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KLEINE MITTEILUNGEN.
sehr reich an Material; der Katalog verzeichnet 253 Aus-
steller, zum großen Teile sind es kleinere Werkstätten, die
sich beteiligt haben, während die Großindustrie sich auf ein-
zelne Prunkstücke beschränkt. Die „Frankf. Zeitg." bemerkt
dazu: Die Ausstellung ist zu umfangreich für die Enge der
Räume, die den Ausstellern zur Verfügung standen. 114
Kojen sind zu Wohn- und Küchenräumen eingerichtet, außer-
dem sind zahlreiche Kollektivausstellungen von Spezialitäten
der Möbelindustrie veranstaltet worden. Die großen Glanz-
und Prachtstücke sind in der Minderzahl gegenüber jenen
Einrichtungen, die dem Bedürfnis eines Bürgertums von mitt-
lerer Kaufkraft dienen. So weit man jetzt schon in der un-
fertigen Ausstellung ein Urteil gewinnen kann, ist ein ach-
tungsgebietendes Maß technischen Könnens erreicht. Neben
der Neigung zu echtem und mehr noch falschem dekora-
tivem Prunk, erscheint das Bestreben vorherrschend, sich
ziemlich ängstlich an vorhandene Stilformen zu halten. Der
Anschluss an die Renaissance (vlämische, deutsche Frühre-
naissance) wird festgehalten, aber zu überwuchern scheint
der Modegeschmack von Rokoko und manchmal artet er in
Kunstspielerei aus. Die Freude an der Imitation japanischen
Stils ist im Schwinden begriffen. Mehrere Prachtstücke der
Ausstellung erregen ganz besonders die Schaulust der Be-
sucher ; so ein Bibliotheksaal der Firma J. C. Pfäff (Eichen-
holz mit Polisandervertäfelungen Kaufpreis 30000 M.) das
Arbeitszimmer des Kaisers auf der Yacht „Kaiseradler" in
Ahorn mit Rosenholzeinlage, hergestellt von der Firma Otto
Völcker, Friedrieh Thierichens Herrenzimmer in deutscher
Frührenaissance, Prächtels Salon (Shippendalestil, Amaranth
mit Intarsien), J. Groschkus Gartensalon (Stil Louis XV.),
Ferd. Vogts Schlafzimmer in Olivenholz nach Danziger Mo-
tiven, 0. & R. Fahnkoivs üppige Landwohnung einer Schau-
spielerin, Siebert & Aschenbachs Erkerausbau in Zimmer-
gotik u. s. w.
St. Berlin. Das Museum für deutsche Volkstrachten und
Erzeugnisse des Hausgeieerbes in der Klosterstraße hat sich
das Ziel gesteckt, die deutschen Volkstrachten sowohl wie
die mannigfachen Erzeugnisse des häuslichen Gewerbefleißes,
welche in unserer alles nivellirenden und mit Fabrikerzeug-
nissen überschwemmenden Zeit immer mehr aus dem Ge-
brauche des Volkes verschwinden, vor dem gänzlichen Unter-
gange zu bewahren. Man muss staunen, wie in der kurzen
Zeit seit 1889 aus kleinen Anfängen sich das Museum zu
einer reichhaltigen Sammlung, welche in den ihr zugewie-
senen Räumen kaum noch Platz haben, entwickelt hat. Die
geplante Ausstellung eines deutschen Dorfes mit Häusern
aus allen Teilen des Reichs auf der Weltausstellung in Chi-
cago, für welche Dr. Ulrich Jahn sich thätig zeigt, wird
hoffentlich dem Museum neue Schätze zuführen. Vollstän-
dige Bauernstuben finden sich aus Elsass und dem Spreewald,
Modelle von Häusern aus dem Schwarzwalde und aus West-
falen; reichhaltige Trachtensammlungen aus allen Teilen des
Reichs. Zur Unterstützung des Museums hat sich ein ,,Verein
für Volkskunde" gebildet, der sich hauptsächlich die Auf-
gabe gestellt hat, den wissenschaftlichen Ausbau der Volks-
kunde zu betreiben und einen Mittelpunkt der deutschen
Forscher und Sammler für das Volksleben und dessen Ge-
schichte zu bilden. (Post.)
Auf der Buchgewerblichen Ausstellung in Amsterdam
erregen die ausgestellten Bucheinbände mannigfaches In-
teresse. Der Gesamteindruck ist vorteilhaft, wenn auch viele
Aussteller nur kopirt haben und zwar ziemlich verständnis-
los. Manchmal werden auf einem Einband Stempel ver-
schiedener Jahrhunderte vereinigt. Stilgefühl und Farben-
sinn findet man häufig noch sehr unentwickelt. Im einzelnen
sind zu rühmen: die Leistungen von F. J. V. van den Eeuvel
im Haag, insbesondere zwei große Bände mit Lederauflage,
Stempel- und Bogendruck, ausgezeichnet durch gute Farben-
wahl und glückliche Zeichnung. Ferner einige Proben des
Handvergolders J. A. Loeber jr. in Leiden z. B. einen roten
Ecrase-Saffianband mit Fächervergoldung in der Art du
Senils und die Nachahmung eines alten Bändchens mit
Rollendruck, ein Quartband von blauem Kalbleder mit go-
tischen Vergoldungen, der ohne Stempel nur mit Bogensatz
hergestellt ist, und ein persischer Koranband. Die Firma
Bühel & Denck, in Leipzig, deren Geschäftsgebiet sich über
die ganze Welt erstreckt, hat eine reiche Sammlung tadel-
loser Pressdrucke und zwei Meisterstücke der Handarbeit
ausgestellt. Ein juchtenroter Saffianband gehört zu dem
Besten, was die Ausstellung bietet. Bemerkenswert ist eine
hübsche Holzdecke mit Kerbschnittverzierung von einem
Amsterdamer Bildhauer W. A. G. van der Kinderen; vorzüg-
liche Pressarbeiten sandte J. F. Giltay in Dordrecht, gute
sind von Stokking <# van Lith und Wed. Anderson & Zoon
in Amsterdam ausgestellt. In der französischen Abteilung
findet man die berühmte Firma Gruel db Engelmann in
Paris, die durchweg mustergültige Nachbildungen alter Bände
eingesandt hat. Dagegen nichts Modernes. G. L. van Langen-
huizen in Amsterdam hat verschiedene kirchliche Einbände,
meist marmorirt und mit Messingbeschlag, vorgeführt; ein
„Glanzpunkt" der Ausstellung ist der Schaukasten von
G. B. Brom in Utrecht, wo Gold- und Silberarbeiten für
das Buchgewerbe, Missales mit silbernen und vergoldeten
Deckeln mit Edelsteinen verziert, prangen.
(Allg. Anz. f. Buchbindereien.)
In Paris ist am 1. August die Ausstellung der Arts
de la femme eröffnet worden. Sie steht unter der Leitung
von Herrn Marius Vachon und umfasst alle 'die Kunstzweige,
die mit der Frau in Berührung stehen, und zwar zeigt sie
nicht nur, was gegenwärtig, sondern auch was ehedem ge-
leistet wurde. Es sind nicht etwa bloß Handfertigkeitsar-
beiten, die dort zu sehen sind; das Programm ist vielmehr
eher zu weit als zu eng gefasst. Alles, was dazu dient, den
Reiz des ewig Weiblichen zu erhöhen und ins helle Licht
zu setzen, findet sich dort vereinigt. Unter anderem finden
sich in dieser merkwürdigen Schaustellung eine Reihe von
Dioramen, die die Wandelungen, die die Pariserin seit 1790
durchgemacht hat, dem Beschauer vorführen.
ZU DEN TAFELN.
-x. Dem vorliegenden Hefte ist eine Tafel mit Darstel-
lungen aus dem Kunstgewerbemuseum zu Karlsruhe beige-
geben, einen Beschlag aus verzinntem Schmiedeeisen und
eine aus Nussbaum geschnitzte Stuhllehne. Die Zeichnungen
rühren von Schülern der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe
her. — Ferner geben wir die Abbildung der Decke zu der
im vorigen Hefte publizirten Ehrenadresse für Direktor Bauter
in Ehrenfeld. Die Decke ist auf Grund orientalischer Muster
vom Buchbindermeister Adam in Düsseldorf entworfen und
ausgeführt. — Ein Seitenstück zu der Intarsia aus Bozen,
die das vorige Heft aufwies, ist der beigelegte Farbendruck,
eine Füllung von einer Truhe, die sich im Besitz des Herrn
Direktors Karnauth in Bozen befindet. — Die vierte beige-
legte Tafel, einen Ehrenschild aus dem Bismarckmuseum
darstellend, ist auf S. 143 erwähnt.
Herausgeber: Artlmr Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
sehr reich an Material; der Katalog verzeichnet 253 Aus-
steller, zum großen Teile sind es kleinere Werkstätten, die
sich beteiligt haben, während die Großindustrie sich auf ein-
zelne Prunkstücke beschränkt. Die „Frankf. Zeitg." bemerkt
dazu: Die Ausstellung ist zu umfangreich für die Enge der
Räume, die den Ausstellern zur Verfügung standen. 114
Kojen sind zu Wohn- und Küchenräumen eingerichtet, außer-
dem sind zahlreiche Kollektivausstellungen von Spezialitäten
der Möbelindustrie veranstaltet worden. Die großen Glanz-
und Prachtstücke sind in der Minderzahl gegenüber jenen
Einrichtungen, die dem Bedürfnis eines Bürgertums von mitt-
lerer Kaufkraft dienen. So weit man jetzt schon in der un-
fertigen Ausstellung ein Urteil gewinnen kann, ist ein ach-
tungsgebietendes Maß technischen Könnens erreicht. Neben
der Neigung zu echtem und mehr noch falschem dekora-
tivem Prunk, erscheint das Bestreben vorherrschend, sich
ziemlich ängstlich an vorhandene Stilformen zu halten. Der
Anschluss an die Renaissance (vlämische, deutsche Frühre-
naissance) wird festgehalten, aber zu überwuchern scheint
der Modegeschmack von Rokoko und manchmal artet er in
Kunstspielerei aus. Die Freude an der Imitation japanischen
Stils ist im Schwinden begriffen. Mehrere Prachtstücke der
Ausstellung erregen ganz besonders die Schaulust der Be-
sucher ; so ein Bibliotheksaal der Firma J. C. Pfäff (Eichen-
holz mit Polisandervertäfelungen Kaufpreis 30000 M.) das
Arbeitszimmer des Kaisers auf der Yacht „Kaiseradler" in
Ahorn mit Rosenholzeinlage, hergestellt von der Firma Otto
Völcker, Friedrieh Thierichens Herrenzimmer in deutscher
Frührenaissance, Prächtels Salon (Shippendalestil, Amaranth
mit Intarsien), J. Groschkus Gartensalon (Stil Louis XV.),
Ferd. Vogts Schlafzimmer in Olivenholz nach Danziger Mo-
tiven, 0. & R. Fahnkoivs üppige Landwohnung einer Schau-
spielerin, Siebert & Aschenbachs Erkerausbau in Zimmer-
gotik u. s. w.
St. Berlin. Das Museum für deutsche Volkstrachten und
Erzeugnisse des Hausgeieerbes in der Klosterstraße hat sich
das Ziel gesteckt, die deutschen Volkstrachten sowohl wie
die mannigfachen Erzeugnisse des häuslichen Gewerbefleißes,
welche in unserer alles nivellirenden und mit Fabrikerzeug-
nissen überschwemmenden Zeit immer mehr aus dem Ge-
brauche des Volkes verschwinden, vor dem gänzlichen Unter-
gange zu bewahren. Man muss staunen, wie in der kurzen
Zeit seit 1889 aus kleinen Anfängen sich das Museum zu
einer reichhaltigen Sammlung, welche in den ihr zugewie-
senen Räumen kaum noch Platz haben, entwickelt hat. Die
geplante Ausstellung eines deutschen Dorfes mit Häusern
aus allen Teilen des Reichs auf der Weltausstellung in Chi-
cago, für welche Dr. Ulrich Jahn sich thätig zeigt, wird
hoffentlich dem Museum neue Schätze zuführen. Vollstän-
dige Bauernstuben finden sich aus Elsass und dem Spreewald,
Modelle von Häusern aus dem Schwarzwalde und aus West-
falen; reichhaltige Trachtensammlungen aus allen Teilen des
Reichs. Zur Unterstützung des Museums hat sich ein ,,Verein
für Volkskunde" gebildet, der sich hauptsächlich die Auf-
gabe gestellt hat, den wissenschaftlichen Ausbau der Volks-
kunde zu betreiben und einen Mittelpunkt der deutschen
Forscher und Sammler für das Volksleben und dessen Ge-
schichte zu bilden. (Post.)
Auf der Buchgewerblichen Ausstellung in Amsterdam
erregen die ausgestellten Bucheinbände mannigfaches In-
teresse. Der Gesamteindruck ist vorteilhaft, wenn auch viele
Aussteller nur kopirt haben und zwar ziemlich verständnis-
los. Manchmal werden auf einem Einband Stempel ver-
schiedener Jahrhunderte vereinigt. Stilgefühl und Farben-
sinn findet man häufig noch sehr unentwickelt. Im einzelnen
sind zu rühmen: die Leistungen von F. J. V. van den Eeuvel
im Haag, insbesondere zwei große Bände mit Lederauflage,
Stempel- und Bogendruck, ausgezeichnet durch gute Farben-
wahl und glückliche Zeichnung. Ferner einige Proben des
Handvergolders J. A. Loeber jr. in Leiden z. B. einen roten
Ecrase-Saffianband mit Fächervergoldung in der Art du
Senils und die Nachahmung eines alten Bändchens mit
Rollendruck, ein Quartband von blauem Kalbleder mit go-
tischen Vergoldungen, der ohne Stempel nur mit Bogensatz
hergestellt ist, und ein persischer Koranband. Die Firma
Bühel & Denck, in Leipzig, deren Geschäftsgebiet sich über
die ganze Welt erstreckt, hat eine reiche Sammlung tadel-
loser Pressdrucke und zwei Meisterstücke der Handarbeit
ausgestellt. Ein juchtenroter Saffianband gehört zu dem
Besten, was die Ausstellung bietet. Bemerkenswert ist eine
hübsche Holzdecke mit Kerbschnittverzierung von einem
Amsterdamer Bildhauer W. A. G. van der Kinderen; vorzüg-
liche Pressarbeiten sandte J. F. Giltay in Dordrecht, gute
sind von Stokking <# van Lith und Wed. Anderson & Zoon
in Amsterdam ausgestellt. In der französischen Abteilung
findet man die berühmte Firma Gruel db Engelmann in
Paris, die durchweg mustergültige Nachbildungen alter Bände
eingesandt hat. Dagegen nichts Modernes. G. L. van Langen-
huizen in Amsterdam hat verschiedene kirchliche Einbände,
meist marmorirt und mit Messingbeschlag, vorgeführt; ein
„Glanzpunkt" der Ausstellung ist der Schaukasten von
G. B. Brom in Utrecht, wo Gold- und Silberarbeiten für
das Buchgewerbe, Missales mit silbernen und vergoldeten
Deckeln mit Edelsteinen verziert, prangen.
(Allg. Anz. f. Buchbindereien.)
In Paris ist am 1. August die Ausstellung der Arts
de la femme eröffnet worden. Sie steht unter der Leitung
von Herrn Marius Vachon und umfasst alle 'die Kunstzweige,
die mit der Frau in Berührung stehen, und zwar zeigt sie
nicht nur, was gegenwärtig, sondern auch was ehedem ge-
leistet wurde. Es sind nicht etwa bloß Handfertigkeitsar-
beiten, die dort zu sehen sind; das Programm ist vielmehr
eher zu weit als zu eng gefasst. Alles, was dazu dient, den
Reiz des ewig Weiblichen zu erhöhen und ins helle Licht
zu setzen, findet sich dort vereinigt. Unter anderem finden
sich in dieser merkwürdigen Schaustellung eine Reihe von
Dioramen, die die Wandelungen, die die Pariserin seit 1790
durchgemacht hat, dem Beschauer vorführen.
ZU DEN TAFELN.
-x. Dem vorliegenden Hefte ist eine Tafel mit Darstel-
lungen aus dem Kunstgewerbemuseum zu Karlsruhe beige-
geben, einen Beschlag aus verzinntem Schmiedeeisen und
eine aus Nussbaum geschnitzte Stuhllehne. Die Zeichnungen
rühren von Schülern der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe
her. — Ferner geben wir die Abbildung der Decke zu der
im vorigen Hefte publizirten Ehrenadresse für Direktor Bauter
in Ehrenfeld. Die Decke ist auf Grund orientalischer Muster
vom Buchbindermeister Adam in Düsseldorf entworfen und
ausgeführt. — Ein Seitenstück zu der Intarsia aus Bozen,
die das vorige Heft aufwies, ist der beigelegte Farbendruck,
eine Füllung von einer Truhe, die sich im Besitz des Herrn
Direktors Karnauth in Bozen befindet. — Die vierte beige-
legte Tafel, einen Ehrenschild aus dem Bismarckmuseum
darstellend, ist auf S. 143 erwähnt.
Herausgeber: Artlmr Pabst in Köln. — Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.