weißstickerei unterrichtet wurden. Die sechs tüch-
tigsten Schülerinnen wurden zum zweijährigen Unterricht zu-
gelassen, welcher unter der Bedingung unentgeltlich erteilt
Seitenansicht des Ofenschirms
von Seite 122.
wird, dass die Schülerinnen auch die vollen zwei Jahre in der
Anstalt bleiben. Im zwreiten Kursus wurde der Unterricht in
der Herstellung von Flachknoten, von Mekrame in den ver-
schiedenen Arten der Leinwandstickerei und der Durchbruch-
arbeit (punto tirato und punto tagliato) unterrichtet. Im dritten
Kursus fand der Unterricht in der arabischen Stickerei, der
Janinatechnik, der spanischen Stickerei, den persischen Klar-
werkarbeiten, dem Kettenstich statt. Der Unterricht ist an
Werktagen täglich von 9—12 und 1—4 Uhr. Von diesen
30 Stunden wöchentlich entfallen 30 Stun-
den auf den Unterricht im Sticken, G Stun-
den auf den Unterricht im Zeichnen. Der
Zeichenunterricht beschränkt sich auf Un-
terweisungen, welche im engsten Zusam-
menhang mit der Stickerei stehen und
zwar sowohl im geometrischen wie im
Freihandzeichen. Im zweiten Jahrgang
findet der Unterricht in den Aufnäh-
arbeiten, im gleichseitigen chinesischen
Plattstich in der Nadelmalerei und in
den verschiedenen Arten der Goldstickerei
statt. Das Zeichnen des zweiten Jahrganges
beginnt bereits mit dem Zeichnen nach
alten Originalstickereien. Vom zweiton
Jahre ab, das am 1. April begann, ist aulier
dem bisherigen Programm auch noch ein
ganzjähriger Kursus in der Weißstickerei
eingerichtet.
Karlsruhe. Das Kunstgewerbemuseum
in Karlsruhe hat wieder für einige Zeit
eine neue Austeilung angeordnet, welche
sich in zwei Gruppen gliedern soll. Die
erste besteht aus einer hochinteressanten
über 200 Nummern zählenden Sammlung
koptischer Textilerzeugnisse, die dem 3. bis
S. Jhdt. entstammen und in den altchrist-
lichen Begräbnisstätten Oberägyptens auf-
gefunden wurden. Diese prächtigen Gobe-
linwirkereien und Purpurstickereien der
spätrömischen und frühbyzantinischen
Kunstepoche haben sich nach ihrem andert-
halbtausendj ährigen Bestehen in einer
wunderbaren Frische, insbesondere in Be-
zug auf ihre Farbe, erhalten. Sie bilden
einen Teil der umfangreichen Textilsamm-
lung, welche das Kunstgewerbemuseum
aus dem Nachlasso des f Bildhauers J. Krauth
in Frankfurt a./M. erworben hat. — Die
zweite Gruppe umfasst die aus der letzt-
jährigen Karlsruher Fächerausstellung her-
vorgegangene Publikation des badischen
Kunstgewerbevereins, welche im Verlage
von Gerlach & Schenk erschienen, nunmehr
ihren Absehluss gefunden hat. Dieses ge-
lungene Prachtwerk enthält in 72 Tafeln eine Auswahl der
besten Arbeiten der alten und modernen Abteilung jener Aus-
stellung, die hierdurch zugleich einen dauernden Wert er-
halten hat. Die Wiedergabe der einzelnen Blätter in Helio-
gravüre Kupfer- und Lichtdruck ist eine vorzügliche, ebenso
die der Illustrationen des umfangreichen Textes, der die ver-
schiedenen Techniken und Stilrichtungen in trefflicher Weise
eingehend erläutert. Die beiliegende Abbildung eines Fächer-
entwurfs von Herrn. Götz ist ebenfalls in die eben erwähnte
Publikation aufgenommen.
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welche die Arbeiten hervorragender Fachleute auszuführen
verstehen, und nicht zuletzt den tüchtigen Handwerksmeister.
Es wäre sehr gut, und in Preußen ist der Anfang gemacht,
in den großen Städten, wo es sich darum handelt, das Kunst-
handwerk lebensfähig zu erhalten und die kleineren Meister
in ihrer Selbständigkeit zu schützen, solche Schulen, wie die
unserige, einzurichten, dann bedürfte man nur weniger
Kunstgewerbeschulen, welche die höchsten Ziele verfolgen;
in jedem Lande (vielleicht Provinz — D. Red.) dürfte eine
genügen. Diesen wären dann die hervor-
ragendsten Talente aus den kunstgewerb-
lichen Fachschulen zuzuführen, die dort
mit Unterstützung des Staates zur höch-
sten Meisterschaft gebracht würden.
= Fr. Düsseldorf. Kunststickereischule.
Seit Jahresfrist besitzt Düsseldorf in Ver-
bindung mit den reichhaltigen Textil-
sammlungen des Centralgewerbcvereins
eine Kunststickereischule, welche bestrebt
ist, die für Rheinland und Westfalen für
die Bezeichnung der Wäsche erforderliche
Zahl an tüchtigen Weißstickerinnen her-
anzubilden und in zweijährigem und ganz-
tägigem Unterricht talentirten Stickerinnen
in den verschiedenen technischen Verfahren
der Kunststickerei gründlich zu unterweisen,
damit für die weiblichen Gewerbeschulen
und für die heimischen Stickereigeschäfte
die nötigen Lehrkräfte und Leiterinnen zu
beschaffen sind. Daneben ist auch in stun-
denweisem Unterricht den Damen der Stadt
und der Umgebung Gelegenheit gegeben,
irgend eine beliebige Arbeitsart zu erlernen
oder unter Leitung der Lehrkräfte irgend
eine Arbeit auszuführen. Die Mittel für
die Kosten der Schule werden, soweit Schul-
geld und die anderen Einnahmen nicht
reichen, von einem Vereine beschafft, an
dessen Spitze Ihre königliche Hoheit, die
Frau Fürstin zu Wied als Ehrenpräsidentin
steht. Einflussreiche Damen der Düssel-
dorfer Gesellschaft sind bemüht, die Mittel
zu vermehren und die Thätigkeit und Wirk-
samkeit der Schule zu entwickeln und zu
vermitteln. Mitglied ist, wer einmal 50Mk.
oder jährlich 10 Mark zahlt. Die Mitglie-
der haben Dienstags und Freitags (August
und September ausgenommen) von 3—6 Uhr
nachmittags Anspruch auf mündlichen, je-
derzeit auf schriftlichen Rat in Bezug auf
Ausführung von Stickereien, auch werden
zu den Selbstkosten Zeichnungen, Arbeits-
material u. s. w. den Mitgliedern beschafft.
Der Verein hat nach Ablauf des ersten
Jahres 178 Mitglieder, welche an einmaligen Beiträgen 9100
Mark, an jährlichen Beiträgen 90 Mark gezahlt haben. Auch
ist der Verein bereits im Besitze einer Stiftung von 576 Mark.
Die Kunststickereischule wurde am ]. April v. J. mit zehn
Jahresschülerinnen eröffnet, welche im ersten Kursus in der
Holbeintechnik, dem gleichseitigen italienischen Kreuzstich,
dem Wiener Kreuzstich, dem Doppelplattstich und in der ein-
fachen Weißstickerei unterrichtet wurden. Die sechs tüch-
tigsten Schülerinnen wurden zum zweijährigen Unterricht zu-
gelassen, welcher unter der Bedingung unentgeltlich erteilt
Seitenansicht des Ofenschirms
von Seite 122.
wird, dass die Schülerinnen auch die vollen zwei Jahre in der
Anstalt bleiben. Im zwreiten Kursus wurde der Unterricht in
der Herstellung von Flachknoten, von Mekrame in den ver-
schiedenen Arten der Leinwandstickerei und der Durchbruch-
arbeit (punto tirato und punto tagliato) unterrichtet. Im dritten
Kursus fand der Unterricht in der arabischen Stickerei, der
Janinatechnik, der spanischen Stickerei, den persischen Klar-
werkarbeiten, dem Kettenstich statt. Der Unterricht ist an
Werktagen täglich von 9—12 und 1—4 Uhr. Von diesen
30 Stunden wöchentlich entfallen 30 Stun-
den auf den Unterricht im Sticken, G Stun-
den auf den Unterricht im Zeichnen. Der
Zeichenunterricht beschränkt sich auf Un-
terweisungen, welche im engsten Zusam-
menhang mit der Stickerei stehen und
zwar sowohl im geometrischen wie im
Freihandzeichen. Im zweiten Jahrgang
findet der Unterricht in den Aufnäh-
arbeiten, im gleichseitigen chinesischen
Plattstich in der Nadelmalerei und in
den verschiedenen Arten der Goldstickerei
statt. Das Zeichnen des zweiten Jahrganges
beginnt bereits mit dem Zeichnen nach
alten Originalstickereien. Vom zweiton
Jahre ab, das am 1. April begann, ist aulier
dem bisherigen Programm auch noch ein
ganzjähriger Kursus in der Weißstickerei
eingerichtet.
Karlsruhe. Das Kunstgewerbemuseum
in Karlsruhe hat wieder für einige Zeit
eine neue Austeilung angeordnet, welche
sich in zwei Gruppen gliedern soll. Die
erste besteht aus einer hochinteressanten
über 200 Nummern zählenden Sammlung
koptischer Textilerzeugnisse, die dem 3. bis
S. Jhdt. entstammen und in den altchrist-
lichen Begräbnisstätten Oberägyptens auf-
gefunden wurden. Diese prächtigen Gobe-
linwirkereien und Purpurstickereien der
spätrömischen und frühbyzantinischen
Kunstepoche haben sich nach ihrem andert-
halbtausendj ährigen Bestehen in einer
wunderbaren Frische, insbesondere in Be-
zug auf ihre Farbe, erhalten. Sie bilden
einen Teil der umfangreichen Textilsamm-
lung, welche das Kunstgewerbemuseum
aus dem Nachlasso des f Bildhauers J. Krauth
in Frankfurt a./M. erworben hat. — Die
zweite Gruppe umfasst die aus der letzt-
jährigen Karlsruher Fächerausstellung her-
vorgegangene Publikation des badischen
Kunstgewerbevereins, welche im Verlage
von Gerlach & Schenk erschienen, nunmehr
ihren Absehluss gefunden hat. Dieses ge-
lungene Prachtwerk enthält in 72 Tafeln eine Auswahl der
besten Arbeiten der alten und modernen Abteilung jener Aus-
stellung, die hierdurch zugleich einen dauernden Wert er-
halten hat. Die Wiedergabe der einzelnen Blätter in Helio-
gravüre Kupfer- und Lichtdruck ist eine vorzügliche, ebenso
die der Illustrationen des umfangreichen Textes, der die ver-
schiedenen Techniken und Stilrichtungen in trefflicher Weise
eingehend erläutert. Die beiliegende Abbildung eines Fächer-
entwurfs von Herrn. Götz ist ebenfalls in die eben erwähnte
Publikation aufgenommen.