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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Deutsch, Otto Erich: Rudolf von Alt: zum hundertsten Geburtstage des Meisters
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0018

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RUDOLF VON ALT

lieh der Lichtdruck, der schwarze und gar der
ideal-farbige, der Alfs bester Technik, dem
saftigen Aquarell, am meisten gerecht wird.
Um also hier wirklich richtige Vorstellungen
der Originale zu geben, mußte man das Buch
im Preise etwas exklusiver ansetzen, als es für
die Popularisierung des Künstlers vielleicht
erwünscht gewesen wäre.

Indessen müssen wir Österreicher dem Unter-
richts-Ministerium dankbar sein für diese schöne
Tat. Denn wir haben, infolge der Leipziger
Messe und aus anderen, nicht so greifbaren
Gründen, keinen rechten Buchverlag, viel
weniger einen Kunstverlag. Unsere klassischen
Dichter haben ihre rettenden Cottas im Reiche
gefunden. Wo aber bleiben für unsere bilden-
den Künstler die Verleger? Obwohl nach der
Jahrhundert-Ausstellung deutscher Kunst nie-
mand mehr daran zweifelt, daß Waldmüller
z. B. in der ersten Reihe der Künstler des
vorigen Säkulums marschiert, konnte sich bis-
her kein deutscher Verleger dazu entschließen,
ihm oder einem der anderen großen Öster-
reicher ein Buch zu widmen. (Segantini und
Schwind sind als Outsider angekommen.) „Um
Berliner wird gebeten", sagte Hermann Bahr,
als er Dalmatien retten wollte. Es können auch
Stuttgarter oder Bielefelder sein . . .

Rudolf Alt wurde als ältester Sohn des Malers
Jakob Alt aus Frankfurt am 28. August 1812
in Wien geboren. Nicht nur dieses bedeutsame
Datum, auch die Tüchtigkeit des Vaters, der
schon in allen Techniken zuhause war und sich
nicht zu sehr aufs Landschaftliche spezialisierte,
gaben für Rudolf gute Vorzeichen. Das Arbeiten
gehörte in der Altschen Familie zum anständigen
Leben, und zwar emsige, ausdauernde Arbeit.
Auch das Malenkönnen war in dem handwerk-
lichen Betriebe des Vaters, dem drei Söhne
und eine Tochter beim Illuminieren von Litho-
graphien und Radierungen helfen mußten, eine
Selbstverständlichkeit. Endlich vererbte sich
im Altschen Mannesstamme die Langlebigkeit:
Jakob Alt starb 1872 im Alter von 83 Jahren,
Rudolf 1905 als 93jähriger, und der jüngste
Bruder Franz, ein sehr geschickter und früher
viel gesuchter Vedutenmaler, wurde neulich
91 Jahre alt.

Nach einigen Kopierversuchen und Lehrlings-
arbeiten beim Vater kam Rudolf 1826, als
Schwind sein erstes Gemälde dort ausstellte,
an die Wiener Akademie, in die historische
Klasse, wo er einen Preis von 8 Silbertalern
und die Befreiung vom Militärdienste errang,
im übrigen nicht viel verdorben wurde. Sein
früh erwachtes Aquarell-Talent brach durch,
und er erhielt damals schon die ersten be-

KREUZOANG IN BERCHTESGADEN. AQUARELL RUDOLF VON ALT

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