DIE NEUE BERLINER SYNAGOGE. WOCHENTAGSSYNAGOGE ARCHITEKT EHRENFRIED HESSEL-BERLIN
Seitenschiffe sind in ihren Decken und Wänden
dunkel gehalten und so in einen angenehmen
Gegensatz zu dem lichtdurchfluteten Mittelschiff
gebracht. Der Anschluß der farbigen Seiten-
schiffdecke an das hellere Mittelschiff wird
durch die mit Glasmosaik geschmückten Lai-
bungen der Seitenarkaden aufs glücklichste ge-
wonnen. Ein kräftig farbiges Glasmosaik in
Teppichmustern bindet als Emporenbrüstung
den Innenraum des Mittelschiffes energisch zu-
sammen. Auf den schlichten Steinpfeilern ruhen
die wieder farbig gehaltenen Kuppeln der
Mittelschiffe und die Tonnen der Seitenschiffe.
Die Farbe findet sich von der Decke zum Boden
an den Fensterlaibungen herab, die in ihren
bunten Tönen einen kräftigen Rahmen für die
fast weiß in weiß gemusterten Fenster geben
und dadurch auch hier angenehme Gegensätze
schaffen. Die Messing-Kronen sind so ge-
hängt, daß die Gesamtstruktur des Gebäudes be-
tont und doch die Mittelachse freigehalten wird.
Die Hauptkrone hat Prof. Petersen entworfen,
und damit auch hier seiner echten Kunst ein
Denkmal gesetzt. Die ornamentale Plastik des
ganzen Baues hat Bildhauer Richard Kühn aus-
geführt. Das Gestühl ist im Tone zu hell; da
es den Grund für die ganze Farbenentwicklung
abgeben muß, wäre hier ein dunklerer Holzton
am Platze gewesen.*)
Die Ausstattung des Trausaales mit Kadiner
Kacheln und die Gliederung seiner Innenwände
ist nicht die Arbeit des Architekten Ehrenfried
Hessel, sondern die der Bauräte Hart und
Lesser. Ich kann nicht finden, daß der Trau-
saal, der allerdings vorläufig nur imitierte
farbige Kacheln zeigt, eine glückliche Wirkung
hat. Die Absicht, ihn wärmer im Tone zu
halten, ist anzuerkennen, doch scheint mir der
Weg, auf dem man dieses zu erreichen ver-
suchte, nicht gerade glücklich gewählt zu sein. —
Kadiner Kacheln in Verbindung mit buntfarbigem
Marmor scheint mir reichlich viel. Auch hier
hätte wohl der Gegensatz des Bunten zum
schlicht Dunkeln angenehmere Wirkungen ge-
geben.
*) Wie wir hören, ist das Gestühl gegen die Absicht des Archi-
tekten hell gebeizt worden, wodurch das Gold der Gewölbe in
den Raum hinabgezogen wird. Es hätte sich vielleicht auch em-
pfohlen, für die vom Architekten vorgeschlagene Bemalung und
Vergoldung des Allerheiligsten, für Bronze-Eingangstüren und
einen Brunnen im Hofe die Mittel zu bewilligen.
Die Schriftleitung.
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Seitenschiffe sind in ihren Decken und Wänden
dunkel gehalten und so in einen angenehmen
Gegensatz zu dem lichtdurchfluteten Mittelschiff
gebracht. Der Anschluß der farbigen Seiten-
schiffdecke an das hellere Mittelschiff wird
durch die mit Glasmosaik geschmückten Lai-
bungen der Seitenarkaden aufs glücklichste ge-
wonnen. Ein kräftig farbiges Glasmosaik in
Teppichmustern bindet als Emporenbrüstung
den Innenraum des Mittelschiffes energisch zu-
sammen. Auf den schlichten Steinpfeilern ruhen
die wieder farbig gehaltenen Kuppeln der
Mittelschiffe und die Tonnen der Seitenschiffe.
Die Farbe findet sich von der Decke zum Boden
an den Fensterlaibungen herab, die in ihren
bunten Tönen einen kräftigen Rahmen für die
fast weiß in weiß gemusterten Fenster geben
und dadurch auch hier angenehme Gegensätze
schaffen. Die Messing-Kronen sind so ge-
hängt, daß die Gesamtstruktur des Gebäudes be-
tont und doch die Mittelachse freigehalten wird.
Die Hauptkrone hat Prof. Petersen entworfen,
und damit auch hier seiner echten Kunst ein
Denkmal gesetzt. Die ornamentale Plastik des
ganzen Baues hat Bildhauer Richard Kühn aus-
geführt. Das Gestühl ist im Tone zu hell; da
es den Grund für die ganze Farbenentwicklung
abgeben muß, wäre hier ein dunklerer Holzton
am Platze gewesen.*)
Die Ausstattung des Trausaales mit Kadiner
Kacheln und die Gliederung seiner Innenwände
ist nicht die Arbeit des Architekten Ehrenfried
Hessel, sondern die der Bauräte Hart und
Lesser. Ich kann nicht finden, daß der Trau-
saal, der allerdings vorläufig nur imitierte
farbige Kacheln zeigt, eine glückliche Wirkung
hat. Die Absicht, ihn wärmer im Tone zu
halten, ist anzuerkennen, doch scheint mir der
Weg, auf dem man dieses zu erreichen ver-
suchte, nicht gerade glücklich gewählt zu sein. —
Kadiner Kacheln in Verbindung mit buntfarbigem
Marmor scheint mir reichlich viel. Auch hier
hätte wohl der Gegensatz des Bunten zum
schlicht Dunkeln angenehmere Wirkungen ge-
geben.
*) Wie wir hören, ist das Gestühl gegen die Absicht des Archi-
tekten hell gebeizt worden, wodurch das Gold der Gewölbe in
den Raum hinabgezogen wird. Es hätte sich vielleicht auch em-
pfohlen, für die vom Architekten vorgeschlagene Bemalung und
Vergoldung des Allerheiligsten, für Bronze-Eingangstüren und
einen Brunnen im Hofe die Mittel zu bewilligen.
Die Schriftleitung.
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