und Wurzelwerk, welche er zu Hintergründen
für seine wilden Tiere in Aquarell verwendete.
Besonders aufgeregt war er, wenn unsere Arbeit
dadurch unterbrochen wurde, daß zur Jagdzeit
im Herbst ein Hirsch in einiger Nähe bei uns
vorbeisauste, gefolgt von der Meute und den
malerisch kostümierten Piqueuren. Wohl hatte
ich in Paris im Tuilerien-Garten schon seinen
großen Bronze-Löwen, der mit einer Schlange
kämpft, bewundert. Er hatte den Wüstenkönig
nicht als einen vornehmen, edlen und schönen
Charakter dargestellt, sondern mehr als eine
niederträchtige, böse, große Katze, aber von
einer Schönheit der Komposition, die in allen
Ansichten den Kennern die größte Freude be-
reitet. Erst später nach Paris zurückgekehrt,
trat ich ihm in seinen vielen Arbeiten näher
und besuchte ihn in seiner Werkstatt, in welcher
er auch die kleineren Tiermodelle goß und selbst
ziselierte. Diese damals von ihm geschaffenen
Abgüsse waren alle neben seinem Namen mit
Zahlen versehen, welche sagten, daß der vor-
liegende der zum Beispiel 26. Abguß des
Modelles Nr. 35 war. Die so von ihm be-
zeichneten Modelle werden heute von Sammlern
mit außerordentlich hohen Preisen bezahlt, um
so höher, je niedriger der Vermerk der Abguß-
zahl ist. A. L. Barye war der Sohn eines Gold-
schmieds und Bronzegießers und befaßte sich
schon früh mit der Technik des Ziselierens.
Bis ungefähr zum 40. Jahre seines nicht reich
begüterten Lebens arbeitete er in einer Werk-
statt, in welcher für das Militär Knöpfe und
Uniform-Embleme wie Schnallen, Zahlen und
Adler gegossen und ziseliert wurden. Mühsam
geizte er sich ein paar Morgenstunden ab, um
im Jardin des plantes seine Tierstudien zu
machen; oft soll ihm dabei etwas eigentlich
für die Bären bestimmtes Brot als Frühstück
gedient haben. Als er aber mit seinen Gruppen
in die Öffentlichkeit trat, begann auch sofort
sein Ruhm. Bei seinen Arbeiten ging er sehr
gewissenhaft und wissenschaftlich vor. Er machte
unendlich viele anatomische Studien der Tiere
mit mathematischer Maßangabe, und wenn er
an die Arbeit ging, machte er nicht erst ein
festes Draht-Gestell, sondern begann die Glied-
maßen in richtigen Verhältnissen beweglich in
Draht herzustellen und bei größeren Werken
das Innere des Körpers in Holz, an welchem
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für seine wilden Tiere in Aquarell verwendete.
Besonders aufgeregt war er, wenn unsere Arbeit
dadurch unterbrochen wurde, daß zur Jagdzeit
im Herbst ein Hirsch in einiger Nähe bei uns
vorbeisauste, gefolgt von der Meute und den
malerisch kostümierten Piqueuren. Wohl hatte
ich in Paris im Tuilerien-Garten schon seinen
großen Bronze-Löwen, der mit einer Schlange
kämpft, bewundert. Er hatte den Wüstenkönig
nicht als einen vornehmen, edlen und schönen
Charakter dargestellt, sondern mehr als eine
niederträchtige, böse, große Katze, aber von
einer Schönheit der Komposition, die in allen
Ansichten den Kennern die größte Freude be-
reitet. Erst später nach Paris zurückgekehrt,
trat ich ihm in seinen vielen Arbeiten näher
und besuchte ihn in seiner Werkstatt, in welcher
er auch die kleineren Tiermodelle goß und selbst
ziselierte. Diese damals von ihm geschaffenen
Abgüsse waren alle neben seinem Namen mit
Zahlen versehen, welche sagten, daß der vor-
liegende der zum Beispiel 26. Abguß des
Modelles Nr. 35 war. Die so von ihm be-
zeichneten Modelle werden heute von Sammlern
mit außerordentlich hohen Preisen bezahlt, um
so höher, je niedriger der Vermerk der Abguß-
zahl ist. A. L. Barye war der Sohn eines Gold-
schmieds und Bronzegießers und befaßte sich
schon früh mit der Technik des Ziselierens.
Bis ungefähr zum 40. Jahre seines nicht reich
begüterten Lebens arbeitete er in einer Werk-
statt, in welcher für das Militär Knöpfe und
Uniform-Embleme wie Schnallen, Zahlen und
Adler gegossen und ziseliert wurden. Mühsam
geizte er sich ein paar Morgenstunden ab, um
im Jardin des plantes seine Tierstudien zu
machen; oft soll ihm dabei etwas eigentlich
für die Bären bestimmtes Brot als Frühstück
gedient haben. Als er aber mit seinen Gruppen
in die Öffentlichkeit trat, begann auch sofort
sein Ruhm. Bei seinen Arbeiten ging er sehr
gewissenhaft und wissenschaftlich vor. Er machte
unendlich viele anatomische Studien der Tiere
mit mathematischer Maßangabe, und wenn er
an die Arbeit ging, machte er nicht erst ein
festes Draht-Gestell, sondern begann die Glied-
maßen in richtigen Verhältnissen beweglich in
Draht herzustellen und bei größeren Werken
das Innere des Körpers in Holz, an welchem
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