ANTOINE LOUIS BARYE
Kaminuhren, Tischplatten etc.,
bei denen, wie z. B. bei Leuch-
tern, niedliche Mäuse und Vögel
geschmackvoll verwendet wur-
den. Barye wurde zur Beloh-
nung für seine trefflichen zoolo-
gischen und anatomischen
Zeichnungen als Direktor der
Zoologischen Studien-Abteilung
angestellt, widmete aber diesem
Lehramt nur wenig Aufmerk-
samkeit. Außer seinen Tier-
plastiken hat er auch figürliche
Darstellungen gearbeitet. Für
einen Pavillon am Louvre schuf
er vier große Gruppen in
Sandstein „Krieg und Frieden"
und zwei andere, die für einen
niederen Sockel gedacht waren.
Aber die Herren Baumeister der
älteren und neuen Zeit sind
meist der Meinung, daß man
Kunstwerke garnicht hoch ge-
nug anschlagen und aufstellen
könne. So wurde schon früher
fressender bar. kleinbronze antoine louis barye der herrliche Parthenon - Fries
derartig plaziert, daß man ihn
erst heute in seinen Trümmern
die Oberarme und Oberschenkelköpfe wiederum bewundern und genießen kann. Die meisten
beweglich angesetzt wurden. So vermied er, Friese, Frontespice etc. sind nur für das be-
daß durch unsichere Maße die ganze Arbeit friedigende Bewußtsein des Autors geschaffen,
später zusammen gehauen werden mußte. Auf unserem Berliner Parlament stehen z. B.
Es ist ebenso erstaunlich wie bewundernswert, zwei Meisterwerke „Ritter zu Pferde" von Mai son
mit welcher großen Kunst der Sinn der hoch oben, dem menschlichen Auge nicht
echten Plastik in all seinen Werken bewahrt erreichbar, man nennt diese in der Architektur-
ist. Wenn man das kleinste Modell betrachtet, spräche, wie ich glaube, Dachreiter,
so erfreut den Beschauer die Kunst, wie fein Der Herzog von Orleans machte eines Tages
alle Linien in Schönheit und Grazie sich gegen eine große Bestellung an Barye. Der Künstler
einander bewegen. Seine Arbeiten haben nie sollte als Schmuck für eine Tafel in einem
etwas auseinander Gezerrtes, sondern mehr etwas Speisesaal der Tuilerien eine Anzahl plastischer
Komprimiertes mit schöner und mannigfaltiger Gruppen machen, die verschiedene Jagden ver-
Silhouette. Manche behaupten, daß seine Tiere sinnbildlichen. Als fünf davon vollendet waren,
die Anatomie „auswendig" hätten, aber er hat meinte der Hofarchitekt Chenavard, daß man
eben aus jedem Tier alles Plastische besonders mit den einzelnen Gruppen auf der Tafel keine
herausgeholt und fand, daß Tiere, deren großen Effekte erzielen könne, es müßte um
Oberfläche zu glatt und einfach ist, unter dem dieselben herum eine architektonische Anordnung
Deckmantel des Stiles langweilig wirken. Der geschaffen werden mit Säulen von edelstem
sogenannte Stil bewegt sich ja heute zwischen Metall, Gold und Silber, Sockeln aus Lapis
zwei Extremen. Die Anhäneer des großen lazuli und Gott weiß, was noch. Etwas wider-
Rodin können nicht weit genug gehen in Be- willig ließ der Herzog den Baumeister gewähren,
tonung übertriebener Formen und großer Un- und er schuf eine großartige Säulenkolonnade,
fertigkeit. Andere finden den Stil in so großer in der die Gruppen Baryes wirken sollten.
Glätte, daß man oft Reliefs sieht, die aussehen, als Als ein Teil dieser Veranstaltung, die ein enormes
wenn jemand darauf geschlafen hätte oder Gewicht hatte, auf den betreffenden Tisch in
herumgerutscht wäre. dem Speisesaal probeweise plaziert wurde, brach
Im Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit er- der Tisch unter der Last zusammen. Es wurde
fand Barye auch viele kunstgewerbliche und allerlei nun von dem Baumeister ein anderer Tisch
Gebrauchsgegenstände: Tintenfässer, Kandelaber, aus festem Holz und Metall konstruiert und
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Kaminuhren, Tischplatten etc.,
bei denen, wie z. B. bei Leuch-
tern, niedliche Mäuse und Vögel
geschmackvoll verwendet wur-
den. Barye wurde zur Beloh-
nung für seine trefflichen zoolo-
gischen und anatomischen
Zeichnungen als Direktor der
Zoologischen Studien-Abteilung
angestellt, widmete aber diesem
Lehramt nur wenig Aufmerk-
samkeit. Außer seinen Tier-
plastiken hat er auch figürliche
Darstellungen gearbeitet. Für
einen Pavillon am Louvre schuf
er vier große Gruppen in
Sandstein „Krieg und Frieden"
und zwei andere, die für einen
niederen Sockel gedacht waren.
Aber die Herren Baumeister der
älteren und neuen Zeit sind
meist der Meinung, daß man
Kunstwerke garnicht hoch ge-
nug anschlagen und aufstellen
könne. So wurde schon früher
fressender bar. kleinbronze antoine louis barye der herrliche Parthenon - Fries
derartig plaziert, daß man ihn
erst heute in seinen Trümmern
die Oberarme und Oberschenkelköpfe wiederum bewundern und genießen kann. Die meisten
beweglich angesetzt wurden. So vermied er, Friese, Frontespice etc. sind nur für das be-
daß durch unsichere Maße die ganze Arbeit friedigende Bewußtsein des Autors geschaffen,
später zusammen gehauen werden mußte. Auf unserem Berliner Parlament stehen z. B.
Es ist ebenso erstaunlich wie bewundernswert, zwei Meisterwerke „Ritter zu Pferde" von Mai son
mit welcher großen Kunst der Sinn der hoch oben, dem menschlichen Auge nicht
echten Plastik in all seinen Werken bewahrt erreichbar, man nennt diese in der Architektur-
ist. Wenn man das kleinste Modell betrachtet, spräche, wie ich glaube, Dachreiter,
so erfreut den Beschauer die Kunst, wie fein Der Herzog von Orleans machte eines Tages
alle Linien in Schönheit und Grazie sich gegen eine große Bestellung an Barye. Der Künstler
einander bewegen. Seine Arbeiten haben nie sollte als Schmuck für eine Tafel in einem
etwas auseinander Gezerrtes, sondern mehr etwas Speisesaal der Tuilerien eine Anzahl plastischer
Komprimiertes mit schöner und mannigfaltiger Gruppen machen, die verschiedene Jagden ver-
Silhouette. Manche behaupten, daß seine Tiere sinnbildlichen. Als fünf davon vollendet waren,
die Anatomie „auswendig" hätten, aber er hat meinte der Hofarchitekt Chenavard, daß man
eben aus jedem Tier alles Plastische besonders mit den einzelnen Gruppen auf der Tafel keine
herausgeholt und fand, daß Tiere, deren großen Effekte erzielen könne, es müßte um
Oberfläche zu glatt und einfach ist, unter dem dieselben herum eine architektonische Anordnung
Deckmantel des Stiles langweilig wirken. Der geschaffen werden mit Säulen von edelstem
sogenannte Stil bewegt sich ja heute zwischen Metall, Gold und Silber, Sockeln aus Lapis
zwei Extremen. Die Anhäneer des großen lazuli und Gott weiß, was noch. Etwas wider-
Rodin können nicht weit genug gehen in Be- willig ließ der Herzog den Baumeister gewähren,
tonung übertriebener Formen und großer Un- und er schuf eine großartige Säulenkolonnade,
fertigkeit. Andere finden den Stil in so großer in der die Gruppen Baryes wirken sollten.
Glätte, daß man oft Reliefs sieht, die aussehen, als Als ein Teil dieser Veranstaltung, die ein enormes
wenn jemand darauf geschlafen hätte oder Gewicht hatte, auf den betreffenden Tisch in
herumgerutscht wäre. dem Speisesaal probeweise plaziert wurde, brach
Im Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit er- der Tisch unter der Last zusammen. Es wurde
fand Barye auch viele kunstgewerbliche und allerlei nun von dem Baumeister ein anderer Tisch
Gebrauchsgegenstände: Tintenfässer, Kandelaber, aus festem Holz und Metall konstruiert und
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