ANTOINE LOUIS BARYE
ganz neues Feld geschaffen hat, indem sie in
Porzellan meist kleinere Tiere: Seevögel, Hunde,
Katzen, aber auch einige größere darstellt. Sie
soll jetzt damit beschäftigt sein, an einem Reiter-
denkmal des verstorbenen dänischen Königs
zu arbeiten. Ein trefflicher Bildhauer war der
in Stuttgart lebende Baron A. v. Heyn,
welcher, als Hofmarschall und Rittmeister am
Hofe beschäftigt, die Kunst nur als Dilettant
trieb. Seine kleinen Modelle, namentlich von
Rindvieh und Hunden, wirken wie plastische
Photographien und sind kaum zu übertreffen.
Christian Rauch, Schaper, Fritz Drake,
Gustav Bläser schufen im vorigen Jahrhundert
plastisch empfundene, gute Pferdemodelle für
ihre Reiterdenkmäler, und jetzt haben wir neben
den feinen Pferdekennern: Tuaillon, Manzel,
Gaul den jüngst verstorbenen Maison. Die
Reihe der kleinen Plastiker ist eine kaum zu
übersehende. Fast die sämtlichen Inwohner
unserer Käfige im Zoologischen Garten sind
durch Pallenberg plastisch verherrlicht. Auch
Moritz Geyger hat in Plastik und mit der Radier-
nadel Hervorragendes auf dem Tiergebiet gezeigt.
Ich will nun von dem größten Tierbildhauer
A. Barye einiges erzählen: Seine Bekanntschaft
machte ich in dem seinerzeit alleinseligmachenden
Malerort Barbizon bei Paris. Er war eine
mittelgroße, einfache, bescheidene, etwas zurück-
haltende Erscheinung, der man das große Genie
nicht gleich anmerkte, mit glatt rasiertem ernsten
Gesicht, eher einem Schulmeister gleichend.
Am 15. September 1796 war er in Paris ge-
boren und z. Z. meiner Pariser Studien 1867
kein Jüngling mehr. Jn jener Zeit lebten in
dem Malerdorfe alle die Landschaftsberühmt-
heiten, von denen heute ein oder einige Bilder
zu besitzen für jeden angesehenen Kunstliebhaber
und reichen Bankier eine unerläßliche Not-
wendigkeit ist, namentlich wenn man auf den
dafür gezahlten Preis besonders eitel sein darf.
Von den meisten habe ich viel gelernt und galt
damals als Pleinairist und Neuerer, weil ich
mich an die richtige Verwendung schöner braun-
gelber Farben nicht gewöhnen mochte — o quae
mutatio rerum, o jerum, jerum jerum! Mit
Barye saß ich sehr oft unter einer alten Eiche,
wo wir beide Landschaftsstudien machten, denn
erwarauch einsehrtüchtigerMalerund Aquarellist.
Er suchte sich kleine Motive mit Sand, Gestein
BÜFFEL. KLEINBRONZE
52
ANTOINE LOUIS BARYE
ganz neues Feld geschaffen hat, indem sie in
Porzellan meist kleinere Tiere: Seevögel, Hunde,
Katzen, aber auch einige größere darstellt. Sie
soll jetzt damit beschäftigt sein, an einem Reiter-
denkmal des verstorbenen dänischen Königs
zu arbeiten. Ein trefflicher Bildhauer war der
in Stuttgart lebende Baron A. v. Heyn,
welcher, als Hofmarschall und Rittmeister am
Hofe beschäftigt, die Kunst nur als Dilettant
trieb. Seine kleinen Modelle, namentlich von
Rindvieh und Hunden, wirken wie plastische
Photographien und sind kaum zu übertreffen.
Christian Rauch, Schaper, Fritz Drake,
Gustav Bläser schufen im vorigen Jahrhundert
plastisch empfundene, gute Pferdemodelle für
ihre Reiterdenkmäler, und jetzt haben wir neben
den feinen Pferdekennern: Tuaillon, Manzel,
Gaul den jüngst verstorbenen Maison. Die
Reihe der kleinen Plastiker ist eine kaum zu
übersehende. Fast die sämtlichen Inwohner
unserer Käfige im Zoologischen Garten sind
durch Pallenberg plastisch verherrlicht. Auch
Moritz Geyger hat in Plastik und mit der Radier-
nadel Hervorragendes auf dem Tiergebiet gezeigt.
Ich will nun von dem größten Tierbildhauer
A. Barye einiges erzählen: Seine Bekanntschaft
machte ich in dem seinerzeit alleinseligmachenden
Malerort Barbizon bei Paris. Er war eine
mittelgroße, einfache, bescheidene, etwas zurück-
haltende Erscheinung, der man das große Genie
nicht gleich anmerkte, mit glatt rasiertem ernsten
Gesicht, eher einem Schulmeister gleichend.
Am 15. September 1796 war er in Paris ge-
boren und z. Z. meiner Pariser Studien 1867
kein Jüngling mehr. Jn jener Zeit lebten in
dem Malerdorfe alle die Landschaftsberühmt-
heiten, von denen heute ein oder einige Bilder
zu besitzen für jeden angesehenen Kunstliebhaber
und reichen Bankier eine unerläßliche Not-
wendigkeit ist, namentlich wenn man auf den
dafür gezahlten Preis besonders eitel sein darf.
Von den meisten habe ich viel gelernt und galt
damals als Pleinairist und Neuerer, weil ich
mich an die richtige Verwendung schöner braun-
gelber Farben nicht gewöhnen mochte — o quae
mutatio rerum, o jerum, jerum jerum! Mit
Barye saß ich sehr oft unter einer alten Eiche,
wo wir beide Landschaftsstudien machten, denn
erwarauch einsehrtüchtigerMalerund Aquarellist.
Er suchte sich kleine Motive mit Sand, Gestein
BÜFFEL. KLEINBRONZE
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ANTOINE LOUIS BARYE