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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0154

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KLEINE MITTEILUNGEN.

PorxeUamkcmne im Kunstgewerbemuseum zu Berlin.
Fassung Silber, vergoldet. Dieses sehr zierliche, 0,18m hohe
Gefäß ist eines der seltenen Beispiele einer in Europa ge-
fassten Porzellanarbeit, welche noch in das 16. Jahrhundert
gehört. Im 17. Jahrhundert wird die Einfuhr orientalischen
Porzellans häufig, und die Kostbarkeit des Materials veran-
lasst nicht selten einereiche Fassung, für welche im 17. Jahr-
hundert Silber, im 18. Jahrhundert innerhalb der französischen
Kunst Bronze beliebt ist. Im Mittelalter gehört Porzellan
zu den Kostbarkeiten, welche den Halbedelsteinen gleich-
geachtet und demgemäß künstlerisch behandelt werden. Im
16. Jahrhundert nach Erschließung des Seeweges nach Indien
sind die Stücke orientalischen Porzellans ihrer Herkunft nach
bekannt aber immerhin noch selten und hoch geschätzt. Man
bezog sie über Indien und nennt sie in Frankreich noch bis
zum heutigen Tage porcelain des Indes. Hierbei blieb es
gleichgültig, ob die Stücke aus China
oder Japan stammten, zumeist darf man
wohl chinesische Herkunft annehmen.
Ob man in Indien selbst Porzellan an-
gefertigt hat, ist bekanntlich bis heute
noch streitig. Sicher dagegen ist es, dass
man in Persien wenigstens vom IG. Jahr-
hundert an Porzellan nach chinesischen
Vorbildern gearbeitet hat. Die Ware
unterscheidet sich durch schwerere
Masse, ein schwärzliches Blau und eine
dickflüssige Glasur von den eleganteren
und technisch vollendeteren Vorbildern,
aber grade ihre Mängel geben ihr einen
gewissen malerischenReiz. Inden großen,
im 17. Jahrhundert angelegten Porzellan-
kammern unserer Schlösser pflegen die
persischen Stücke nach alter Weise zwi-
schen den chinesischen und japanesi-
schen zu stehen. Unsere Kanne weist
durch die erwähnten technischen Kenn-
zeichen und durch die Form nach Vorder-
asien hin. Die Form allein wäre nicht
beweisend, da China vielfach für den Export nach indischen
und persischen Modellen — so wie später nach europäischen —
gearbeitet hat. Die Kanne bat die Form, welche wir bei per-
sischen Geräten auch in Glas und Metall als Gusskanne für
Rosenwasser kennen. Sehr eigentümlich ist die obere Mündung
in Form eines sechseckigen Sternes. Kannen gleicher Form
und Herkunft befinden sich übrigens im Schlosse Monbijou
und im Palais des Prinzen Albrecht in Berlin. Die Fassung
ist von zierlichster Silberarbeit und sicher datirbar. Sie trägt
den Stempel E von Erfurt und das Meisterzeichen G. B. des
Georg Berger welcher in Erfurt 1560 — 1577 arbeitete und
Obermeister der Innung war. Die Bügel durch Scharniere
verbunden geben den nötigen Halt für den Henkel und den
Deckel, welcher sich der sechs strahligen Gestalt der Mündung
anschließt. Der Ring am unteren Teile des Halses besteht
suis zierlichen Rankenwerk, über und unter der Tülle er-
weitert sich der Beschlag zu i'eichem Rollwerk mit einer
weiblichen Halbfigur, auch am Griffe des Deckels ist ein
weibliches Köpfchen angebracht. Die farbige Wirkung des
lichtenGoldes auf dem weiß-blonden Porzellan ist sehr reizvoll.

Das Stück war in einer Privatsammlung und ist erst
vor wenigen Jahren für das Museum erworben.

J. L.

rorzellankanne mit Silbermontirung im Kunst
gewerbemuseum zu Berlin.

AUKTIONEN.
P. Köln. Die Auktion Hammer. Das waren heiße Tage,
heiß im Freien, heiß im Auktionslokal, heiß der Kampf,
wenigstens um einzelne Objekte. Mit den Waffen fing der
Tanz an: sie bildeten den ganzen Bestand dieser Gruppe in
der Sammlung. Im allgemeinen wurde gut bezahlt; nament-
lich da ein Kölner sich zum Waffensammler emporschwang
und vor allem Krupp größere Ankäufe machte. Das inter-
essanteste Stück, Nr. 982 ein kleines kannenartiges Gerät
mit gotischer Inschrift ging dem Germanischen Museum
für 1382 M. leider verloren und wird wohl nach Wien wan-
dern. Im ganzen sind für die Waffen ca. 55000 M. gelöst.
Amüsanter war die Versteigerung der V. Serie der kunstge-
werblichen Gegenstände. Die schwedischen und norwegischen
Museen wollten sich ihre vaterländischen Erzeugnisse nicht
entgehen lassen. Abgesehen von erheblichen Bewilligungen
seitens des Staats waren bedeutende
Stiftungen von Privatem gemacht. So
konnten denn die Direktoren der be-
treffenden Museen frisch, frei, fröhlich
losbieten, und es kam ihnen auf etliche
hundert Kronen nicht an, zumal auch
auf diesem Gebiet der Wettstreit zwi-
schen den Schweden und Norwegern oft
lebhaft entbrannte. So wanderten denn
zahlreiche Fayencen, femer Gläser, Me-
tallarbeiten, Mobilien zurück nach
Schweden, was man ja im Interesse der
Erhaltung vaterländischer Kunstdenk-
mäler nur freudig begrüßen kann. Wir
Kölner fluchen ja auch, wenn man uns
unsere schönen Schränke und Schnitzer-
eien ins Ausland holt! Die deutschen
Museen waren nur schwach vertreten:
es ist eben im allgemeinen für sie auf
Auktionen nur dann zu kaufen, wenn
man tapfer aushält und scharf aufpasst.
Die Erfahrung lehrte auch hier wieder,
dass gute Sachen gut bezahlt werden,
an ihnen nichts zu verlieren ist und überhaupt nichts ver-
schenkt wird. Dafür sorgt schon Vater Lempertz. Gut, zum
Teil hoch wurden bezahlt die schwedischen Fayencen, da sich
viele Museen, namentlich die Schweden, bei dieser Gelegen-
heit des Besitzes versicherten; wobei übrigens zu beachten,
dass in künftigen Auktionen noch mehr kommen werden. Um
die beiden sogenannten Böttcherteller, in Wirklichkeit Bay-
reuther Fabrikat, wohl die besten keramischen Arbeiten der
Sammlung, entspann sich ein lebhafter Kampf zwischen
Museen und Händlern, wobei Hamburg und Köln in fried-
lichem Verein Sieger blieben und die Beute teilten. Un-
erhört hoch ging das Silber weg: zum zwanzigfachen
Wert des Materials! Die schöne Gobelinserie ging für 9650
M. nach Paris. Summa der Gesamteinnahme über 202,000
M. Hammer und Lempertz können zufrieden sein; jeden-
falls hat der Erfolg ihre Erwartungen übertroffen. Einige
Hauptpreise mögen hier genannt sein: Nr. 338/39 Ansbachcr
Teller 800 M. (Hamburg-Köln), Nr. 723 Silbergarnitur 9000 M.
(Privat., Köln), Nr. 771 Liller Rokokokanne 1200 M. (Hamburg),
Nr. 1117 Wandteppiche 9650 M. (Paris), Nr. 1118 Wand-
teppiche 3200 M. (?), Nr. 1190 Rokokoschrank 950 M. Nr. 1192
Danziger Schrank 1090 M., Nr. 1201 Barocktisch 705 M., Nr.
1212 Mobiliar Louis XVI1090 M.. Nr. 1249 Wanduhr 1600 M.

Herausgeber: Arthur Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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